Hinfallen, aufstehen, weitergehen: Wie Resilienz persönliche Krisen bewältigen hilft
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- Kategorie: Persönlichkeitsentwicklung
Sigrid Engelbrecht
Hinfallen, aufstehen, weitergehen ...
Wie Resilienz persönliche Krisen bewältigen hilft
Wörter wie „Krise“, „Scheitern“, „Versagen“, „Verlust“ waren noch bis vor kurzem verpönt, widersprechen sie doch dem Bild des erfolgsorientierten Machers oder der effizient nach oben strebenden Karrierefrau. Inzwischen aber hat das Leitbild des immer-weiter, immer-höher, immer-besser einige Dellen abbekommen. Heute, wo Fusionen, Umstrukturierungen und Firmenverkäufe an der Tagesordnung sind, verläuft kaum eine Karriere und kaum ein umfangreicheres Projekt ohne Stolpersteine und Rückschläge. In Zeiten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels stoßen wir vermehrt an unsere Grenzen. Noch dazu ist es nicht gerade einfach, sich mit beständiger Unsicherheit anzufreunden und sie als eine Rahmenbedingung des Daseins zu akzeptieren.
Das gilt umso mehr für uns Trainerinnen und Trainer als „freischwebende Existenzen“. Die Weiterbildung ist eine Branche, die ja wie kaum eine zweite von Freiberuflern und Kleinstunternehmen geprägt ist. Wenn das Wirtschaftsbarometer auf „Rezession“ steht, führt dies oftmals zu massiven Auftragseinbrüchen, denn in wirtschaftlich schlechten Zeiten wird oftmals bevorzugt an der Weiterbildung gespart. So kann die wirtschaftliche Krise für Trainerinnen und Trainer rasch auch in eine persönliche und existenzielle Krise münden.
Dass das chinesische Schriftzeichen für Krise „Wai-Chi“ sowohl „Gefahr“ als auch „Chance“ beinhaltet, hat sich inzwischen herumgesprochen und das ist gut so - weist es doch darauf hin, dass Krisen durchaus nicht nur negativ, sondern auch von sich darin zeigenden Möglichkeiten her zu betrachten sind.
Wenn Sie jedoch gerade selbst mitten in einer Krise stecken, haben Sie dafür höchstwahrscheinlich nichts übrig und denken vielleicht etwas wie: „Die hat gut reden. Soll sie erst einmal in meiner Haut stecken...!“
Krisen zwingen neue Sichtweisen einzunehmen und neue Wege einzuschlagen
In einer Krise ist jeder natürlich zunächst einmal stark damit beschäftigt, die Situation auszuloten und aufwallende Gefühle wie Angst, Wut, Enttäuschung, Hilflosigkeit usw. in den Griff zu bekommen. Da liegt nichts ferner, als sich über irgendwelche Chancen Gedanken zu machen. Erst wenn dieser innere Aufruhr halbwegs bewältigt ist und man ein gewisses Maß an Akzeptanz der Lage gefunden hat, können Sie sich für die Betrachtungsweise „Krise als Chance“ öffnen und sich überlegen, wie es weiter gehen soll. Das Positive an einer Krise ist, dass sie dazu zwingt, neue Sichtweisen einzunehmen und neue Wege einzuschlagen. Oft wird erst später, mit einigem zeitlichen Abstand, erkannt, dass die Entwicklung bestimmter Fähigkeiten, die sich im Hier und Jetzt als sehr nützlich erweisen, ohne eine in der Vergangenheit liegende Krise wohl niemals stattgefunden hätte. Nur die Krise gab den Ausschlag dafür, neue Wege zu gehen.
Fähigkeiten, die es erleichtern, mit Krisen und den Unwägbarkeiten des Lebens gut klarzukommen
Was hilft nun eigentlich dabei, Probleme trotz widriger Umstände zu bewältigen? Krisen nicht nur zu überstehen, sondern sogar gestärkt daraus hervorzugehen? Welche Fähigkeiten erleichtern es, mit Krisen und überhaupt den Unwägbarkeiten des Lebens gut klarzukommen?
Ganz entscheidend dafür ist, ob wir unsere Sichtweise der Dinge, unsere Bewertungen und Überzeugungen so steuern können, dass es uns gelingt, die Situation zu meistern. Diese Art psychischer Kraft und Widerstandsfähigkeit bezeichnet man als Resilienz. Darunter versteht man dabei keine einzelne Eigenschaft, sondern eher eine Kombination von Überzeugungen und Verhaltensweisen, mittels derer wir schwierige Lebenssituationen bewältigen können, ohne innerlich Schaden zu nehmen. Mittlerweile beschäftigen sich Forscher weltweit mit diesen psychischen Schutzfaktoren, mittels derer wir negative äußere Umstände ausgleichen und abwehren können. Die gute Nachricht: Nahezu alle Forscher sind davon überzeugt, dass Resilienz-Faktoren nicht ausschließlich eine Frage der Gene oder Einflüssen in der frühkindlichen Erziehung zu verdanken sind, sondern dass wir auch als Erwachsene Resilienz erlernen können. Wir sind also durchaus nicht festgelegt, zeitlebens in nicht-resilienten Mustern zu denken, zu fühlen und zu handeln sondern können viel dazu tun, unsere Resilienz zu stärken .
