Ulrich Wiek

Das eigene Profil schärfen (2)

Die eigenen Werte kommunizieren: Chancen und Risiken

Dr. Ulrich Wiek

Werteorientierung - hat jeder. Warum also darüber nachdenken und sprechen? Was bringt es Trainern und Beratern, sich mit den eigenen Werten zu beschäftigen und sich dazu gegenüber Kunden oder Teilnehmern zu äußern? Im ersten Teil dieses Artikels (TrainerJournal Ausgabe 6/2014) ging es um die Chancen und Risiken einer persönlichen Auseinandersetzung mit den eigenen Werten. Im zweiten Teil erörtern wir, welche Chancen und Risiken sich dadurch ergeben können, die eigene Werteorientierung bewusst nach außen zu kommunizieren.

Wie könnte ein Weiterbildner seine „Werteorientierung“ nach außen deutlich machen?

Die Auseinandersetzung mit den eigenen Werten ist etwas sehr persönliches. Damit an die „Öffentlichkeit“ zu gehen, sollte in jedem Fall gut überlegt sein.

Grundsätzlich sind zwei unterschiedlich „trans­parente“ Ansätze denkbar:
  1. Die "explizite" Form der Kommunikation, d.h. wir sprechen das Thema Werte offen an und legen unsere eigene Werteorientierung transparent dar.
  2. Die „implizite“ Form der Kommunikation, d.h. wir reden nicht offen über unsere Werte, richten aber unser eigenes Handeln (und damit auch unsere Kommunikation und Außendarstellung) bewusst an unserer Werteorientierung aus und lassen unsere Werte so deutlich werden („walk the talk“).
Im Weiteren fokussieren wir uns auf die „explizite“ Form. Dies soll aber keine Priorisierung bedeuten! Letztlich bleibt es eine persönliche Abwägung der Vor- und Nachteile, die bei der „impliziten“ Umsetzung jeweils abgeschwächter sein dürften.

Als Kommunikationsformen und -anlässe bieten sich für uns Weiterbildner u.a. an:

  1. Persönliche Gespräche jeder Art, z.B. in der Akquise mit Auftraggebern, auf Veranstaltungen mit Kollegen, in unseren Weiterbildungen mit Teilnehmern. Wir können diese z.B. fragen, welche Werteorientierung sie bei uns wahrgenommen haben. Ein wirkungsvoller und (auch für uns) lehrreicher Einstieg in das Thema Werte.
  2. Unser Auftritt am Markt, d.h. Akquise- oder Seminarunterlagen, Publikationen, …
  3. Unsere Website und Social Media-Aktivitäten.
  4. Für all diese Kommunikationsformen kann die eigene Werteorientierung in ihrer grundsätz­lichen Ausrichtung auch ausdrucksstark dokumentiert werden durch die Nutzung des Siegels vom Forum Werteorientierung in der Weiterbildung e.V. (FWW). Als Mitglied des Trainertreffen Deutschlands können Sie das FWW-Siegel nutzen, weil Sie den „Berufskodex für die Weiterbildung“ anerkannt und sich damit einem werteorientierten Verhalten verpflichtet haben.

 

fww-siegel2014

 

Was bringt es mir als Weiterbildner, mich zu dem Thema gegenüber Auf­traggebern oder Teilnehmern explizit zu äußern?

Welche Auswirkungen kann es nun haben, wenn ich als Trainer, Coach, … über meine eigenen Werte spreche, sie über die beschriebenen Wege kommuniziere?

Welche Chancen und Vorteile sind möglich?

  1. Klarheit: Die offene Kommunikation meiner Werteorientierung schafft Klarheit und eine Schärfung meines Profils nach außen.
  2. Abgrenzung: Ich kann mich dadurch auch deutlicher von Wettbewerbern abgrenzen.
  3. Entscheidungshilfe: Es hilft anderen bei der Orientierung und kann eine Entscheidungshilfe sein.
  4. Berechenbarkeit: Ich werde für andere dadurch berechenbarer.
  5. Entscheidungssicherheit: Andere fühlen sich in ihrer Entscheidung u.U. sicherer. Es gibt ihnen ein gutes Gefühl, es beruhigt.
  6. Attraktivität: Es kann sein, dass ich dadurch für andere attraktiver werde, eine höhere Anziehungskraft erziele (z.B. wenn die Werte „passen“ oder auch weil sie mich besser einschätzen können).
  7. Wertschätzendes Feedback: In einem solchen Fall erhalte ich vielleicht Wertschätzung durch andere (Resonanz, Feedback, …).
  8. Entwicklungspotential: Über Feedback erhalte ich auch wichtige Informationen über mich selbst, ich kann mich weiter entwickeln.
  9. Neue Aufträge: Vielleicht erhalte ich genau wegen meiner kommunizierten Werteorien­tierung Aufträge.
  10. Die richtigen Kontakte: Ich finde möglicherweise (besser) „Gleichgesinnte“ (z.B. die Kunden, die zu mir passen“).
  11. Regeln für den Umgang miteinander: Ich schaffe auch Orientierung für den Umgang miteinander (die Basis für „Spielregeln“ wird deutlicher).
  12. Ihnen werden sicherlich noch weitere Aspekte einfallen. 

Welche Risiken und Nachteile sind denkbar?

Hier soll bewusst auch die „Schattenseite“ einer klaren Offenlegung der eigenen Werte thematisiert werden, damit wir die Risiken und Nachteile in unser Entscheiden und Handeln integrieren können.

  1. Zeitaufwand: Die Kommunikation meiner Werte kostet Zeit (meine, aber auch die der Kommunikationspartner), u.U. auch Geld für Kommunikationsmedien.
  2. Anstrengung: Sie kann anstrengend sein (z.B. die passende Kommunikationsform und die richtigen Worte zu finden).
  3. Abschreckung: Ich kann auf andere u.U. weniger attraktiv wirken, vielleicht auch abschreckend („Das sind nicht meine/unsere Werte“). Andere halten mich dann vielleicht für anstrengend („Das bringt doch nichts, das verwirrt doch nur“).
  4. Schlechtes Image: Vielleicht wirke ich dann auf andere auch „naiv“ („Das ist so ein Träumer / Idealist / Gutmensch, …“).
  5. Schlechtes Gewissen“: Eventuell verursacht das Ansprechen von Werten bei anderen auch „ein schlechtes Gewissen“.
  6. Verlust von Aufträgen: Es kann sein, dass ich Aufträge verliere.
  7. Angriffsfläche“: Ich werde „überprüfbarer“ und biete „Angriffsfläche“ („Jetzt leben Sie die Werte doch erst einmal selbst“).

Jetzt haben Sie die Möglichkeit zu entscheiden, wie wichtig Ihnen die eigene Werteorientierung ist und in welcher Form Sie sie in Ihre Arbeit und in Ihre Kommunikation bewusst einfließen lassen wollen. Ich wünsche Ihnen viel Freude und Erfolg dabei!

Für Kommentare, Anregungen, Kritik und eine Auseinandersetzung mit dem Thema bin ich übrigens dankbar. 

 

Dr. Ulrich Wiek

ist Vizepräsident des Forum Werteorientierung in der Weiterbildung e.V. Seit 1999 arbeitet er als Trainer, Berater, Coach für Kommunikation und Führung. Die Orientierung an Werten ist für ihn dabei eine permanente Herausforderung und Bereicherung.

Ulrich Wiek ist seit vielen Jahren Mitglied beim Trainertreffen Deutschland, dem BDVT, der DGSL und GABAL.

Dr. Ulrich Wiek
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