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Die wichtigsten Grundregeln und Hypothesen im Umgang mit Werten

Ralf Besser

Werte sind grundlegende Lebensprinzipien, die persönlich sinngebend sind. Werte sind so etwas wie grundsätzliche Regeln, nach denen sich Menschen innerlich orientieren. Sie sind keine harten Regeln, die feste Vorgaben definieren, sondern eine Basis, an der wir uns in verschiedenen Situationen orientieren können.

Das Besondere an Werten ist, dass sie sinngebend sind. Sich an Werten zu orientieren, wie zum Beispiel Treue, gibt dem Leben eine grundsätzliche Ausrichtung, für die sich Menschen einsetzen und sich selbst als wertvoll erleben. Werte sind Konstrukte und Bewertungen von Menschen.

Die Natur hat keine Werte, sie ist einfach

Der »natürliche Tod« in der Natur ist »gefressen zu werden«. Lebewesen »opfern« sich füreinander, damit Leben in der Summe erhalten bleibt. Aber das Wort »opfern« entspricht bereits einer menschlichen Bewertung. Selbst »opfern« als solches kennt die Natur nicht. Die Natur ist wie sie ist, hat sich aus den vielfältigen Möglichkeiten des Universums entwickelt.

Wir Menschen geben Dingen und Erlebnissen eine Bedeutung und schaffen dadurch Bewertungen. Und nur wir sind es, die für Werte auch eine individuelle und kollektive Verantwortung tragen.

Werte reduzieren die Komplexität und ermöglichen Handlungssicherheit

Werte ermöglichen uns durch ihre innewohnende Regelhaftigkeit, uns schneller zu entscheiden oder uns auszurichten, ohne jedes Mal neu über die Situation nachzudenken und sie zu analysieren. Werte stellen internalisierte Grundsätze dar, auf deren Basis wir intuitiv entscheiden können. Daher sind sie komplexitätsreduzierend.

Werte können allerdings auch die Komplexität erhöhen. Werden zu viele von ihnen parallel von uns selbst oder von einem Unternehmen eingefordert und sollen damit kognitiv parallel berücksichtig werden, kann schnell eine Überforderung stattfinden.

Werte sind immer vorhanden, es gibt keine wertefreien Räume

Jede Wahrnehmung bewerten wir aufgrund unserer Lebenserfahrung: Wie hilfreich oder kritisch sind die Ereignisse für unser Überleben? Alles, was wir tun, alles, was wir im Verhalten eines anderen erleben, hat für uns eine Bedeutung. Daher kann es keinen wertefreien Raum geben.

Werte können nicht zu hundert Prozent gelebt werden, sie benötigen Balance

Die eigene Wertehaltung besteht grundsätzlich aus mehreren Werten, die sich teilweise widersprechen oder ausschließen. Werte können daher nicht »perfekt« gelebt werden. Sie sind zudem noch von der eigenen Rolle, dem jeweiligen Kontext und der Situation abhängig.

Werte ohne eine persönliche Toleranz sich selbst und anderen gegenüber können schnell zu einer fundamentalistischen Grundhaltung führen. Zu einer Gutmensch-Philosophie, die keinen Entwicklungsraum mehr zulässt: Andere sollen nur noch von der eigenen Richtigkeit überzeugt werden. Werte können also »übertrieben«, aber auch genauso gut »untertrieben« werden.

Werte stehen häufig miteinander in Konkurrenz

Bestimmte Werte stehen häufig in Konkurrenz zu anderen Werten, die einer Person wichtig sind. So wie es Rollenkonflikte gibt, so entstehen also auch immer Wertekonflikte.

Diese Spannung ist nicht nur kritisch zu bewerten. Konkurrierende Werte erhöhen das Handlungsspektrum und fördern eine ausgewogene Konfliktkultur. Sind die Werte untereinander zu ähnlich, besteht die Gefahr einer zu starken Harmonieorientierung.

Werte sind immer an Handlungen gekoppelt

Werte als reine Begriffe sind »wertlos«, sind im besten Falle bloße Absichtserklärungen. Werte spiegeln sich immer im Verhalten wider. Daher lautet die Kernfrage im Umgang mit Werten: »Passt das erlebte oder selbst generierte Verhalten zu den gewünschten oder beabsichtigten Werten?«

Werte zeigen sich erst richtig in kritischen Situationen

In normalen, spannungsfreien Situationen ist es eher einfach, seinen Werten treu zu bleiben. Wenn es sozusagen nicht wirklich auf etwas ankommt. Anders sieht es sofort in kritischen Situationen aus. Erst dann zeigt sich, wie stabil ein Wert bei einer Person oder in der Kultur eines Unternehmens ausgeprägt ist. Oder gerade dann, wenn ein Wert mit anderen Werten im Konflikt steht.

