Nikolaus B. Enkelmann mit Tochter Dr. Claudia E. Enkelmann Nikolaus B. Enkelmann und Dr. Claudia E. Enkelmann

Lieben mit Lust und Leidenschaft

von Nikolaus B. und Dr. Claudia E. Enkelmann, Enkelmann-Institut, Königstein*

Es sind nicht die großen Taten, sondern die kleinen Gesten, die eine gute Partnerschaft ausmachen. Eine kleine Berührung, ein Lächeln, ein aufmunterndes Wort im rechten Augenblick – das wiegt auf Dauer mehr als eine romantische Liebeserklärung bei Sonnenuntergang.

Sie sind die ganze Woche beruflich unterwegs. Es läuft nicht besonders gut. Die geplanten Abschlüsse können Sie nicht machen; die Kunden sind hektisch und gereizt. Sie können sich dieser Stimmung nicht entziehen. Und nun kommen Sie auch noch zu spät zum nächsten Termin, weil die Straße wegen eines Unfalls gesperrt ist. Am liebsten würden Sie die restlichen Termine absagen und den Job hinschmeißen. Da klingelt Ihr Handy: „Ich wollte dir nur einen schönen Tag wünschen“, sagt Ihr Partner und legt auf. Eine kleine Glückswelle erfasst Sie, der Tag hat wieder ein freundliches Gesicht bekommen. Mit einem Lächeln gehen Sie zum nächsten Termin. Ist das nicht Glück?

Die Liebe finden

Ob mit oder ohne Partner – dem Beziehungsfrust entkommen nur wenige. Auch im Zeitalter der Singles stehen Beziehungen hoch im Kurs. Die Realisierung dieses Wunsches scheint jedoch nicht so einfach zu sein, betrachtet man den hohen Anteil der Ein-Personen-Haushalte. Tief in jedem von uns ist der Wunsch verankert, seinen Idealpartner – sein Gegenstück – zu finden. Der Mensch ist wie eine in der Mitte auseinander gebrochene Münze. Zu seinem Glück braucht jeder seine andere Hälfte. Und hier beginnt schon das Drama. Wir machen uns auf die Suche und finden viele halbe Münzen. Nur die passende ist selten dabei. Oft machen wir uns aber gar nicht die Mühe, den anderen wirklich kennen zu lernen. Wir nehmen uns nicht die Zeit, die beiden Bruchstücke anzulegen und zu prüfen, ob sie zusammenpassen. Von Äußerlichkeiten lassen wir uns beeindrucken, weil auch wir auf dieser Ebene beeindrucken wollen. Dass dies meist nicht vom Erfolg gekrönt ist, sehen wir überall.

Manche Menschen wechseln ihre Partner wie andere die Kleidungsstücke - immer in der Hoffnung, dass beim nächsten alles anders wird. Auf diese Weise kann man natürlich sein ganzes Leben verbringen – immer auf der Suche nach dem Ideal. Finden wird man es mit dieser Methode nicht. Solche Menschen frage ich: Wie oft wollen Sie sich noch scheiden lassen? Wie lange möchten Sie dieses traurige Spiel noch spielen? Wie viel Jahre wollen Sie von einer Party zur anderen pilgern, um dort die Traumfrau oder den Supermann zu treffen? Nichts ändert sich, außer wir ändern uns. Das gilt auch in der Liebe. Wann haben Sie zuletzt in Ihrem Leben, in Ihrem Verhalten, in Ihrer Einstellung etwas verändert? Meist haben wir eine lange Liste von Ansprüchen an unser Ideal. Aber was bieten wir denn selbst? Sind wir überhaupt bereit, etwas zu geben oder wollen wir nur nehmen?

