Alfred Töpper Alfred Töpper

Wirkfaktoren in der beruflichen und betrieblichen Weiterbildung

Alfred Töpper

Ein Forschungsprojekt zum Thema „Einfluss und Wirkungen von Qualitätsmanagementsystemen und Evaluationen auf die Qualität beruflicher und betrieblicher Weiterbildung“ ergab einen Zusammenhang mit dem subjektiv von den Teilnehmenden empfundene kurzfristigen Lernzuwachs, dem Transfererfolg sowie deren Zufriedenheit durch den Einfluss von personen- und persönlichkeitsbezogene Eignungsdimensionen des Trainers (z.B. hohe Gewissenhaftigkeit) auf die Qualität von Weiterbildungsmaßnahmen. Interessant sind die Ergebnisse auch in Bezug auf die Soziabilität, aus der ein positiver Zusammenhang zum Transfererfolg abgeleitet werden kann.

Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojektes „Einfluss und Wirkungen von Qualitätsmanagementsystemen und Evaluationen auf die Qualität beruflicher und betrieblicher Weiterbildung“ vom 1. Januar 2010 bis 30. Juni 2012 wurden relevante Einflussfaktoren auf die Qualität von Weiterbildungen identifiziert und gemessen. Der Antragssteller: Qualitätsgesellschaft Bildung und Beratung mbH arbeitete dabei eng mit der Gideon GmbH aus dem Bereich Wirtschaftspsychologie und Kalman Consult aus dem Bereich Qualitätsmanagement zusammen. Wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt von der Technischen Universität Braunschweig. Diese Zusammenarbeit ermöglichte eine interdisziplinäre Perspektivverschränkung von erziehungswissenschaftlicher Bildungsforschung, Psychodiagnostik, empirischer Sozialforschung und Qualitätsmanagement in Verbindung mit der Weiterbildungspraxis.

Im Kern umfasst das Konzept der Studie eine literatur- und experten-gestützte Identifizierung relevanter Einflussfaktoren auf Weiterbildungsqualität, deren empirische Überprüfung im Feld sowie die Analyse von Qualitätsmanagementmodellen im Hinblick auf diese Einflussfaktoren.

Im Rahmen der Identifizierung der Einflussfaktoren wurden existierende Studien, Qualitätsmanagementmodelle und Weiterbildungstests der Stiftung Warentest analysiert. Die identifizierten Faktoren wurden durch Befragung von Bildungsdienstleistern, Experteninterviews und einer Expertenrunde validiert und gewichtet. Anschließend wurden die als zentral klassifizierten Einflussfaktoren (EF) - es waren insgesamt 40 - in realen Weiterbildungsmaßnahmen innerhalb der Feldphase untersucht und Handlungshilfen für die Praxis der Weiterbildung abgeleitet. Das Ziel einer guten Weiterbildung ist in dieser Studie über die Zufriedenheit der Teilnehmenden hinaus, den Lern- und Transfererfolg zu fördern. Als Nadelöhr für qualitativ hochwertige Lehr-Lern-Interaktionen wurden die fachliche Expertise und die methodisch-didaktischen Fähigkeiten der Lehrpersonen identifiziert. So wurden mit Hilfe zahlreicher eigens entwickelter Instrumente neben bestimmten Voraussetzungen bei den Lernenden sowie den organisationalen Bedingungen unter anderem Leistungsmotivation, Gewissenhaftigkeit, Flexibilität, Handlungsorientierung, Sensitivität, Kontaktfähigkeit, Soziabilität, Teamorientierung, Durchsetzungsstärke, emotionale Stabilität, Belastbarkeit, Selbstbewusstsein sowie schlussfolgerndes Denke erhoben.

Aus den mit drei hoch validen psychodiagnostischen Testverfahren sowie einem strukturierten Interview erhobenen Kompetenzen wurden ein Trainerkompetenzprofile erstellt und in Zusammenhang mit dem subjektiv von den Teilnehmenden empfundene kurzfristigen Lernzuwachs, dem Transfererfolg sowie deren Zufriedenheit ausgewertet. Der kurzfristige Lernerfolg und die Zufriedenheit wurden dabei direkt nach der Veranstaltung und der Transfererfolg drei Monate nach der Veranstaltung erhoben.