Nachhaltige Werteentwicklung erfolgt über Aufmerksamkeit und Reflexion

Werte durch Appelle oder Absichtserklärungen einzuführen ist ein kritischer Weg. Das leitet sich aus den bisherigen Hypothesen als eine weitere Grundannahme ab. Werte sollten also nicht definiert und proklamiert werden, sondern über einen ständigen Austauschprozess über die erlebte Wertewelt »verstärkt« werden.

Werte können nicht wirklich trainiert werden

Verhalten lässt sich durchaus trainieren, bis hin zu einer Konditionierung. Wenn Werte die Funktion haben, sich über eine persönliche Sinnhaftigkeit zu orientieren, dann lassen sich Werte nicht trainieren, sondern nur reflektieren. Sinn kann grundsätzlich nicht vermittelt, sondern nur persönlich im eigenen System entdeckt werden.

Werte aufzudecken benötigt einen intuitiven Prozess

Die rein kognitive Auseinandersetzung mit Werten verstärkt eher das Wunschdenken und nicht eine tiefe emotional-kritische Reflexion über die eigene Wertehaltung. Werte stabilisieren sich unbewusst, färben unser Verhalten ein, ohne dass wir uns den eigenen Werten unbedingt bewusst sein müssen. Um Werte herauszufinden braucht es daher emotionale oder intuitive »Umwegmethoden«.

Werte werden durch Rahmenbedingungen geformt

Äußere Bedingungen, die eine Gruppe oder eine Firma definieren, laden zu bestimmtem Verhalten und damit zur Ausprägung bestimmter Werte ein. Wie stark werden in einem Unternehmen Erfolge über die Geschäftszahlen definiert? Wie wird delegiert? Wie werden grundsätzlich Besprechungen abgehalten? Wie ist das Gehaltsgefüge? Welcher Bereich verdient im Vergleich zu anderen mehr oder weniger? Rahmenbedingungen besitzen eine prägende Gestaltungskraft für Werte.

Werte entstehen biografisch oder geschichtlich

Werte entstehen durch die vielfältigen Erlebnisse über die gesamte Lebensspanne eines Menschen hinweg. Die Basis dafür wird in den frühen Jahren der Kindheit gelegt. Auf Unternehmen bezogen bedeutet das, dass die Geschichte eines Unternehmens zu
einem guten Teil die Wertekultur bestimmt.

Werte sind an Rollen und Kontexte gekoppelt

Die persönlichen Werte können sich von Rolle zu Rolle verändern, ebenso von Kontext zu Kontext. Um das eigene Wertegerüst zu reflektieren und zu verstehen, ist es also unablässig, die Werte an den verschiedenen Rollen und Kontexten zu spiegeln.

Der Autor: Ralf Besser, Dipl.-Ing.

Prozessbegleiter in Unternehmen - auf der Suche nach Wirksamkeit: Menschen für sich und für das Unternehmen bewegen. Veröffentlichungen: „Interventionen, die etwas bewegen“ im BELTZ-Verlag, „Das Gehirn“, „Neurodidaktik“, „Lernen im Alter – wie sich das Gehirn verändert“, „Personalentwicklung im Spiegel der Hirnforschung“ „Transfer-Evaluation“ im Verlag ‚besser wie gut‘

Kontakt:
besser wie gut GmbH
Beratung-Training-Tagungshaus
Dipl.-Ing. Ralf Besser
Upper Borg 147, D-28357 Bremen
Tel. 0421-275840, Fax 0421-2769040
mail@besser-wie-gut.de, www.besser-wie-gut.de


Kostenlose Probe der Grundregeln und Hypothesen im Umgang mit Werten

Die Grundregeln und Hypothesen im Umgang mit Werten entstammen dem »Kartenheft: Umgehen mit Werten – 30 Hypothesen«. besser wie gut Verlag, in dem noch weitere Thesen beschrieben sind. Die Hypothesen sind auch als Einzelkarten erhältlich, so dass in Gruppen damit leicht eine tiefere Wertediskussion anstoßen lässt.

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