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Blended Learning (1)

Eignet sich mein Thema für den Präsenz-Online-Mix?

Laura Evers

Die Digitalisierung macht auch vor der Trainerbranche nicht Halt, Online- Lernformate werden immer stärker gefragt. Viele Trainer wollen aber dennoch nicht auf Präsenzzeiten verzichten. Die Lösung kann in vielen Fällen “Blended Learning” sein. Im ersten Teil der Artikelserie über Blended Learning befassen wir uns mit der Gretchenfrage: Eignet sich mein Thema überhaupt für ein teilweise digitales Training?

Gemeinsame Basis: Was ist Blended Learning?

“Blended Learning” entwickelt sich immer mehr zu einem geflügelten Wort, das wohl fast jedem Trainer schon mal begegnet ist. Um für diesen und auch die folgenden Artikel eine gemeinsame Basis zu schaffen, möchte ich daher eine kurze Definition voranstellen.

  • Blended Learning ist die Vermischung verschiedener Lernformen und meint meistens eine Verzahnung von klassischem Präsenzlernen (Seminare, Workshops etc.) mit online-gesteuerter Selbstlernphase.
  • Das Ziel von Blended Learning ist es, durch die Verzahnung die Vorteile aller eingebrachten Lernformen zu stärken und die Nachteile zu kompensieren.

Diese Definition beruht auf einer Kombination von Grundlagenquellen wie dem blendedlearningnetwork, und der Praxis von Blended Learning, wie wir sie seit mehreren Jahren im täglichen engen Kontakt mit Trainern, Coaches und Weiterbildungsverantwortlichen in Unternehmen beobachten. 

Zusätzlich zur klassischen Kombination von E-Learning und Präsenztraining hat sich besonders während der Covid-19-Krise noch ein “virtuelles Blended Learning” herausgebildet, mit digitaler Präsenz via Videokonferenz-Tools. Wir möchten uns im Folgenden auf die klassische Variante mit “echter” Präsenz beziehen, da sie sich besser für Einsteiger im Bereich des digitalen Lernens eignet.

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Abb.: Das Konzept von Blended Learning auf einen Blick: Präsenzlernen + E-Learning = Blended Learning

 

Kurz gefasst ist die “Formel für Blended Learning” einfach: Präsenzlernen + E-Learning = Blended Learning.

Doch das Konzept stellt viele Trainer vor Herausforderungen. Diese beginnen schon bei der Entscheidung, Blended Learning für das eigene Trainingskonzept einzusetzen: Eignet sich mein spezielles Thema überhaupt für eine (teilweise) Digitalisierung? Diese Frage wollen wir nun beantworten, beruhend auf Erfahrungswerten aus der Praxis.

Welche Themen eignen sich für Blended Learning?

Grundsätzlich lässt sich die Antwort in einem Satz zusammenfassen: Eigentlich eignen sich alle Themen mit einem theoretischen und einem praktischen Anteil. Blended Learning ist ein Allrounder, der bei fast allen Trainings, Coachings, Workshops oder Schulungen einen Mehrwert für dich als Trainer und die Teilnehmer bietet. 

Doch es gibt spezielle Themen, die sich besonders gut für eine Verzahnung von selbstgesteuerten und begleiteten Lernphasen eignen. Gemeinsam haben alle folgenden Themen, dass sie eine theoretische Basis brauchen, die sich die Teilnehmer selbstgesteuert im Online-Kurs aneignen können. Gleichzeitig profitieren sie stark von Präsenzzeiten mit direkter Betreuung und/oder kollaborativem Lernen in Gruppen.

  1. Soft Skill Weiterbildungen: Alle Themen rund um Kommunikation, Teamarbeit, Feedback, Organisation oder Zeitmanagement eignen sich beispielsweise hervorragend als Blended Learning. 

    Die jeweilige theoretische Basis kannst du im Online-Kurs anbieten. Die Präsenzphase bei diesen Themen lebt hauptsächlich von der Interaktion unter den Teilnehmern und dem direkten Feedback von dir als Trainer. Besonders bei Soft Skills lohnt sich auch eine langfristige Online-Nachbegleitung mit Impulsen und Übungen für den Alltag, um Verhaltensänderungen zu festigen.
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    Abb.: Das Blended-Learning-Modell “Sandwich” mit Vor- und Nachbereitung im Online-Kurs.
  2. Verkaufs- und Produktschulungen: Themen, bei denen es vorrangig um “Dinge” oder Abläufe geht, die in der Praxis geübt und angewendet werden müssen, sind als Blended Learning äußerst effektiv.

    Der Online-Kurs eignet sich hierfür perfekt zur Bereitstellung von Anleitungen oder Checklisten, während in der Präsenz besonders Rollenspiele (z.B. für Verkaufsgespräche) oder Übungen (z.B. im Umgang mit Geräten) effektiv sind.
  3. Coaching und Persönlichkeitsentwicklung: Blended Learning eignet sich nicht nur für Trainings in Klein- oder Großgruppen, sondern unserer Erfahrung nach auch für individuelles “ Blended Coaching” mit einzelnen Klienten.

