Dr. Jürgen Wunderlich Dr. Jürgen Wunderlich

Nicht jede Nase riecht den Braten

Intuition entwickeln – wirksam handeln!

von Dr. Jürgen Wunderlich, Team für Training und Coaching*

Wer kennt die Situation nicht? Jemand macht ein verlockendes Angebot, aber ein seltsames Gefühl – tief innen drin – meldet sich, fast nicht spürbar, und warnt davor, die Offerte anzunehmen. Wer auf das Angebot nicht eingeht, wird nie erfahren, ob er tatsächlich den richtigen Riecher hatte. Vielleicht hat er die Chance seines Lebens verpasst. Derjenige, der das Bauchgefühl ignoriert und im Nachhinein merkt, dass er betrogen wurde, ärgert sich, dass er sich nicht auf seine Nase verlassen hat. Immer wieder stehen Menschen vor der Frage, wem sie mehr vertrauen sollen – ihrem Verstand oder ihrem Gefühl. Die Wissenschaft beschäftigt sich seit geraumer Zeit bereits intensiv mit dem Thema Intuition. Und für die Praxis gibt es inzwischen auch ganz konkrete Ansätze, das eigene Bauchgefühl zu stärken bzw. zu trainieren, selbst empfänglicher für die Signale aus den tiefen Regionen des Körpers zu sein.

Wer sich dafür entschieden hat, wirksamer zu werden und seine Intuition zu entwickeln, sollte daran denken, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist. Vielmehr ist das Können das Ergebnis intensiven Trainierens. Denken Sie nur mal an einen Klavierspieler: Beginnt dieser nach neuen Noten zu spielen, dann klingt es die ersten Male unbeholfen wenn nicht vielleicht sogar etwas schräg. Deshalb spielt er die neuen Stücke nicht gleich vor Zuhörern. Vielmehr übt er diese Stücke immer wieder und wieder. Beim zehnten Mal klingen sie ganz passabel. Beim dreißigsten Mal schon gut und so etwa bei der fünfzigsten Wiederholung ist er dann zufrieden. Und das Ergebnis kann sich hören lassen. Genauso verhält es sich auch mit der Intuition: Sie kann entwickelt werden. Nachfolgende Methoden helfen dabei, die Intuition unbewusst wirksam werden zu lassen, um bessere Entscheidungen zu treffen oder chancenreicher zu verkaufen - denn Intuition kann in vielen täglichen Situationen, im Geschäfts- aber auch Privatleben, angewandt werden:

1. Augenblickstraining erleichtert wirksame Entscheidungen

Sobald jemand vor einer neuen Entscheidung steht, sollte er sich notieren, welche Entscheidung er treffen würde, wenn er jetzt, genau in diesem Augenblick, entscheiden müsste. Ein Hin und Her ist nicht erlaubt, sondern nur die sofortige, spontane Wahl. Es ist wichtig, den ersten Gedanken, der auftaucht, zu nutzen. Das ist die Augenblicksinformation. Wer einige Sekunden darüber nachgedacht hat, hat die Chance auf diese Form der Intuition vertan.

Nach diesem kurzen Moment sollte die Entscheidung auf herkömmliche Art und Weise gefällt werden. Nachdem die Auswirkungen der Entscheidung vorliegen, können die Ergebnisse beider Entscheidungswege verglichen werden. Die meisten Menschen sind sehr erstaunt darüber, wie treffsicher eine Augenblicksentscheidung ist. Zum Augenblickstraining gehört, dass man sehr genau beobachtet, bei welchen Entscheidungen die Intuition mit der Augenblicksmethode richtig war und bei welchen man eher daneben lag. Klingt banal, ist es aber nicht. Denn mit der Zeit entsteht ein persönliches Bild, das zeigt, in welchen Bereichen Augenblicksentscheidungen neue Chancen eröffnen und in welchen Bereichen besser die Finger davon gelassen werden sollten.

