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Psycho-Physiognomik

Körpersprache richtig(er) übersetzen

Marc Grewohl

Körpersprache-Trainer wissen es: Die Kenntnisse um die Bedeutung der Körpersignale sollten zum Allgemeinwissen zählen. Der Händedruck, das Gangbild und viele weitere Aspekte geben Menschen wertvolle Informationen damit erfolgreiche Kommunikation gelingt. Viele Körpersignale werden mittlerweile, auch außerhalb des Trainerberufes, als Zeichen des Inneren akzeptiert und bewusst übersetzt. Doch wie ist das mit den Details?

Eine zentrale Erkenntnis der Psycho-Physiognomik ist, dass sich das Innere im Äußeren offenbart. Schon Paracelsus (1493-1541) machte folgende Gleichung zum Mittelpunkt seines Systems: 

Mikrokosmos = Makrokosmos. Der Mensch

(Mikrokosmos) sei nur durch die Welt, die Welt nur durch den Menschen zu erkennen. Nichts in der Natur geschehe durch äußere, alles durch innere Ursachen, so Paracelsus.

Wenn wir die Erkenntnis „Wie innen so außen“, konsequent weiterdenken, gilt dies auch für kleine Zeichen, wie z.B. dem Kratzen am Hinterkopf. Wer bei dieser Geste keine plausible Deutung hat, spricht wahrscheinlich vom Zufall oder einer Irritation der Kopfhaut (jucken, etc.).

An diesem Punkt ist die Herangehensweise an die Übersetzung der Körpersprache entscheidend. Ein Hilfsmittel für die exakte Deutung ist die Psycho-Physiognomik. Sie ermöglicht eine differenzierte Zeichenübersetzung aufgrund der zahlreichen Ausdruckszonen am Kopf. Beispielsweise ist der Haarwirbelbereich des oberen Hinterkopfes aus psycho-physiognomischer Sicht die Ausdruckszone für Selbstsicherheit und innere Standfestigkeit.

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Bild 1a/b mit oberem Hinterkopf des Studienkopfes (© Studienkopf.de)

In Worte fassen, was Menschen ohne sagen

Vor einigen Jahren besuchte ich gemeinsam mit einem Freund eine Psycho-Physiognomik-Studien¬woche. Wir richteten unseren Fokus auf die scheinbar unbedeutenden Gesten, wie z.B. dem Kratzen am Kopf, am Kinn, an der Nase usw. Im Blickpunkt standen dabei Personen, die in Analysen nach bestimmten Aspekten ihrer Persönlichkeit und Verhaltensweisen befragt wurden. Ein Teilnehmer reagierte auf eine Frage, die seine Familie betraf und während er seine Antwort formulierte, mit dem Kratzen des unteren Hinterkopfes. Ob in dem Moment nun die Kopfhaut juckte oder der Mann sich einfach so am Kopf kratzte, war nicht zu erkennen. Fakt war, dass er sich an die Ausdruckszone für Häuslichkeit, Heimat- und Familiensinn fasste, ohne auf seinen Hinterkopf angesprochen worden zu sein.

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Bild 2 Unterer Hinterkopf: Zone für Häuslichkeit, Heimat- und Familiensinn

Da in der Körpersprache nichts einfach nur so passiert, sondern die äußeren Zeichen stets das Ergebnis von innerer Einstellung, Gefühlen und Gedanken ausdrücken, wäre selbst ein plötzliches Jucken kein Zufall.

Der Weg zur richtigen Deutung

Körpersprache ist direkt und ehrlich, allerdings auch individuell. Sie funktioniert nach keinem digitalen Muster. Jede Situation ist einzigartig und sehr komplex. Ein Signal ist immer in Verbindung mit sämtlichen Körpersignalen, mit dem jeweiligen Thema und der Gesamtsituation zu deuten.

