Schwarzer Gürtel für Trainer

Wie Sie im Seminar nichts und niemand zu Boden wirft

Jürgen Schulze-Seeger

BELTZ Verlag 2009, ISBN 978-3-407-36475-3, 1. Auflage, 312 Seiten, Gebunden, 34.95 EURO

Das Buch ist ein großartiger Ratgeber, Problemlöser und Begleiter durch die
Tiefen der Lehr- und Seminarpraxis. Es zeigt, was man bei welcher Sorte von Katastrophen im Seminar tun kann, wie man die dunklen Tage der Trainerlaufbahn vermeidet und selbst widrigste Umstände dynamisch für die Lernleistung der Teilnehmer nutzen kann.

Seminare, Trainings oder Workshops durchzuführen ist – je nach Teilnehmerzusammensetzung und Gruppendynamik – kein Zuckerschlecken, auch nicht für gestandene Trainer. Wie geht man als Seminarprofi um mit Störungen aller Art? Was tun mit schwierigen Teilnehmern? Was ist, wenn die Technik streikt? Wie kann man widrige Rahmenbedingungen überwinden? Das ist die Königsdisziplin für Trainer.
Um auch unter schwierigen Bedingungen Topleistungen zu erbringen, braucht man den Schwarzen Gürtel für Trainer.

Der Autor – selbst ein erfahrener Trainer und Coach – zeigt anhand vieler Werkzeuge in Form von Verhaltensweisen und Denkmustern, Methoden Tipps und Tricks, wie man es schafft, schwierige Situationen gar nicht erst entstehen zu lassen. Für den Fall, dass dann doch einmal etwas passiert, bietet dieses Buch praxisbewährte Interventionen.

Quelle: Beltz Verlag


Barbara Messer Barbara Messer

Leserrezension von Barbara Messer

Auch ohne den Autoren live erlebt zu haben, spricht dieses Buch für sich. Ein ultimativer Ratgeber für die Trainerseele und die persönliche Weiterentwicklung von WeiterbilderInnen.

Schulze-Seeger hat ein handfestes, aufrüttelndes Buch geschrieben was ansatzweise der Analogie fernöstlicher Kampfküste  folgt. Die mentale Kraft ist zentraler Wirkfaktor, nicht ein bestimmter Wurf oder Griff, sondern die innere Haltung der KämpferIn oder – eben wie hier – TrainerIn.

Der Dojo ist der Raum, in dem sich die TrainerIn bewegt, den TeilnehmerInnen etwas „beibringen“ soll, oder sie zu etwas motivieren soll. Und dabei stolpern auch oder gerade erfahrene TrainerInnen über ihre eigenen Fallstricke. Selbstgemachte Hürden, die in der eigenen Persönlichkeit oder dem eigenen Verhalten liegen. Wer kennt das nicht? TeilnehmerInnen, die nerven, die stören, schlechte Absprachen, für die die AuftraggeberIn zuständig ist. Störungen in der Gruppe, Einwände, Langeweile und so weiter. Der Autor wirft den Blick herzlich in die jeweiligen Seelen, sei es das tatsächliche Bedürfnis der TeilnehmerInnen oder die der TrainerIn.

Schulze-Seeger hebt bei seinen tiefgehenden Erläuterungen zu allem möglichem, was einem im Leben als Trainerin widerfahren kann, nicht den moralischen Finger. Nein, im Gegenteil, er schöpft einladend aus seinen eigenen Erfahrungen und stellt mit frech-durchdringender Sprache tatsächlich wirksame Ansätze, Interventionen, Weiterentwicklungsmöglichkeiten für TrainerInnen vor. Eine geklärte Trainerseele (oder Trainerpersönlichkeit) mögen die TeilnehmerInnen, denn so können sie sich wirklich ganz dem Thema des Trainings zuwenden.

Der Inhalt konkret bezieht sich auf: Eine Einführung in den Trainerberuf, typische Situationen (und Störquellen) warum Seminare scheitern können, Gelassenheit im Training, „Ort des Schreckens“ – die Seminarraumgestaltung, Magie der Eröffnung, Einwände und Erwartungen der TeilnehmerInnen, Spielregeln, Dramaturgie im Training, Argumentation im Training, Umgang mit persönlichen Angriffen, Wider Schläfrigkeit und Fressnarkose, Härtefälle, etc. Und: Wieder fit werden nach Katastrophenseminaren.

Wenn mich einer fragen würde, was mir an diesem Buch am besten gefallen hat, könnte ich es kaum beantworten. So begeistert bin ich. Neben der hohen Treffsicherheit und Kenntnis des Autors über tausend und eine Seminarsituation hat mich sein feinsinniger, geschichtenreicher und kreativer Humor bestochen.  Zugleich geht er unter die Haut. Der Autor verstellt sich nicht,  rührt durch eigene Beispiele immer wieder an. Seine Zeilen bewegen das Herz, laden zum Spüren, Lachen und Weinen ein. Mit hoher sprachlicher Gewandtheit bringt er Faktenwissen, z.B. zu Glaubenssätzen, Körpersprache, Lehrmethoden, Trainerrollen, etc. auf den Punkt und regt immer wieder, auf jeder Seite, zur persönlichen Reflexion an. Jede Seite ist spannend, anregend, kurzweg – ein Geschenk. Und auf jeder Seite blitzt die Lebensfreude und wirkliche Überzeugung des Autors durch das Papier.

Dieses Buch wird sicher nicht nur einmal gelesen, sondern gerade vor bevorstehenden, besonders herausfordernden Seminarsituationen punktuell zur Hand genommen oder hinterher zur Verarbeitung gescheiterter Situationen oder besonders kniffliger  Seminarereignisse studiert.

Ich bin froh, dieses Buch entdeckt zu haben, empfehle es aus vollem Herzen jedem, der in der Erwachsenbildung tätig ist und rate unbedingt an, den Autor auch einmal „live“ zu erleben.

Barbara Messer

 Mehr zur Rezensentin