von Vinzenz Baldus, ServicePeople-Institut

Seit einigen Jahren wird im Westen stets und ständig ein neues Schreckgespenst an die Wand gemalt, das für alles und jedes herhalten muss, was weltwirtschaftlich und vor allem national-volkswirtschaftlich nicht so läuft, wie wir es uns wünschen: Die Globalisierung.

Insbesondere Sozialisten behaupten, die Globalisierung werde die Kluft zwischen Arm und Reich auf der Welt dramatisch vergrößern, die Welt also immer ungerechter machen. Die Ausbeutung der Abhängigen werde eine völlig neue Dimension erreichen. Die Menschenrechte würden durch die Globalisierung mit Füßen getreten. Folglich wird ständig die Frage gestellt: Was tun wir gegen diese neue Plage der Menschheit?

Globalisierung – was ist neu daran?

Wollen wir uns allen Ernstes gegen den Welthandel stellen? Nichts anderes ist Globalisierung. Welthandel! Nicht erst seit Marco Polo Gewürze und Stoffe aus fernen asiatischen Ländern über die Seidenstraße nach Europa gebracht hat. Seit die Menschen Schiffe bauen und mit ihnen die Weltmeere befahren konnten, hat sich der Welthandel für alle Beteiligten als Segen erwiesen. Das trifft gerade für die ärmeren Länder in besonderer Weise zu. Denn die viel beschworene Kluft zwischen Arm und Reich hat sich in diesen Ländern nach Aussage einiger Forschungsinstitute nicht vergrößert, sondern eindeutig verkleinert. Nach dem altbewährten Muster „weil nichts sein kann, was nicht sein darf“ passt diese Erkenntnis natürlich nicht in das Weltbild der Linkspopulisten und deshalb verweigern sich diese auch derart belegten Tatsachen.

Eine ganz andere Frage ist doch, wie die Machthaber in den jeweiligen Ländern mit dem Reichtum umgegangen sind. Es gibt natürlich auch nach wie vor Staaten, wie Simbabwe und andere, in denen die Armut größer wird. Das aber liegt nicht an der Globalisierung. Die Schuld daran tragen einzig und allein die Despoten, die dort regieren und ihre Völker unterdrücken, die ihre Völker ausbeuten und so unermesslichen persönlichen Reichtum angehäuft haben. Nimmt man das bei uns so gerne benutzte Gerechtigkeits-Feigenblatt einmal zur Seite, wird sofort deutlich, worum es eigentlich geht: Es geht um uns! Um den blanken Egoismus im eigenen Land! Um nichts sonst! Fakt ist, dass die Globalisierung insbesondere in den westlichen Industrienationen als Fluch verteufelt wird. Besonders von Deutschland. Und der Grund dafür liegt auf der Hand: Es geht nicht um die tatsächliche Ungerechtigkeit in der Welt, es geht um die empfundene Ungerechtigkeit hier bei uns. Unsere Besitzstände sind in Gefahr.

Deshalb hätten Großteile unserer Bevölkerung nichts gegen eine neue Mauer. Und zwar rings um unser Land. Natürlich, keine aus Stein und Stacheldraht. Das versteht sich doch von selbst. Wir lieben doch die Freiheit so sehr. Und wir sind ein freiheitlicher Rechtsstaat. Aber wir sollten zumindest wirtschaftliche Mauern bauen. Die Versuchung des Protektionismus nimmt immer in Krisenzeiten deutlich zu. Der Rest der Welt soll unsere Produkte weiterhin kaufen, zu einem möglichst hohen Preis. Wir möchten auch, dass wir in die anderen Länder gehen können, um dort zu arbeiten. Schließlich haben wir ja in Europa Freizügigkeit vereinbart. Aber diese Regel sollte bitte nicht allzu freizügig angewendet werden – zumindest nicht von den anderen, die zu uns ins Land kommen wollen, die uns gerne etwas verkaufen möchten. Wir möchten alle gerne duschen – aber keinesfalls nass werden.

1. Es wird dringend Zeit für eine neue politische Konsequenz!

Politische Führung bedeutet in der Zukunft vor allem eines, und das werden wir in den kommenden Jahren mehr und mehr fordern müssen: Offen und schonungslos mit den Menschen darüber zu sprechen, was not tut in einer Welt, die sich derart dramatisch verändert. Das Gegenteil ist heute immer noch der Fall: Je dramatischer die Situation wird, desto größer werden die Versprechungen und Verführungen.