Diese Erkenntnis aus der Resilienzforschung inspirierte mich im Jahr 2005 dazu, mich mit diesen spezifischen Stärken näher zu beschäftigen. Seitdem biete ich Vorträge und auch spezielle Resilienztrainings für Unternehmen, für verschiedene Institutionen und Bildungseinrichtungen und auch als offene Seminare für Jedermann an. Elemente daraus sind in das Coaching eingeflossen. Eines ist dabei ganz klar: Krisenfest zu sein hat nichts damit zu tun, eine rosarote Brille aufzusetzen und Probleme oder Kummer zu ignorieren, ganz im Gegenteil. Der Krise ins Auge zu blicken, sich Angst, Trauer, Wut und Zorn zuzugestehen, sind Voraussetzung dafür, dass es konstruktiv weitergehen kann.
8 Stärken, die weiterhelfen
Die folgenden Stärken werden in meinen Resilienztrainings erfahren, erprobt und vertieft:
1. Wahrnehmung
Wahrnehmen was ist: dies steht am Anfang aller Krisenbewältigung. Je früher wir Krisen oder ihnen vorausgehende Konflikte erkennen, desto besser können wir uns darauf einstellen und zielgerichtet reagieren. Sich Gewissheit über eine Situation zu verschaffen vermindert zudem auch die Angst.
2. Akzeptanz
Innerlich zulassen zu können, dass die Situation so ist, wie sie ist, und nicht anders, ist die Basis dafür, sich neu orientieren zu können. Wenn es uns also gelingt, das Geschehene anzunehmen und es als Herausforderung zu verstehen, sind wir bereits auf einem guten Weg, unser Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.
3. Mit sich selbst ins Reine kommen
Dies bedeutet, uns mit schmerzlichen Gefühlen wie Scham, Schuld, Selbstmitleid oder Reue auseinanderzusetzen, mit dem Ziel, loslassen und sich selbst und auch anderen verzeihen zu können. Auch das Eingestehen gescheiterter Erwartungen und der Abschied von Illusionen gehört dazu.
4. Sich Unterstützung suchen
Gerade auch in schwierigen Zeiten ist es für unser Wohlbefinden wichtig, herauszufinden, welche anderen Menschen für uns da sind, an die wir uns wenden können.
5. Selbstvertrauen
Dies gründet in der Erfahrung, auf sich selbst und auf das, was wir wissen und können, bauen zu können und auch in dem Gefühl, im Leben etwas zu bewirken. Selbstvertrauen und ein gutes Selbstwertgefühl helfen, uns auch in Krisenzeiten den Mut und die Tatkraft zu bewahren.
6. Optimismus
Mit einer optimistischen Lebenseinstellung lassen sich Krisen, Probleme und Konflikte leichter bewältigen als mit einer pessimistischen Einstellung. Optimismus mildert auch ganz generell die Auswirkungen von Stress, Enttäuschungen und anderen Belastungen in unserem Alltag.
7. Lösungsorientierung
Die innere Bereitschaft, nach Lösungen zu suchen, schärft unseren Blick, mögliche Wege aus der Krise zu finden und macht auch offen dafür, andere als die gewohnten Sichtweisen und Verhaltensmuster zuzulassen. Die grundsätzliche Frage dabei lautet stets: „Was kann ich tun, um diese Situation zu meistern?“
8. Neue Ziele finden
Eine Krise zu bewältigen und Gewesenes hinter sich lassen zu können, macht uns frei für Neues. Wir fragen uns, wie wir unser Leben künftig gestalten wollen und was uns eigentlich wirklich wichtig ist. Wir nehmen neue Vorhaben in Angriff , die unserer neuen Ausrichtung entsprechen.
Sigrid Engelbrecht
ist Dipl.-Designerin, Malerin, Mental- u. Wellnesstrainerin und Coach. 1990 machte sie sich mit einem eigenen Designatelier selbständig und spezialisierte sich in Theorie und Praxis darauf, den Einfluss der Kreativität auf die individuelle Entscheidungskompetenz, die Identität und das Wohlbefinden zu untersuchen und aus den Erkenntnissen Seminar- und Beratungskonzepte zu entwickeln.
Bisherige Buchveröffentlichungen:
- „Heiße Jahre – voller Energie durch die Wechseljahre“, Gräfe und Unzer 2006, 2. Auflage 2007
- „Best Age Power – Krafttraining für Körper und Geist“, Pietsch 2007
- „Richtig gute Laune kriegen – wer gut drauf ist hat mehr vom Leben“, Droemer Knaur 2008
- „Tanz mit dem Säbelzahntiger – Stressbewältigung für alle Stresstypen“, Orell Füssli 2009
- „Lass los, was deinem Glück im Wege steht“, Gräfe und Unzer 2009
Zum Trainer-Profil von Sigrid Engelbrecht
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