Trainertreffen spezial Deeskalationstraining, 8. Oktober 2004
beim Trainertreffen in Köln

„Spezial Deeskalationstraining"
Heinz Kraft & Angelika Christiansen

Das Thema „Gewalt-Deeskalationstraining“ stand am 8. Oktober beim Trainertreffen Köln oben auf der Tagesordnung. Angelika Christiansen und Heinz Kraft, beide lizenzierte Gewalt-Deeskalationstrainer der Gewalt Akademie Villigst (GAV), Schwerte, gestalteten das Hauptthema des Abends.

Perspektiven für Trainer

Ziele und Inhalte der Präsentation waren, Interesse an diesem Thema zu wecken und Perspektiven für Trainer aufzuzeigen, die sich vorstellen können, das Thema „Gewalt-Deeskalation“ in ihr Trainingsangebot aufzunehmen. Die Zielgruppen reichen von Klassen aller Stufen und Schulformen über die Auszubildendengruppen bei Unternehmen bis zu Jugendgruppen und zur Erwachsenenbildung. Angesichts der laufenden Diskussion um Gewalt im Alltag wird dies Thema zunehmend Bedeutung erlangen.

Aktivierende Methoden

Schon aus dem Trainingsbegriff  folgt, dass die Bearbeitung mit aktivierenden Übungen erfolgt, die reflektiert und dann in den Alltag transferiert werden. Wichtig ist es, die Teilnehmer ihre individuellen Lösungen entwickeln zu lassen – Ideallösungen gibt es hier nicht.

Gewaltdefinition anhand einer Übung

Dieser Anmoderation durch Heinz Kraft folgte dann unter Federführung von Angelika Christiansen die erste Übung: Karten mit Begriffen aus dem Alltag waren auf einer Skala „Gewalt“ bis „Keine Gewalt“ einzuordnen, und schon dabei kam es zu Diskussionen. Je nach Vorstellung zu den Begriffen wanderten die Karten, mal mehr zur „Gewalt“, mal entfernter davon. Der Kritik, dass Gewalt ja noch nicht definiert sei, begegneten die Moderatoren mit dem nächsten Schritt, nämlich den Begriff zu umschreiben und die Vorschläge am Flip zu visualisieren. Der erarbeitete Gewaltbegriff, der sich vom juristischen deutlich unterscheidet und viel weiter gefasst ist, kann in der Gruppe für die späteren Diskussionen zugrundegelegt und notfalls noch um weitere Aspekte ergänzt werden.

„Bahnsteigattacke“

Zivilcourage war gefragt, als auf dem Bahnsteig ein übler Geselle einen Fahrgast bedrängend anbettelte und ihn allmählich von der Gruppe beiseite drängte. Erst als das „Opfer“ gezielt andere Reisende ansprach, liess der „Täter“ von seinem „Opfer“ ab und geriet sogar in die Defensive...

Nach der erfrischenden Diskussion ging weiter mit der Übung: „Bahnhofspassage“. Es wird angenommen, jemand müsse unbedingt noch den Zug erreichen und durch eine Passage laufen. Leider hielt sich ein „Unhold“ dort auf, und Aufgabe war es, an ihm möglichst unbehelligt vorbeizukommen. Zielstrebig und energisch näherte sich das „Opfer“, jedoch auch kalulierbar, und so gelang das unbehelligte Vorbeikommen nicht. Es wurden Alternativen erörtert, die im realen Training auch durchgespielt würden.

Gewaltanwendung in Übungen – ethisch vertretbar?

Zwischendurch wurde gefragt, ob es ethisch und pädagogisch vertretbar sei, in einem Deeskalationstraining Gewalt anzuwenden. Wenn sie in einem genau definierten Rahmen nach vorher festgelegten Regeln mit der Möglichkeit, jederzeit zum STOP zu kommen, angewendet werde, sei das, so die Trainer,  hinzunehmen. Im Training werde ja der Umgang mit Gewalt thematisiert und überlegt, wie sie zu mindern oder zu vermeiden sei – aber eine gewaltfreie Welt ist nun einmal eine Illusion.

„STOP!“-Übung

Als letzte Übung wurde die STOP!-Übung ausprobiert, in der es darum ging, mit unterschiedlichen Mitteln (Körpersprache, Sprache, Kombination aus beidem) dieAnnäerung eines anderen zu stoppen. Es hat sich bei der Auswertung von Gewalttätigkeiten  immer wieder gezeigt, dass in kritischen Situationen das Opfer nicht genügend laut und deutlich auf die Bedrohung aufmerksam gemacht hat. Im Gruppentraining ist Ziel, hier eine Art Automatismus zu erreichen und die Scheu zu nehmen, durch lautes Sprechen auf sich aufmerksam zu machen  und im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit anderer zu stehen – denn genau das rettende Verhalten sein.

Es gab noch Fragen zur Ausbildung, zu den Perspektiven, zur notwendigen Ausrüstung/Ausstattung eines Gewalt-Deeskalationstrainers oder eines „Multiplikators Gewalt-Deeskalationstraining“. Zur Abrundung war ein Medientisch aufgebaut (Bücher, Multimediale Programme, Equipment), und es fehlten nicht die Hinweise  auf die neue Gruppe des TTD, nämlich das TT spezial Deeskalationstraining.

Wir sind gerne bereit, auch in den anderen Trainertreffen das Konzept vorzustellen. Diesbezügliche Absprachen erfolgen bereits. Erkundigen Sie sich bei Ihrem regionalen TT-Leiter/in.

Angelika Christiansen &
Heinz Kraft

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