Nikolaus B. Enkelmann mit Tochter Dr. Claudia E. Enkelmann Nikolaus B. Enkelmann und Dr. Claudia E. Enkelmann

Jeder sollte sich in eine Aufgabe verlieben

Vier Fragen an Dr. Claudia E. und Nikolaus B. Enkelmann zum Thema „Entspannung und Konzentration“

von Nikolaus B. und Dr. Claudia E. Enkelmann, Enkelmann-Institut, Königstein*

Was wachsen soll, braucht Nahrung, die Nahrung der Gedan­ken ist die Konzentra­tion. D iese Kon­zentration steht am Anfang jedes Erfolges. Wer ein Meister der Konzentration ist, egal wel­cher Tätigkeit er oder sie nachgeht, kommt an die Spitze. Das gilt für alle Berei­che: in der Erziehung, in der Familie, im Sport, ebenso im Beruf, bei der Karriere. Nur im Zustand der inneren Ruhe, der Gelöstheit ist Konzentra­tion möglich. Wer früher einen Yehudi Menuhin beim Geigenspiel oder aktuell einen Lang Lang an seinem Flügel beobachtet, erlebt die innere Freiheit und Konzentration. Nikolaus B. und Dr. Claudia E. Enkelmann erklären im Kurzinterview, wie man im Leben durch Konzentration zur Meister­schaft gelangt.

Entspannung und Konzentration – auf den ersten Blick scheinen dies extreme Gegensätze zu sein, denn nach Überzeugung vieler Menschen kann man sich nur unter höchster Anspannung konzentrieren. Was verbindet die beiden vermeintlichen Ge­genpole?

Nikolaus B. Enkelmann: Es gibt die bewusste und die unbe­wusste Konzentration. Die bewusste Konzentration ist ein Zu­stand, in dem wir unsere Aufmerksamkeit und unsere Gedan­ken auf ein Thema zwingen. Es ist verständlich, dass diese Form der Konzentration unendlich viel Kraft und Energie kostet. So dass wir irgendwann sogar den Burnout-Zustand erreichen können. Aber es gibt auch die unbewusste Konzentration. Ge­fühle lenken und verstärken die Konzentration unbewusst aber nachdrücklich. Daher ist für uns Liebe, also Beachtung, eine ab­solut positive Konzentration. Alles, was man liebt, verlangt kei­nen Zwang, sondern man denkt unbewusst immer wieder an das Objekt seiner Liebe. Diese unbewusste Konzentration kostet kaum Lebensenergie. Wenn man also einen Menschen liebt, kann man von früh bis spät an ihn denken, ohne den gerings­ten Aufwand von Energie. Wenn man aber einen Menschen nicht mag oder ihn sogar hasst, verbraucht die Konzentration auf diesen Menschen unsere gesamte Energie. Wenn man sich in einen Menschen verlieben kann, dann kann man sich auch in eine Aufgabe oder ein Ziel verlieben. Aus diesem Grund lehrt die Psychologie des erfolgreichen Weges: Der Mensch braucht nicht nur große Ziele, der Mensch benötigt persönlichkeitsge­rechte Ziele. Darum sollte die Entfaltung unserer Persönlichkeit im Einklang mit unseren Wünschen, Talenten und Fähigkeiten stehen. Dadurch wird das Erreichen großer Ziele möglich und unser Leben wird leichter.

Können Menschen, die sich nicht entspannen können, sich auch nicht konzentrieren und sind dadurch nicht zu wirklichen Höchstleistungen fähig?

