Cover vorne

Jörg Friebe
Reflektierbar. Reflexionsmethoden für den Einsatz in Seminar und Coaching.
managerSeminare Verlags GmbH. Bonn. 2016. 240 S.

10 x 10 Methoden griffig dargestellt

Erster Eindruck

Das Buch ist im Querformat erschienen. Es liegt schwer in der Hand, ist aber trotzdem vom Format her handlich und verführt zum Blättern.

Eine Struktur ist gleich erkennbar: Pro Blatt gibt es eine Übung.

Mein Gefühl, man müsste es auseinander nehmen, um gezielt auf Übungen zurückgreifen zu können! wird im Vorwort bestärkt, indem ein Auseinanderschneiden empfohlen wird (S. 7). Diese Option geht für mich als Buchliebhaberin gar nicht! Außerdem, wo soll man denn dann mit dem zerfledderten Buch und den einzelnen Seiten wieder hin?

Dann empfehle ich doch dem Verlag eher, bei der nächsten Auflage ein Ringbuch- oder Karteikartensystem daraus zu machen, eben wie in einer Bar, von der man sich das eine oder andere Getränk holt.

Apropos Empfehlung: Das Buch ist Klasse, ein guter Methodenkoffer. Alle zusätzlichen Bemerkungen bzw. Hinweise meinerseits sind einfach nur aus der Praxis heraus als Fremdblick wertschätzend gemeint.

Es gibt eine übersichtliches Inhaltsverzeichnis und nach der Einführung dann 100 einzelne Übungen. Schon jetzt bin ich auf „The Best of the Best“ (Kapitel III „Die besten Methoden für...“) gespannt. Doch davor gilt es, erst einmal 100 andere Methoden zu studieren.

Zur Einführung

Im Vorwort werden die Vorgehensweise bzw. Struktur des Buches sowie die verwendeten Begriffe beschrieben (S. 7ff). Die theoretische Basis findet man im Buch des Autors „Reflexion im Training“, dem U-Prozess von Claus Otto Scharmer, den Erkenntnissen von Friedemann Schulz von Thun (u.a. Quadratische Kommunikation) und Robert Dilts (Die sieben Logischen Ebenen).
An einem Beispiel demonstriert der Autor die U-Theorie, die frei nach dem Spruch „Schau in die Vergangenheit und du wirst dich erkennen und die Zukunft ahnen“ (Verf. unbekannt) abläuft. Da es nicht nur beim Ahnen bleiben soll, runden konkrete Handlungsschritte den U-Prozess ab (Handeln-Denken-Fühlen-Sein im Rückblick, im Tiefblick, im Ausblick).
Schon beim Vorstellen erscheint mir der U-Prozess als sehr umfangreich und mühsam. Ich fühle mich ertappt, als von Abkürzungen, die wohl einige gerne nehmen, gewarnt wird. Denn genau dem An-der-Oberfläche-Bleiben, wie oft bei Kurzzeitmaßnahmen erlebt, soll ja entgegen gewirkt werden (S. 15). Gern folge ich diesen Gedanken, doch würde ich dafür realistischer Weise einen anderen Zeitumfang für die Trainings benötigen. Beruhigend: Es soll auch Zwischenlösungen geben. Nun bin noch mehr auf die Übungen gespannt.
Des Weiteren fließen in die Übungen Erkenntnisse aus der GfK (Gewaltfreie Kommunikation) und dem Riemann-Thomann-Kreuz ein (Nähe-Distanz-Dauer-Wechsel) (S. 17-19).
Die zehn Handlungsformen werden einzeln mit Nach- und Vorteilen erläutert (S. 20-24). Das gibt dem Leser vorab Struktur in die Hand. Das dicke Buch wird griffiger.
Die Methoden sind einheitlich aufgebaut.

Zu den Übungen

Nun kann der Leser/die Leserin sich an den zehn Handlungsformen (reden – schreiben – zeichnen – gestalten – auswählen – quantifizieren – aufstellen – darstellen – zuordnen – besinnen) à zehn Übungen entlang hangeln.
Große Klasse finde ich, dass jede Übung in einem Satz am Anfang vorgestellt wird. Das ergibt tatsächlich eine Erinnerungshilfe, wenn man wieder nach etwas sucht. Auch unterstützen die Fotos als Marker.
Für eine noch schnellere Orientierung hätte ich mir hier eine optische Kapitelunterteilung oder auch Reiter für den Schnellzugriff gewünscht. Die grauen Handlungsfelder sind zu unscheinbar.

Zu den besten Methoden

Hier hatte ich nochmals neue erwartet. Aber nein, es sind an dieser Stelle a) themen- und b) prozessbezogene thematisch geordnete Hitlisten aufgeführt, z.B. für Führungskompetenz oder Teamentwicklung oder als Zwischenreflexion oder „nur“ „kurz und knackig“, neben vielen anderen.

Fazit

Dieses Buch ist auch für den Profi ein Gewinn, denn es zieht viel Wissen zusammen, ist dabei sehr gut strukturiert und vom Autor durch persönliche Kommentare/Erfahrungen gewürzt. Dies gibt dem Buch eine besondere Note. Sehr hilfreich ist auch die zeitliche Einordnung jeder Übung bezogen auf je einen Teilnehmer. Und der U-Prozess erscheint am Ende dann doch nicht so umfangreich, da er mittels vieler kleiner Übungen abgebildet wird. Ein U, das sich aus vielen kleinen und großen Übungen zusammen setzt, die zum Reflektieren einladen.

Katrin Seifert
Trainerin/Coach/Imageberaterin
Prozessberaterin unternehmensWertMensch