Wenn zu Ihrem Glück der Partner fehlt, dann suchen Sie nicht in den Kneipen, bei Veranstaltungen oder Single-Parties. Suchen Sie die Liebe in sich, dann finden Sie dieses Gefühl auch bei anderen. Den perfekten Partner gibt es genauso wenig wie das Paradies auf Erden. So wie wir nicht perfekt sind, sind auch unsere Mitmenschen nicht perfekt. Wenn Sie sich jedoch auf die guten Eigenschaften des potenziellen Partners konzentrieren, werden sich diese weiter verstärken. Das Gesetz „Beachtung bringt Verstärkung“ kommt zur Wirkung. Die meisten jedoch beachten das, was ihnen nicht gefällt - das Resultat sehen wir in den vielen unglücklichen Beziehungen. Fragen Sie nicht immer, „was brauche ich, was will ich?“, fragen Sie lieber einmal, was der andere braucht. Konzentrieren Sie sich auf das, was Ihnen gefällt - und sagen und zeigen Sie das auch. Finden Sie heraus, was Sie verbindet und nicht, was Sie trennt. Haben Sie gemeinsame Ziele, gibt es Übereinstimmung in der Lebensplanung? Je mehr Gemeinsamkeiten Sie entdecken, desto stabiler ist das Fundament für gemeinsames Glück. Seien Sie nicht so bescheiden! Wir haben festgestellt, dass der Mensch nur 1/10 seiner Fähigkeiten nutzt. Das gilt auch für die Liebesfähigkeit. Nutzen Sie Ihr Potenzial: Autosuggestion und magische Sätze sind die besten Mittel, Glück ins Leben und in die Liebe zu bringen. So können Sie Ihrem Partner vermitteln, dass Sie ihn mögen:

  • Bleib wie du bist 
  • Du bist o. k. – mach weiter so 
  • Mit Dir würde ich überall hingehen

Wir sprechen viel von Liebe und meinen damit, geliebt zu werden. Das hat mit Liebe nicht sehr viel zu tun. Erwarten Sie nicht Liebe – verschenken Sie Liebe. Je großzügiger Sie mit Ihren Gefühlen sind, desto mehr bekommen Sie zurück. Seien Sie nicht so geizig mit Ihrer Liebe. Lächeln Sie mehr, öffnen Sie Ihr Herz und Sie werden das Wunder der Liebe erfahren. Sie werden dem richtigen Partner begegnen, wenn die Zeit reif ist. Und das ist sie, wenn Sie mit sich selbst im Reinen sind, Ja zu sich sagen können. Dann können Sie auch Ja zu anderen sagen - ohne Vorbehalte.

Die Liebe erhalten

Ein altes Paar sitzt in der Abendsonne im Garten. Beide sind in ihre Lektüre vertieft. Die Vögel singen ihr Abendlied, die Bäume werfen lange Schatten. Es ist still. Langsam breitet sich die Dämmerung aus. Der Mann liest immer noch, aber ab und zu hebt er jetzt den Blick und schaut gedankenverloren in den Garten. Die Frau steht auf und kommt nach einer Weile mit einer Tasse Tee in der Hand zurück. Sie hält ihrem Mann den Tee hin, während sie ihre Hand leicht auf seine Schulter legt. Schweigend blickt er sie an, während ein unbeschreibliches Gefühl der Nähe seine Seele wärmt. Er nimmt ihre Hand und berührt diese leicht mit den Lippen. Mit einem Lächeln geht die Frau zurück ins Haus. Ist das nicht Glück?

Von solchen Augenblicken, die das Herz wärmen, träumen die meisten Menschen: Eine harmonische Partnerschaft, wortloses Verständnis, Vertrauen und der Wunsch, gemeinsam alt zu werden. Frage ich Paare, was der eine für den anderen tut, höre ich meist nur, was der andere nicht tut und nicht selten endet ein solches Gespräch in gegenseitigen Vorwürfen. „Heirat ist die einzige lebenslange Verurteilung, bei der man wegen schlechter Führung begnadigt werden kann“, meint Alfred Hitchcock. Aber es gibt auch noch andere Möglichkeiten.

Vergessen Sie im Sommer, Ihren Nachbarn zu bitten, den Garten während Ihrer Abwesenheit zu gießen, finden Sie verwelkte Blumen und verdorrte Sträucher vor. Sie ärgern sich, wundern sich aber nicht. Wenn Sie Ihren Partner wegen beruflicher Überlastung vernachlässigen, wenn Sie nicht wahrnehmen, dass er schlecht aussieht, Sie gar nicht richtig zuhören und nur noch zum Schlafen nach Hause kommen, dann sind Sie überrascht, wenn Sie eines Tages ein leeres Haus vorfinden. Vielen Paaren gelingt es nicht, die Liebe am Leben zu erhalten, nachdem das erste Feuer abgekühlt ist. „Paarsterben“ hat das der Psychoanalytiker Michael L. Moeller genannt. Der Reiz ist weg, etwas Neues muss her. Auch nach der siebten Scheidung werden viele nicht klüger.

