Margret Richter

Komplexitätsmanagement

Mit Systemdenken Krisen als Wachstumschancen nutzen

Dr. Margret Richter

Die Welt steckt mitten in einer Finanz- und Wirtschaftskrise. Banken brechen zusammen. Firmen machen pleite. Aufträge brechen ein. Konjunkturpakete sollen helfen, die Krise zu überwinden. Unterstützend können sie nur dann wirken, wenn die Übel an der Wurzel gepackt werden.

Die Krise ist im Kern kein monetäres Problem. Die Ursache der Weltwirt­schaftskrise sind gravierende Mängel in der Unternehmensführung. Fehler in der Steuerung und Regelung der Unternehmen und Organisationen haben zur Krise geführt. Auch das Gesundheitssystem steckt seit Jahren in der Krise. Eine Reform nach der anderen kuriert an Symptomen herum, ver­schiebt die Probleme von einem Sektor in den anderen. Keiner überblickt, welche Auswirkungen die Eingriffe auf die unterschiedlichen Bereiche des Systems haben. Die Weltwirtschaftskrise ist Ausdruck eines multimorbiden gesellschaftlichen Gesamt-Systems, in dem seit langer Zeit falsch gesteuert und geregelt wird. Es wird mit der rasant zunehmenden Komplexität nicht fertig.

Systemdenken mit Kybernetik ist notwendig, um Komplexität zu managen. Das ist ein Denken in Zusammenhängen, das sich an der Struktur orga­nisierter Systeme und ihrer speziellen Dynamik orientiert. Es stellt Methoden und Instrumente zur optimalen Steuerung und Regelung komplexer Systeme zur Verfügung.

Die zunehmende Komplexität mit ihrer starken Vernetzung, Dynamik, Un­überschaubarkeit und beschränkten Kontrollierbarkeit hat zu den Krisen geführt, die wir zu bewältigen haben. Sie zeigt, dass die Regulierungs- und Steuerungssysteme versagt haben, weil sie veraltet sind und nicht für den Umgang mit komplexen Systemen taugen. Schlüsselwörter zum Verstehen der Krise sind Komplexität, System und Management im Sinne von Steuern und Regeln. Komplexe Probleme werden nach wie vor hauptsächlich mit linearen Methoden und Instrumenten bearbeitet, die gut für komplizierte und unbrauchbar für komplexe Systeme sind. Hier hilft uns nur das System­denken mit dem Denken in kreisförmigen Kausalketten weiter und das Beachten und Nutzen der Gesetzmäßigkeiten komplexer Systeme.

Kompliziert ist nicht gleich komplex

Komplexe Systeme wie eine Organisation, ein Unternehmen oder die Volks­wirtschaft zeichnen sich wie komplizierte, durch viele, stark verknüpfte Sys­temelemente aus. Der Unterschied von komplexen und komplizierten Systemen liegt darin, dass die Systemelemente und ihre Beziehungen sich im Zeitablauf ändern. Genau diese Dynamik ist es, die für den Umgang mit komplexen Systemen andere Steuerungs- und Regelungsmethoden und Instrumente erfordert als für den Umgang mit komplizierten Systemen.

Ein komplexes System verhält sich völlig anders als seine Teile. Es hat ein Eigenleben. Ein Eingriff an einer Stelle pflanzt sich fort und wirkt sich auf das ganze System aus. Er hat höchst komplexe Konsequenzen wie Rückkopp­lungen, Zeitverzögerungen und Spätfolgen. Die jetzige Weltwirtschaftskrise zeigt das ganz deutlich. Obwohl für sich allein perfekt geplant, können die Wechselwir­kungen, die ein Eingriff in ein komplexes System auslöst, ein Chaos verursachen. Im Kopf kann kein Mensch die Folgewirkungen eines Eingriffs in ein komplexes System durchspielen. Diese zu kennen, ist jedoch zur effizienten Steuerung von Wirtschafts- und Gesellschaftssystemen sowie zur Anpassung an Veränderungen und zur Entwicklung der Systeme äußerst wichtig. Komplexe Systeme sind wegen der Dynamik beschränkt kontrollierbar und müssen ständig im Auge behalten werden. Doch sie sind lenkbar, wenn ihre Gesetzmäßigkeiten beachtet werden.

Das Verhalten eines komplizierten Systems ist dagegen deterministisch und berechenbar. Ein kompliziertes Problem löst man auf die Descartes’sche Art: Man zerlegt es in Teilprobleme und löst diese einzeln.

Mit Lösungen für komplizierte Systeme kann man keine komplexen Probleme lösen 

Diese Methode hat zur Krise beigetragen, da sie fälschlicherweise in Unternehmen und Organisationen auch auf die Bearbeitung komplexer Probleme angewendet werden. Ausschnittdenken mit Gewinnmaximierung wird immer noch als höchstes Ziel betrachtet. Sie zählt mit Shareholder-Value und Wertsteigerungsstrategien zu einem mechanistischen Denken, dass in einer hochkomplexen Welt wenig Überlebenschancen hat.

In einer komplexen Welt ist Systemdenken mit Kybernetik erforderlich, in dem die Stärkung der Lebensfähigkeit das oberste Ziel ist. Dabei geht es darum, das Gesamtsystem zu optimieren und auf eine höhere Ebene zu heben und es so zu strukturieren, zu steuern und zu regeln, dass es trotz hoher Komplexität flexibel, anpassungsfähig, lernfähig und entwicklungsfähig ist und seine Identität bewahrt.

Das erfolgreichste Unternehmen der Welt arbeitet mit den Gesetzmässigkeiten komplexer Systeme

Schon Einstein hat gesagt, dass man ein Problem nicht mit den Mitteln lösen kann, durch die es entstanden ist. Die Lösung für die Krise sind die Metho­den und Instrumente, die auf den Gesetzmäßigkeiten komplexer Systeme basieren. Sie stammen aus dem erfolgreichsten Unternehmen der Welt. Das ist die Natur. Sie kennt keine Krisen, keine Schulden und keine Arbeitslosen und arbeitet seit Jahrmillionen sehr effizient.

Wer die Gesetzmäßigkeiten komplexer Systeme kennt, kann heute noch hoffnungslos erscheinende Probleme auf innovative Weise lösen und die Krise als Wachstumschance nutzen.

 

Komplexität wird häufig gleichgesetzt mit schwieriger Handhabung. Alles Neue ist ungewohnt und muss trainiert werden. Trainieren können Sie in meinen Beratungen, Workshops und Seminaren. Gerne können Sie mit mir in Kontakt treten: info@solidia.de und mich auf meiner Homepage besuchen www.solidia.de.


 

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