„Ein gesunder Kompromiss ist oft der Beginn einer chronischen  Krankheit!“  Kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe hat diesen schwerwiegenden Gedanken geprägt. Er war offensichtlich nicht nur einer der größten Dichter und Denker vergangener Zeiten – er war offensichtlich auch ein Hellseher und weiser Prophet. Ständige Kompromisse führen zu Mittelmaß, Stillstand und Rückschritt.  Zu lange haben wir uns in unseren Demokratien gesellschaftspolitisch alleine um konsensfähige Lösungen bemüht – und haben deshalb niemals die Ziele erreicht, die wir längst hätten erreichen müssen, um überhaupt noch eine Chance zu haben.

Die Politische Führung kennt genau die Welle, die auf uns zukommt. Alle Daten und Fakten liegen seit Jahren vor. Aber aus wahltaktischen Gründen werden Wahrheiten nicht ausgesprochen, in ihrer Wirkung heruntergespielt und durch andere Wortgefechts-Schauplätze und Sommertheater von den wirklich drängenden Problemen abgelenkt.

Eine neue Titanic fährt mit voller Kraft auf einen riesigen Eisberg zu. Es mehrt sich bei uns der Typ Politiker, der unter Reformen etwa versteht, das Deckgestühl auf der Titanic neu zu ordnen oder der Kapelle neue Noten zu geben. Dabei reichen bei uns in einigen Bereichen noch nicht einmal mehr tief greifende Reformen – wir werden um geradezu revolutionäres Denken und Tun in naher Zukunft nicht mehr herumkommen. Wenn wir uns darauf nicht einstellen, weil wir unser System für unsinkbar erklärt haben, dann wird unsere Titanic, unser sozialer Luxusdampfer, untergehen.

Die Geschichte war und ist immer ein großartiger Lehrmeister – wenn man denn ihren Rat wirklich auch annehmen will. Das alte Rom liefert das beste, auch heute noch gültige Beispiel, wie ein Land aufsteigen, blühen, verblühen und untergehen kann. Viele haben es kommen sehen, haben genau gewusst, warum Rom untergeht. Sie wurden mundtot gemacht. Vor allem aber haben sie den Untergang schon damals nicht aufhalten können, weil sie keine Mehrheiten mit gesundem Menschenverstand haben finden können. Geschichte ist etwas, das sich immer mal wiederholt.

2. Es wird dringend Zeit für einen völlig anderen Dialog! 

Politiker müssen aufgrund ihrer Kenntnis der dramatischen Veränderungen in der Welt zwingend neue Bilder für die Menschen entwickeln, die diese verstehen, die sie nachvollziehen können. Die Menschen sind doch nicht dumm – aber sie werden von der politischen Führung offensichtlich für dumm gehalten. In Staaten wie in Unternehmen wissen sehr viele, dass vieles schiefläuft. Viele wissen sogar genau, was im Detail schiefläuft. Viele hätten und haben sogar Lösungen dafür. Aus politischen, wahltaktischen Gründen werden solche Gruppen oder Einzelpersonen mundtot gemacht – weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Herausragendes Beispiel dafür war im Wahljahr 2005 in Deutschland die Diffamierung des Verfassungsrichters und Steuerexperten Prof. Kirchhoff. Sein Vorschlag zur Steuerreform hätte für sehr tief greifende Verbesserungen für alle Bevölkerungsschichten geführt. Aber das Wohl des Volkes wurde dem Wohl von Parteien geopfert.

Wir brauchen neue politische Führer, die mit Weitblick, Ausdauer und Konsequenz die Nachhaltigkeit anstreben, die bisher nur ihre Sonntagsreden als Luftblase füllt. Sie müssen lernen, über Wahltermine hinaus zu denken – was bedeutet, die „Mutter aller Herausforderungen“ für Berufspolitiker in einer Demokratie der Zukunft zu bestehen. Die neuen politischen Führer müssen länger „vordenken“, verantwortungsvoll Ziele entwickeln, die sie dann den Menschen unermüdlich, bildhaft und klar nahe bringen, diese für ihre Ideen gewinnen und vor allem überzeugen, den immer härter werdenden Weg mitzugehen. Dann werden wir alle nicht so lange „nachdenken“ müssen, wenn wieder ein von uns allen so sehr geliebtes soziales Kind in den Brunnen gefallen ist. Es wird dabei unabdingbar sein, dass man mit den Menschen ernsthaft, offen und konsequent alle Möglichkeiten bespricht  - aber auch die  Unmöglichkeiten -  und ihnen nicht bloß das Blaue vom Himmel verspricht, um wiedergewählt zu werden.

