Ungewöhnliche Trainingspfade betreten.

Vertiefende, interaktive, pure und nachhaltige Trainingsinterventionen jenseits der Norm

von Barbara Messer

managerSeminare-Verlag, Bonn 2014,
330 S., ISBN 978-3-941965-85-0,
49,90 Euro

Rezension von Barbara Materne

Barbara Messers neueste Veröffentlichung ist mehr als ein Methodenbuch. Viel mehr, um genau zu sein. Denn die Autorin lässt uns hier an ihrer Trainingsphilosophie teilhaben, an ihren Grundlagen und ihrer Haltung. Und das macht die „Ungewöhnlichen Trainingspfade" zu einem sehr besonderen und sehr persönlichen Buch.

Dieses Buch lohnt sich aus vielen Gründen. Meine drei wichtigsten sind:

1. Der Methodenteil: Hier stellt Barbara Messer knapp 50 ihrer Formate und Interventionen vor - große und kleine, aufwändige und weniger aufwändige, für Einstieg, Feedback, Dialog und Selbstreflexion - die alle eines gemeinsam haben: Sie überraschen, fordern heraus, sind humorvoll, gehaltvoll und wertschätzend.

Vermutlich findet sich darunter auch die ein oder andere Methode, die selbst gestandenen Trainerinnen und Trainern schon bei der Vorstellung daran, sie im Training einzusetzen, die Haare zu Berge stehen lässt. Da kann ich nur aus Erfahrung sagen: Das Risiko lohnt sich in jeder Hinsicht, denn Barbara Messers Methoden sind wirksam und machen doppelt Spaß: Einmal bei der Vorbereitung selbst, denn trotz der wasserdichten Anleitung inklusive aller Vor- und Nachüberlegungen bleibt viel Raum für eigene Kreativität und individuelle Gestaltung. Und dann natürlich bei der Durchführung, wenn die Teilnehmenden merken „Hier läuft etwas grundsätzlich anders als sonst" und plötzlich auch ganz anders dabei, beteiligt und in Kontakt sind.

2. Die Postulate: Hier hat die Autorin ihre zentralen Trainings-Grundsätze und -Überzeugungen zusammengefasst und beim Lesen stellt sich wiederholt das Gefühl ein: „Die Frau hat ja so Recht!" Dass einige davon schon zum eigenen Trainer-Selbstverständnis zählen ist umso besser: So kann man sich im bisherigen Tun bestätigt und bestärkt fühlen und sieht sich gleichzeitig ermuntert, den gesamten Rest auf den Prüfstand zu stellen. Das wiederum könnte unter anderem zu dem befreienden Umstand führen, in zukünftigen Seminaren der überzeugenden Empfehlung zu folgen, sich kein negatives Feedback mehr zu holen.

3. Der Stil: Das alles liest sich ausgesprochen anregend und kurzweilig. Nicht nur, weil Barbara Messers Einstellung und Haltung sich in ihrer Sprache widerspiegeln und sie Sätze schreibt, die man siezen möchte, zum Beispiel über die „zutiefst glücklichen, übervollen, überschäumenden Momente, in denen uns die eigene Lebensfreude herumwirbelt". Sondern auch, weil ihre beiden Alter Egos Dagmar Blume und Dr. Manfred Läster in mal witzigen, mal bissigen und immer hilfreichen Kommentaren ihren Senf dazugeben.

Fazit: Nach der Lektüre dieses Buches möchte man stehenden Fußes minimale bis große Veränderungen an den eigenen Trainings vornehmen und mutige Interventionen und Inszenierungen wagen. Daher meine ganz klare Empfehlung: Lesen, sich inspirieren lassen, auswählen und einsetzen.

P.S. Meine Lieblingsmethoden: Als Teilnehmerin der „Gemeindegesang", der innerhalb kürzester Zeit Unglaubliches schafft: Gruppengefühl, Motivation, Ausgelassenheit, Neugier auf neue Inhalte. Und als Trainerin ganz klar die „Kontaktanzeige". Diese nostalgische, im digitalen Zeitalter fast schon verloren gegangene Textform erlaubt jede Menge Wortspiele, Anspielungen und kreative Ausgestaltungen. Und letztlich gilt auch für Barbara Messers Buch ja genau das, was viele Kontaktanzeigen in Aussicht stellen: Alles kann, nichts muss.

Barbara Materne

Zum Trainer-Profil der Rezensentin