2. Mehrdeutige Fragen optimieren

Es heißt nicht umsonst „Wer fragt, der führt“. Auch Intuition lässt sich am geschicktesten mit Hilfe von Fragen ausrichten. Entscheidend dabei ist allerdings, dass die Fragen auch richtig gestellt werden. Ein einfaches Beispiel: Angenommen, eine Führungskraft hat morgen eine wichtige Präsentation und will sich noch ein wenig mehr Sicherheit holen. Wenn sie fragt: „Gibt es morgen eine Pleite?“ müsste die Antwort darauf immer „ja“ lauten. Es wird sicher irgendwo auf der Welt in irgendeinem Unternehmen eine Pleite geben. Damit reduziert die Führungskraft die Wirkung ihrer Intuition unnötig. Wichtig ist, dass sie EINdeutig fragt: „Wird es mit dem neuen Mitarbeiter klappen?“ Bei der Frage ist unklar, in welchem Zusammenhang es mit dem neuen Mitarbeiter klappen soll. Genauso ist auch der Zeitraum undefiniert. In irgendeiner Umgebung zu irgendeiner Zeit wird der neue Mitarbeiter sicherlich einen guten Job machen. Allerdings ist damit nicht beantwortet, ob dies auch in der Abteilung, im Unternehmen der Fall sein wird. Günstigere Fragestellungen sind beispielsweise:Wie gut passt der Kandidat in unser Team und wird er dieses Jahr bereits erfolgreich arbeiten?“, „Wird der europäische Markt uns und unser Produkt im nächsten Halbjahr mit mehr Nachfrage unterstützen?“ oder „Welche Stolpersteine müssen wir in den nächsten vier Wochen aus dem Weg räumen, um unseren Umsatz zu steigern?“

3. Wahrnehmungskanäle

Intuition tut uns leider nicht den Gefallen, dass sie uns immer mit der Nase auf alles stößt. Vielmehr müssen wir damit rechnen, dass sie vieles zunächst indirekt liefert. Sie benutzt dabei nicht unbedingt den Weg, der am geläufigsten ist, sondern verwendet die unterschiedlichsten Wahrnehmungskanäle: visuell – der Blick, auditiv – das Hören, kinästhetisch – das Gefühl, olfaktorisch – der Geruch, gustatorisch – der Geschmack

Intuition wird von vielen rein als Bauchgefühl dargestellt. Damit verringern sich jedoch Chancen, die Intuition eröffnen kann, unnötig. Intuitive Signale kann man nämlich auch dadurch erhalten, dass der Blick auf eine wichtige Stelle in Berichten oder im Outfit einer Person fällt, einem bestimmte Geräusche oder Töne auffallen, ein besonderer Geruch oder ein unangenehmer Geschmack irritiert oder natürlich auch, dass man irgendwo im Körper sonst noch etwas fühlt. Das heißt: Intuition kann tatsächlich über alle Sinneskanäle wirken.

Die Wahrnehmung ist eine Funktion, die es uns ermöglicht, mit unseren Sinnesorganen Informationen (Reize) aufzunehmen und zu verarbeiten. Was aber von vielen vernachlässigt wird, ist das genaue Wahrnehmen unserer Umwelt, unseres Gegenübers. Bei den meisten von uns wurde durch Erziehung und unser stark auf reine Logik ausgerichtetes Bildungswesen, der Zugang dazu verschüttet. Logik stört die Intuition. Wenn Verkäufer nur ihren Umsatz im Kopf haben, wird ihr Bauch keine Chance haben.

Versuchen Sie möglichst auf alle Sinne zu achten. Falls Ihnen das sehr schwer fällt, dann beginnen Sie zunächst mit ein bis zwei Sinnen. Wechseln Sie diese dann immer wieder durch. Wichtig ist, dass Sie zunächst über ausreichend Information verfügen, um die jeweiligen Wahrnehmungskanäle zu bewerten.
Benutzen Sie dazu folgende Fragen: Welche Ihrer Wahrnehmungen wies Sie auf welche Fakten hin? Was war eher informativer Ballast? Welcher Sinn war am treffsichersten? Werten Sie diese Information regelmäßig aus. Dann bekommen Sie genau das Ergebnis, welches Sie brauchen. Sie wissen, mit welchem Wahrnehmungskanal Sie am besten fahren.