    Der Online-Kurs dient dabei quasi als zweiter Coaching-Raum, in dem Videos, Reflexionsaufgaben, kleine Alltagsübungen oder ein Coaching-Tagebuch die persönlichen Coaching-Sessions perfekt ergänzen können.
  4. Spezielle Themen in Unternehmen: Immer mehr Unternehmen setzen mittlerweile bei der Auswahl von Trainern eine gewisse digitale Komponente voraus, um Zeit und Kosten für Präsenzzeiten einzusparen.

    In Unternehmen eignet sich Blended Learning zusätzlich zu Soft Skills und Vertrieb außerdem für die Einarbeitung neuer Mitarbeiter (“Blended Onboarding”). Ausführliche Informationen speziell zu Themen im Unternehmenskontext findest du hier: Die besten Blended-Learning-Themen für Unternehmen. 

Einschränkungen für Blended Learning

Nur wenige Bereiche des Lernens kommen ohne direkte Anwendung aus, und eignen sich dadurch nur eingeschränkt als Blended Learning:

  • Themen, bei denen keine direkte Betreuung durch dich als Trainer notwendig ist, können besser als reine E-Learnings umgesetzt werden. Erfahrungsgemäß zählen dazu vor allem Bereiche wie Compliance- und Datenschutzschulungen in Unternehmen.
  • Einführungen in Themen, die später in klassischer Präsenz oder als Blended Learning nochmals vertieft werden. 

Generell gibt es also keine grundsätzlich ungeeigneten Themen. Einschränkungen sind beim Blended Learning wenn überhaupt, eher technischer Natur. Daher solltest du vor dem Start mit Blended Learning folgende Punkte klären: 

  • Haben alle Teilnehmer einen Internetzugang – LAN oder WLAN zuhause oder am Arbeitsplatz im Unternehmen?
  • Habe alle Teilnehmer ein geeignetes Gerät, um auf den Kurs in der Online-Phase zuzugreifen? Wähle hier am besten ein flexibles Tool wie blink.it, bei dem die Inhalte auf allen Gerätetypen verfügbar sind (Computer, Laptop, Tablet und Smartphone).
  • Können alle Inhalte angezeigt werden? Unternehmensnetzwerke können beispielsweise das Abspielen von Videos im Online-Kurs blockieren.
  • Können deine Teilnehmer mit Online-Inhalten umgehen? Die Medienkompetenz spielt eine entscheidende Rolle für den selbstgesteuerten Part im Blended Learning. Das kann besonders bei älteren Teilnehmern eine Herausforderung sein.

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Abb.: Damit deine Online-Inhalte flexibel verfügbar sind, müssen einige technische Fragen vorab geklärt werden.

 

Fazit: Kann ich mein Thema als Blended Learning umsetzen?

Wie du siehst, ist die Auswahl an Themen, die sich für ein Blended Learning eignen, sehr groß. Und wie bereits erwähnt eignen sich neben den vier großen Bereichen (Soft Skills, Vertrieb, Coaching und Unternehmensinterna) auch alle anderen Themen, die sowohl theoretische Inhalte als auch praktische Übungen vereinen

Je nach Konzept und Inhalten kannst du Blended Learning sowohl mit einzelnen Klienten als auch mit kleinen oder sogar großen Gruppen durchführen. Das Konzept eignet sich außerdem sowohl für Trainings mit Privatpersonen als auch für Mitarbeiter in Unternehmen. Zentral für den Erfolg sind die Aufarbeitung deines Themas sowie die technischen Voraussetzungen.

Die Themenwahl ist damit klar und sicherlich hast du eine Idee, was du als Blended Learning umsetzen möchtest. Im nächsten Artikel führen wir dich durch den zweiten Schritt: Die Aufbereitung deiner Inhalte für Blended Learning mit passenden Tools und der richtigen Aufteilung in Online- und Präsenzphasen. 

Wenn du bis dahin selbst erleben möchtest, wie ein Online-Kurs für Blended Learning für deine Teilnehmer aussehen kann, empfehlen wir dir diesen kostenlosen Beispielkurs zum Thema “Persönliche Produktivität und Zeitintelligenz”.

 

Die Autorin: 

Laura Evers ist Soziologin und seit 2018 Online-Redakteurin für die Schwerpunkte E-Learning und Blended Learning bei blink.it. Unter dem Leitsatz “Nur wenn du etwas gern tust, wird es wirklich gut!” beschäftigt sie sich vor allem mit neuen Lernkonzepten, Lernmotivation und digitalen Trends in der Erwachsenenbildung.

Bildnachweis: Laura Evers; blink.it GmbH & Co KG

 

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