Alle Zeichen in eine Deutung mit einzubeziehen, ist aufgrund der Vielzahl von Faktoren unmöglich. Ich empfehle Ihnen, fragend vorzu¬gehen. Anders als eine Aussage, lässt eine Frage Ihnen die Türen für weitere, differenziertere Motive offen. Die richtige Frage zur richtigen Zeit lässt entsprechende Antworten fast von selbst entstehen. In Kombination mit einer konsequenten und einfühlsamen Deutung, ist dies ein Weg zur stimmigeren Zeichenerklärung.

Zentrale Leitfrage zur Deutung

Aus welchem inneren Impuls heraus entsteht der beobachtete körpersprachliche Ausdruck?

Fragen-Kompass zur Deutung der Körpersprache

  1. Wann tritt die jeweilige Körpersprache (Gestik, Mimik, etc.) auf?
  2. Was ist zu diesem Zeitpunkt gerade Thema?
  3. Bei Kopfbeteiligung: Welches Thema kommt an dieser Stelle (siehe Studienkopf) zum Ausdruck und welche Rolle spielt es für die Person?

Ergänzungsfragen:

  1. Welche Beziehung hat die Person zu ihrem augenblicklichen Umfeld?
  2. Zu welchem Zeitpunkt ändert sich die Körpersprache?

Zielfragen zur Deutung

Wie fügen sich die einzelnen Körpersignale zu einem großen Deutungsbild zusammen? Was bedeutet das für die jeweilige Person?

Beispiele:

Alle Kurzinterpretationen weisen auf ein Thema hin und sind stets mit den oben stehenden Fragen zu vervollständigen.

  • Hand unter Kinn = Körperliche Impulskraft braucht Unterstützung.
  • Hand vor Kinn = Körperliche Impulskraft wird zurückgehalten (Bild 3c).
  • Hand unter Unterkiefer = Durchführungskraft und Beharrlichkeit brauchen Unterstützung.
  • Kratzen am Seitenkopf = Ökonomische und wirtschaftliche Aspekte werden betrachtet (Bild 3 a-b).

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Bilder 3 a / b / c

Nutzen und Empfehlung für Trainer

Durch die Kombination mit den Erkenntnissen der Psycho-Physiognomik kann der Trainer noch detailliertere Analysen und tiefere Zusammenhänge nonverbaler Art übersetzen.

Beobachten Sie eine Woche lang, wann Ihr Gegenüber und Sie selbst, welche Geste zeigen. Kombinieren Sie die oben genannten Fragen mit der jeweiligen Situation. Die Umsetzung der differenzierten Kombination braucht Einfühlungsvermögen, Zeit und Übung. Ich wünsche Ihnen schon jetzt viel Erfolg!

Ausbildungsmöglichkeiten

Wer mehr wissen und die genannten Fähigkeiten erwerben möchte, kann dies u.a. in Wochenendseminaren in Wunstorf/Hannover, in einer Jahres-Ausbildung in Psycho-Physiognomik oder in Einzel-Schulungen und Beratungen nach Vereinbarung. 

Das Trainertreffen bietet mit Marc Grewohl zu diesem Thema einen Workshop für Menschen,
die mit Menschen arbeiten an. Mehr...

Literatur & Studienmaterial

  • TKB-Artikelreihe zum Thema Psycho-Physiognomik, Sonderdruck, Marc Grewohl
  • Studienmaterial der Psycho-Physiognomik, www.studienkopf.de
  • Körpersprache, Samy Molcho, Mosaik Verlag
  • Körpersprache für Manager, Horst Rückle, mi-Verlag

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Der Autor

Marc Grewohl, Jg. 1971, Physiognomiker, Persönlichkeitsberater/Trainer und Heilpraktiker. Seit 1994 als Referent und Ausbilder im Bereich der Psycho- und Patho-Physiognomik für den gesamten deutschsprachigen Raum tätig. Einzel- und Teamberatungen. Seit 1996 Heilpraktiker mit eigener Praxis. Schwerpunkte: Antlitzdiagnose, Psychologische Beratung, Psychosomatische Medizin, Klassische Homöopathie.

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