Transfererfolg der Teilnehmenden hängt von Trainereigenschaften ab

Dies ergab, dass von einem Einfluss von personen- und persönlichkeitsbezogene Eignungsdimensionen auf die Qualität von Weiterbildungsmaßnahmen auszugehen ist. Innerhalb der Studie konnten die Trainereigenschaften vor allem in Zusammenhang mit dem Transfererfolg der Teilnehmenden gebracht werden.
So zeigte sich unter anderem, dass sich hohe Gewissenhaftigkeit - u.a. definiert mit sorgfältigem Arbeitsstil und hoher Zuverlässigkeit seitens der Lehrperson - positiv auf den kurzfristigen Lernerfolg und den Transfererfolg auswirken. Dieses Ergebnis entspricht den Erwartungen, da Gewissenhaftigkeit in vielen Bereichen ein Qualitätsgarant ist. Interessant sind die Ergebnisse bezüglich der Soziabilität (ausgeprägte Präferenz für Sozialverhalten, geprägt von Freundlichkeit und Rücksichtnahme, Großzügigkeit in Bezug auf Schwächen der Interaktionspartner sowie ausgeprägter Wunsch nach einem harmonischen Miteinander). Zum einen besteht ein erwartungsgemäßer positiver Zusammenhang zwischen Soziabilität und dem Transfererfolg. Sie hat allerdings keinen Effekt auf die Zufriedenheit der Teilnehmenden. Es scheint als ob die Fähigkeit zur Förderung des Miteinanders während der Weiterbildung den späteren Transfer der Lerninhalte begünstigt.

Handlungsempfehlungen für die Weiterbildungspraxis

Aus den Ergebnissen der Studie wurden weiterhin Handlungsempfehlungen für die Weiterbildungspraxis abgeleitet. Auf der Durchführungsebene sollte u.a. das Vorwissen der Teilnehmenden berücksichtigt werden um Über- und Unterforderung zu vermeiden und den Lernerfolg zu begünstigen. Dies kann bspw. mit Vorbefragungen geleistet werden. Auch die Motivierung und Wertschätzung der Teilnehmenden während der Weiterbildung wirkt sich positiv auf den Lernerfolg und auch auf die Zufriedenheit aus. Die Einbindung und Aktivierung der Teilnehmenden sowie die Vermittlung der Relevanz der Weiterbildungsinhalte mit Hilfe von Übungen und Praxisbeispielen sichern die Nachhaltigkeit und den Transfererfolg. Eine gute Qualität der Weiterbildung ist u.a. gegeben, wenn die Lehrperson den Teilnehmern durch Mitbringen eines Fahrplans Struktur gibt, jedoch trotzdem in der Lage ist sich auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden einzustellen, auch wenn das im Extremfall bedeutet, den ursprünglichen Plan komplett zu überarbeiten. Durch die Möglichkeit der Teilnehmenden, ein Feedback zu geben bzgl. Störfaktoren in der Lernumgebung oder bzgl. des Lerntempos und Verständnisschwierigkeiten wird ebenfalls die Wahrscheinlichkeit der Lernerfolgs und Motivationssteigerung erhöht.

Wie weit die als relevant identifizierten Einflussfaktoren sich in Qualitätsmanagementmodellen finden und diese damit die Qualität positiv beeinflussen, wurde auch beim DVWO-Qualitäts-Management-Modell untersucht. Die Ergebnisse hierzu und die mögliche Überführung in die Praxis sollen im Rahmen eines Workshops am 30. Mai 2012 in Frankfurt diskutiert werden.

Weitere Informationen

Vertiefende Darstellungen zum Forschungsprojekt sind unter http://www.qbb.de/projekte/ veröffentlicht. Weitere Veranstaltungstermine zur Präsentation und Diskussion der Ergebnisse und der Thematik Trainer-Diagnostik werden demnächst auf www.qbb.de bekannt gegeben.

Die Handlungsempfehlungen für Trainer, Bildungsdienstleister und Personen aus dem Qualitätsmanagement werden ebenfalls ab Juli 2012 unter www.qbb.de zur Verfügung stehen.

Alfred Töpper
gelernter Elektriker, Diplom-Mathematiker führte über 26 Jahre Projekte, davon ca. 10 Jahre Bildungstests bei der Stiftung Warentest durch; er ist Autor, Herausgeber, hat verschiedene Forschungsprojekte - insbesondere in der Qualitätsentwicklung von Weiterbildungen - durchgeführt, in Normungsvorhaben mitgearbeitet und ist Mitglied in verschiedenen Gremien, die sich mit Information, Beratung sowie der Qualität und Evaluation in der Bildung beschäftigen. Seit über drei Jahren ist er Geschäftsführer der QBB Qualitätsgemeinschaft Bildung und Beratung mbH.

Alfred Töpper
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