3. Es wird dringend Zeit für neue Führer!

In Politik, Wirtschaft und Gesellschaft brauchen wir andere Führungskräfte, die ein neues Bild von Wirtschaft und Ethik, von Natur und Mensch im Einklang mit den Erfordernissen der Zukunft entwerfen und dann dieses neue Bild konsequent in ihrem persönlichen Verantwortungsbereich umsetzen. Wir brauchen ein Leitbild und dementsprechend eine neue Leitkultur.

Wir brauchen neue charismatische, verantwortungsvolle Führer, die sich nicht nur dem Investor verpflichtet fühlen, den Aktionären, dem Shareholder Value. Wir brauchen Führungskräfte, die dafür sorgen, dass hinter den Aktien-Kurswerten wirkliche Werte stehen und immer bessere entstehen und keine Luftblasen, die den nächsten Kurseinbruch nicht überstehen. Wir brauchen Führungskräfte, die mit den Menschen in ihren Unternehmen gemeinsam ein Klima gestalten und leben, in dem Spitzenleistungen möglich sind, in dem die menschliche Wertschätzung jedoch als die Grundlage von Wertschöpfung begriffen wird.

4. Es wird dringend Zeit für neue Mit-Arbeiter-Vertreter!

Wir brauchen Arbeitnehmer-Vertreter, die mehr sein müssen als betonköpfige Gewerkschaftsfunktionäre, die vordergründig für Werte in den „gegnerischen Unternehmen“ kämpfen, die sie den eigenen „Beschäftigten“ selbst nicht zugestehen, wie z.B. das Streikrecht, das ja Gewerkschaftsmitarbeiter in Deutschland nicht haben. An die Stelle der „Mit-Bestimmung“ muss „Mit-Verantwortung“ treten. An die Stelle der flächendeckenden tariflichen Gleichmacherei müssen individuelle Lösungen treten, die sich am einzelnen Unternehmen und seinen Gegebenheiten orientieren. Das ist nur möglich in einer Unternehmens-Kultur des Miteinander, die geprägt ist von Offenheit und Transparenz, von verantwortungsvollem Geben und Nehmen – auf beiden Seiten.

5. Es wird dringend Zeit für andere „Beschäftigte“!

Wir müssen Abschied nehmen von der Vorstellung, dass Unternehmen die Aufgabe hätten, Menschen zu „beschäftigen“. Vielleicht liegt der Grund für das Missverständnis sogar in der Bedeutung des Wortes selbst: „Beschäftigung“. Millionen von Menschen scheinen Unternehmen als eine Art „Erwachsenen-Tagesstätte mit ergotherapeuthischer Betreuung“ zu begreifen. Unternehmen haben die Aufgabe, Produkte und DienstLeistungen in einer Qualität auf den Markt zu bringen, die immer mehr Menschen, sprich Kunden, anzieht, und die es dann erforderlich machen, immer mehr Menschen, sprich Mit-Arbeiter einzustellen, die dann mit dafür sorgen, dass noch mehr und noch bessere Produkte und DienstLeistungen auf den Markt kommen, die dann noch mehr Kunden anziehen, die es dann erforderlich machen, ….. usw. usw.  Das, mit Verlaub, ist nicht mehr, aber auch nicht weniger als das  „Kleine Einmaleins der Volkswirtschaft.“

Gesamt-Deutschland zahlt schon mehrere Jahrzehnte lang für die Konsequenzen einer sozialistischen Vollbeschäftigungs-Denke, die dazu geführt hat, dass die Volkswirtschaft des Ostens nicht überleben konnte. Es war und ist einfach ein ganz trivialer Verstoß gegen den gesunden Menschenverstand. Weil eine BeschäftigungsWirtschaft nicht überleben kann! Aber erneut gibt es Unverbesserliche im Land, die meinen, den gesunden Menschenverstand doch irgendwie umgehen zu können und einen neuen deutschen Weg zu finden. Sollte er kommen, was durchaus denkbar ist, weil sich die Mehrheiten dafür in allen Parteien wieder mehren, dann wird er wieder genauso wie gehabt geradeaus in den Abgrund führen. Diesmal wird es jedoch nicht mal fünf Jahrzehnte brauchen. Das Tragische daran ist, dass die „Sehenden“ dann erneut wieder schlimmer bestraft werden als die „Blinden“.