Dr. Claudia E. Enkelmann: Dafür müssen wir die biologischen Prozesse in unserem Körper begreifen oder verstehen. Jede An­spannung verbraucht Energie. Ein Mensch also, der sich den ganzen Tag zusammenreißen muss, ist am Ende leer. Denn „zu­sammenreißen“ verbraucht in unserer Muskulatur durch Ver­spannung unsere Lebenskraft. Ist der Mensch aber entspannt, so braucht er kaum Energie, die Energie wird im Körper wie in einer Autobatterie gespeichert und er kann jetzt diese Energie wie einen Laserstrahl auf jeden Menschen, auf jede Aufgabe, auf jeden Wunsch lenken. Ohne dabei zu erschöpfen. Haben Sie schon einmal ein „schwitzendes Genie“ gesehen? Bei einem Genie haben wir immer wieder das Gefühl, alles geht von alleine. Das heißt also, wenn wir uns immer zwingen oder gar anstrengen müssen, sind wir nicht auf dem erfolgreichen Weg, sondern auf dem Holzweg. Darum sind wir der Überzeu­gung, bis heute hat sich noch niemals ein Mensch totgearbei­tet. Dieses Gefühl kann nur dann entstehen, wenn man bei all dem, was man tut, seine Ängste, seine Bedenken, seine Zweifel, seine inneren Widerstände überwinden muss. Also müsste es un­ser Ziel sein, uns so weit wie möglich von diesem negativen Schatten zu befreien.

Aber Konzentration ist doch nicht auf Dauer aufrecht zu erhal­ten. Wie lange kann ein Mensch sich konzentrieren und was kann er tun, um seine Konzentrationsfähigkeit zu verlängern?

Dr. Claudia E. Enkelmann: Wie Sie jetzt erkannt haben, ist Liebe vollkommene Konzentration. Und so wie sich ein Mann nicht in jede Frau verlieben kann, so kann sich ein Mensch auch nicht in jede Aufgabe verlieben. Was wir also brauchen, ist eine Auf­gabe, ist eine Mission, in die wir uns sozusagen „lebenslänglich“ verlieben können. Diese positive Konzentration macht uns frei, macht uns vielleicht sogar zu einem Genie. Denn – das wissen Sie vielleicht aus vielen Biographien – Genialität ist die Kunst, sich in eine Aufgabe zu verlieben.

Sehr viele Menschen schaffen es nicht, sich wirklich zu ent­spannen, völlig loszulassen. Woran liegt das Ihrer Meinung nach und was kann man dagegen tun?

Nikolaus B. Enkelmann: Es ist richtig, dass sich immer mehr Men­schen nicht konzentrieren können, also immer unruhiger, immer hektischer, immer nervöser, immer gestresster werden. Sie wer­den sich schon oft gefragt haben, wie kommt das? Sicherlich kennen Sie unsere Grundthese, der Mensch kann nur das, was er gelernt hat. Und wenn der Mensch alles lernen kann, dann kann er auch lernen, immer unruhiger und nervöser zu werden. Lehrer haben uns erzählt, dass jede Schulklasse, die neu einge­schult wird, noch unruhiger und noch nervöser ist als die letzte. Wenn der Mensch also alles erlernen kann, wenn er erlernen kann, noch labiler und empfindlicher zu werden, warum ist dann vielen Menschen der Gedanke fremd, wir können auch lernen, belastbarer, ruhiger und konzentrierter zu werden. Wenn Sie diesen Gedanken weiter verfolgen, können Sie verstehen, warum unser Seminar „Mentales Training“ so beliebt ist. In die­sem Seminar trainieren die Teilnehmer, ihr Unterbewusstsein so zu konditionieren, dass sie lernen, auch in Stresssituationen ei­nen kühlen Kopf zu bewahren. Es ist also entscheidend, dass die Teilnehmer nicht lernen, nur ruhig sein zu wollen, nein, sie sind tatsächlich ruhig und sie werden immer mehr zum Meister der Konzentration. Denn nur im Zustand der Ruhe kann sich ein op­timistischer Geist entfalten, der sich auf seine Zukunft freut.

 

* Nikolaus B. Enkelmann ist einer der bedeutendsten Erfolgstrainer im deutschsprachigen Raum. Mehr als 1 Million Menschen besuchten in den letzten 40 Jahren seine Seminare. Gemeinsam mit Tochter Dr. Claudia Enkelmann, einer ebenso gefragten Beziehungs- und Erfolgstrainerin, leitet er das Institut für Persönlichkeitsbildung, Rhetorik und Zukunftsgestaltung in Königstein im Taunus (www.enkelmann.de).

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