4. Das I³-Power-Tagebuch

Einzelne kleine Tipps alleine bringen meistens bereits kleine Verbesserungen, allerdings erreichen Unternehmer und Führungskräfte damit nicht den großen Wurf. Dies gelingt nur dann, wenn man konsequent „dranbleibt“. Genau dazu ist das Tagebuch ein gutes und bewährtes Mittel. Obwohl dem Tagebuch oft der Hauch des Antiquierten anhaftet, wird es trotzdem von vielen erfolgreichen Menschen eingesetzt. Warum? Das Tagebuch eröffnet die Möglichkeit, alle wichtigen Dinge noch einmal Revue passieren zu lassen. Es wirkt dadurch wie ein Verstärker. Es intensiviert die Dinge, die gut sind, und hilft, die Punkte zu erkennen, die noch verbessert werden müssen. In der Intuition kommt es sehr stark darauf an, Rückmeldungen zu sammeln und diese mit den eigenen Wahrnehmungen abzugleichen. Wer darauf verzichtet, verschenkt Potential. Es kann durchaus sein, dass ein Mensch immer auf die falsche Wahrnehmung setzt, nicht jeder hat einen guten Riecher. Mit Hilfe des Tagebuchs kann er dies jedoch erkennen. Das Tagebuch ist ein wichtiges Feedback-Instrument, um die Intuition wesentlich schlagkräftiger zu machen. Folgendes gehört in ein Tagebuch:

  • Ihre wichtigsten Entscheidungen 
  • Alle Wahrnehmungen, die Ihnen im Zusammenhang mit den Entscheidungen aufgefallen sind 
  • Die Fragestellung zur Entscheidung, die Sie sich gestellt haben. 
  • Die mit der Intuition getroffene Entscheidung 
  • Die mit dem bewussten Verstand getroffene Entscheidung 
  • Die mit Ihre Emotion getroffene Entscheidung 
  • Später ergänzen: Konsequenz/Auswirkung der Entscheidung 
  • Welche Entscheidung war günstiger? 
  • Welche Wahrnehmung gab den besten Hinweis? 
  • Welche Intuitionsmethode war am besten?

Machen Sie mehr aus Ihrer Intuition: Intuition ist eine Fähigkeit, die jedem persönlich zur Verfügung steht. Mit Intuition können leichter bessere Entscheidungen jeglicher Art getroffen werden. Zu wissen, welche Entscheidung die günstigste ist, genügt nicht. Nur wer diesem Wissen auch Aktivitäten und Handlungen folgen lässt, kann wirklich mehr mit Hilfe seiner Intuition erreichen. Gehen Sie so vor, wie dies ein Gärtner tut. Zunächst sähen Sie Ihre „Entscheidung/Idee“. Sorgen Sie dann für ausreichend Nährstoffe, um sie wachsen zu lassen. Beteiligen Sie dazu zunächst andere an Ihren intuitiven Ergebnissen, in dem Sie diese mit den Chancen inspirieren. Lassen Sie die Entwicklungen reifen, bevor es Zeit zum Ernten ist. Lassen Sie sich etwas Zeit, damit aus einer Möglichkeit auch Wirklichkeit werden kann. Dann wird Intuition zu Ihrem wertvollen Begleiter bei allen wirksamen Entscheidungen im Leben – ob privat oder beruflich.

 

 

* Dr. Jürgen Wunderlich ist als selbständiger Unternehmer und langjähriger Trainer zusammen mit seiner Frau Kerstin Wunderlich, Versicherungsfachwirtin und Dipl. System Coach, als Team für Training und Coaching tätig. Beide haben mit I³-Power ein Programm entwickelt, mit dem Verkäufer und Führungskräfte durch Intuition, Inspiration und Impulse Ihre Wirksamkeit deutlich steigern können. www.intuition-im-business.de

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