Die Sozial-Verantwortung wird in unserer Gesellschaft ständig zum obersten Prinzip erhoben. Genau wie beim Begriff Soziale Marktwirtschaft. Im Wirtschaftssystem wie im Unternehmen selbst geht es jedoch zuerst um das Wirtschaftliche und erst dann um das Soziale. Man muss immer zuerst den Bären erlegen, bevor man sein Fell verteilen kann. So einfach ist das, wenn auch nicht für linke Sozial-Romantiker. Wirtschaft ist nicht alles. Zugegeben. Aber ohne Wirtschaft ist halt alles nichts!

6. Es wird dringend Zeit für den anderen einfachen Menschen!

Bei näherem Hinsehen fällt das Fehlverhalten in allen Schichten der Gesellschaft deutlich ins Auge. Auch unter den ganz normalen Menschen gibt es welche, die den Staat, Versicherungen, ihr eigenes Unternehmen, in dem sie beschäftigt sind, betrügen. Und nicht nur im Rahmen eines „Kavalier-Deliktes“. Aber da es sehr viele machen, ist es eine Art Volkssport: „Alles nicht so schlimm. Es trifft ja keinen Armen! Einem Armen würden wir nie etwas wegnehmen! Nein! So etwas würden wir nie tun! Da sind wir fast wie Robin Hood“.  Solche Gutmenschen gibt es überall – sie nehmen teil an Lichterketten und Demonstrationen gegen die Korruption der Mächtigen – sie sehen jedoch den Balken im eigenen Auge nicht mehr.

Nichts mehr hat Bestand. Unsere modernen Gesellschaften haben alles über Bord geworfen, was gestern noch galt. Mit Anstand zu Wohlstand – das kann ja nicht sein! Durch Arbeiten ist noch niemand reich geworden. Also muss man es sich anderswo holen. Bei denen, die ohnehin viel zu viel haben. Und verkleidet wird diese Haltung mit dem politischen Postulat: Kampf für Gerechtigkeit, Eintreten für die Schwachen und Bedürftigen.

Viele der Schwachen und Bedürftigen haben sich fein eingerichtet in der Empfängerwelt. Sie haben gelernt, dass man nicht unbedingt etwas leisten muss, um etwas, manchmal sehr viel zu bekommen. Und einige davon lassen nichts unversucht, mehr zu bekommen, als ihnen zusteht. Und dabei lassen sie keine Tricks aus, um auf dem Sozial-Ticket durchaus komfortabel durch schwierige Zeiten reisen zu können. Und das Schlimmste daran ist – sie richten sich mental in dieser sozialen Empfängerecke ein, weil es keinen Sinn macht, mit Leistung Geld zu verdienen, wenn man genauso viel Geld vom Staat bekommt, ohne eine Leistung zu erbringen.

Ich höre jetzt schon wieder die Gutmenschen aufjaulen ob solch klirrender sozialer Kälte. Ich denke aber, dass es an der Zeit ist, über alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens nachzudenken. Denn weit vom Abgrund sind wir nicht mehr entfernt. Wir sollten es spätestens jetzt mit der Lehre des Buddha halten, der sinngemäß gesagt hat: Vor-Denken ist besser als Nach-Denken!

Quelle: MM-PR


Der Servicecoach Vinzenz Baldus kennt die Anforderungen an Kundenbetreuer aus eigener praktischer Erfahrung als Führungskraft im Verkauf und im Service. Mit seinem ServicePeople-Institut hat er sich auf die Entwicklung der persönlichen Service-Qualität (PSQ-Modell) von Teamleitern und Mitarbeitern im internen und externen Service spezialisiert. Bekannt geworden ist er durch sein DienstLeister-Kabarett. Seine Krokodile, armen Schweine, Nilpferde, Spitzmäuse und Delphine stehen symbolhaft für die Art der Kommunikation, mit der Kunden heute betreut werden.

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