Und wer es sich finanziell leisten kann, versucht es aufs Neue. Zum Glück führt dieser Weg nicht. Immer nur Neues - da muss ja die Seele auf der Strecke bleiben. Wir lernen zwar für den Beruf auf Schulen und Unis, üben in Werkstätten und Ausbildungszentren. Für das wichtigste im Leben - die menschlichen Beziehungen - erhalten wir keine Unterweisung. So stolpert auch heute noch eine Vielzahl von jungen modernen Menschen getrieben von falschen Vorstellungen oder den Hormonen in Partnerschaften. Ehe sie sich versehen, stehen sie vor einem Scherbenhaufen. War früher die unterschiedliche Rollenverteilung - Hausmütterchen und Ernährer der Familie - ein Problem, so sieht es heute anders aus. Gut ausgebildete karriereorientierte Frauen sind vielen Männern zu selbstbewusst, zu anstrengend. Der Umgang mit den großen Anforderungen auf beiden Seiten will gelernt sein, Kompromisse müssen ausgehandelt werden. Die finanzielle Unabhängigkeit hat ihren Preis. Gute Beziehungen basieren heute wie früher auf konstanter Arbeit an sich und der Beziehung. Sonst heißt es schnell rien ne va plus…

Was also tun?

Liebe fällt nicht vom Himmel – Liebe muss erarbeitet und ständig gepflegt werden. Der Umgangston spielt eine große Rolle im Zusammenleben. Viele Menschen glauben ja, Höflichkeit ist nur für Fremde. Schnell schleichen sich Killerphrasen ein, die eine Beziehung unterminieren können. Überprüfen Sie Ihre Standardsätze „Du bist wie dein Vater, deine Mutter! Das schaffst Du nie! Das kann ja jeder. Habe ich das nicht schon tausend Mal gesagt!“ Schaffen Sie Liebesinseln. Überraschungen beleben das Zusammenleben, geben der Liebe einen Kick. Wie wäre es mit einem Wochenende im Luxushotel, einmal Champagner - ohne Grund...? Lassen Sie sich etwas einfallen, verwöhnen Sie Ihren Partner, zeigen Sie ihm, dass er Ihnen wichtig ist.

Wir müssen bei uns anfangen. Wir müssen uns auf Liebe programmieren, wir müssen die Vernetzungen im Gehirn ändern. Laufen unsere Beziehungen immer schief, dann sind nicht die anderen schuld, sondern wir selbst. Das, was wir ausstrahlen, ziehen wir an. Eine Programmänderung ist dringend notwendig. Was wir lernen müssen, ist ein Meister in der Kunst der Wandlung zu werden, dann können wir unglückliche Liebe in ein andauerndes Glück verwandeln.

Ein altes Paar geht schon etwas beschwerlich. Galant hilft er ihr in den Bus, nimmt ihr die Jacke ab. Sie sitzen nebeneinander und bei genauer Betrachtung sehen sie sich ähnlich. Sie unterhalten sich leise, man spürt die Harmonie, die Zuneigung, die sich in vielen Jahren entwickelt hat. Sicher hat dieses Paar schwere Zeiten erlebt, Krisen gemeistert. Mal ist der eine gestolpert, der andere ist hingefallen - doch immer wurde eine Hand gereicht. Sie sind nicht daran zerbrochen, sondern gewachsen. Jetzt am Ende ihres Lebens wärmt die Liebe das Herz und die Abendsonne hüllt das Paar in ein rosa Licht. Ist das nicht Glück?

 

* Nikolaus B. Enkelmann ist einer der bedeutendsten Erfolgstrainer im deutschsprachigen Raum. Mehr als 1 Million Menschen besuchten in den letzten 40 Jahren seine Seminare. Gemeinsam mit Tochter Dr. Claudia Enkelmann, einer ebenso gefragten Beziehungs- und Erfolgstrainerin, leitet er das Institut für Persönlichkeitsbildung, Rhetorik und Zukunftsgestaltung in Königstein im Taunus (www.enkelmann.de).

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