Nikolaus B. Enkelmann

Kreativ in die Zukunft

Hinter jeder Leistung steht ein Wunsch

von Nikolaus B. Enkelmann, Enkelmann-Institut, Königstein*

Wünsche spiegeln unseren inneren Besitz, unseren inneren Reichtum wider. Wer viele Wünsche hat, hat auch viele Gründe, alles zu tun, um sich diese Wünsche zu erfüllen. Und wer große Wünsche hat, hat meist auch neue, frische Ideen und Impulse, die ihn der Verwirklichung seiner Wünsche näher bringen. Hinter jeder kreativen Leistung steht ein Wunsch.

Zur Weihnachtszeit schreiben Kinder ihre Wunschzettel. Sie stellen eine ganze Liste zusammen und zeigen sich sehr einfallsreich bei ihrer Wunschzusammenstellung. Ein Kind hat viele Wünsche, und es unterscheidet nicht zwischen großen und kleinen, wertvollen und „wertlosen“ Wünschen. Es schreibt sich alles von der Seele, was im Augenblick begehrenswert und wünschenswert ist. Ein Weihnachtswunschzettel meiner Tochter enthielt vor vielen Jahren über zwanzig mehr oder weniger merkwürdige Wünsche vom Monopoly-Spiel und einer Angel über eine Reise nach Afrika und der Fähigkeit, alle Lieder der Welt auf der Flöte spielen zu können, bis zu besseren Schulnoten und einem Sieg in einem Skirennen. Natürlich weiß jedes Kind, dass ihm nicht alle Wünsche erfüllt werden können. Aber es freut sich darüber, dass es so viele Dinge gibt, die es sich noch wünscht. „Kann ich mir auch wünschen, dass ich besser schreiben kann?“ fragte mich meine Tochter, und als ich diese Frage bejahte, meinte sie: „Ich weiß aber genau, dass ich nur besser werde, wenn ich viel übe. Aber vielleicht geht es ja in Erfüllung, wenn ich es mir ganz doll wünsche.“ Sie schrieb den Wunsch auf und ich war mir ganz sicher: Im nächsten Jahr wird sie viel üben, damit er auch in Erfüllung geht. Denn wer sich etwas wirklich „ganz doll“ wünscht, der hat auch ein Ziel.

Die kreativen Kräfte stärken

Wünsche spiegeln unseren inneren Besitz wider. Es gibt keine „unmöglichen“ Wünsche. Es ist gar nicht entscheidend, was man sich wünscht, wichtig ist nur, dass man noch Wünsche hat. So wie ein Kind können sich auch Erwachsene am inneren Reichtum ihrer Wünsche erfreuen, und in jedem Wunsch steckt ein wenig auch der Glaube, dass er in Erfüllung gehen kann. Unser Schicksal wird bestimmt von zwei Kräften, die gegeneinander arbeiten: Hoffnung und Befürchtung.

Die meisten Menschen leben mehr von der Befürchtung, dass ihre Wünsche nicht in Erfüllung gehen könnten, und verdrängen sie lieber, als ihre kreativen Kräfte zum Vorschein kommen zu lassen: die Hoffnung und den Glauben an die Verwirklichung ihrer Wünsche. Kreativität bedeutet, diese Kräfte zu stärken. Wer große Wünsche hat, wird immer wieder von neuen Einfällen und sprühenden Ideen inspiriert, die ihn der Verwirklichung seiner Wünsche näher bringen. Jeder Wunsch strebt nach Erfüllung. Die Erfüllung jedes Wunsches bedeutet Freude und Glück. Wer sich wünscht, glücklich zu sein, erwartet Glück. Deshalb braucht jeder Mensch, der glücklich sein möchte, Wünsche, die zum Ziel werden.

Wie viele Wünsche haben Sie? Zehn, zwanzig, dreißig? Oder nur einen einzigen? Doch wie viele aufregende, unnütze, merkwürdige Wünsche hatten Sie als Kind? Und heute? Sind noch echte Wünsche offen? Vielleicht haben Sie eine Menge guter Vorsätze, doch sind diese Vorsätze nicht ausschließlich an der Realität orientiert? Wir glauben, so genau zu wissen, was möglich und was unmöglich ist, und vergessen so oft, uns das Unmögliche vorzustellen. Aber genau das ist Kreativität: mit der Utopie spielen, mit der Möglichkeit der Realisierung von unrealistisch erscheinenden Dingen.

Begeisterung setzt Kreativität frei

In den Biographien berühmter Persönlichkeiten ist immer wieder zu lesen, dass es viele Jahre dauern kann, bis der Durchbruch kommt. Tolkien arbeitete sein halbes Leben an seiner Trilogie „Der Herr der Ringe“. Sartre arbeitete fast zehn Jahre mit drei vollständigen Überarbeitungen an einem einzigen, seinem ersten Buch, das von allen Verlegern abgewiesen wurde. Können Sie sich solche Energieleistungen vorstellen ohne einen großen Wunschtraum im Hintergrund? Wie hätten diese beiden Menschen Jahre ihres Lebens opfern können, wenn sie nicht ein Traum dazu getrieben hätte? Künstler arbeiten jahrelang an einem Gemälde, einem Buch oder einer Oper, nehmen ein Leben ohne Sicherheiten, oft in Armut und Existenznot auf sich, nur, um diesen einen großen Wunsch lebendig werden zu lassen. Schauspieler, Sänger und Tänzer verlieren in langen Jahren der Erfolglosigkeit nicht ihren Wunsch aus den Augen, manche kommen erst spät zum großen Erfolg. Aber wenn sie gefragt werden, ob sich alle Mühsal gelohnt hat, werden sie antworten, dass sie es genauso wieder tun würden. Der innere Besitz, jener von anderen vielleicht als „merkwürdig“ empfundene Wunschtraum, ist der wirkliche Reichtum jedes Menschen. Hinter jeder kreativen Leistung, hinter jedem kreativen Menschen, steht ein Wunsch. Aber ohne Wünsche ist Kreativität nicht möglich.

Es gibt Seminare zur Steigerung der Kreativität, und sie werden v bevorzugt von Führungskräften und Jungmanagern in Großunternehmen besucht. Gerade in Industrie und Wirtschaft spielt der Faktor Kreativität eine immer bedeutendere Rolle, weil man erkannt hat, dass Kreativität und Identifikation mit dem Beruf sowie Begeisterung für die Tätigkeit unmittelbar zusammenhängen. Begeisterte Mitarbeiter sind kreativ, sie engagieren sich stärker als andere, denken mit, sind auch mal bereit, das anscheinend Unmögliche zu wagen.

Liebe setzt Wünsche frei

Ein Verliebter braucht keine Seminare. Das Unterbewusstsein eines verliebten Menschen produziert von alleine Ideen, um seinen Wunsch zu erfüllen, seine Gefühle erwidert zu bekommen. Wer seinen Beruf liebt, gibt freiwillig das Beste, weil dies sein eigener, selbst bestimmter Wunsch ist.

Man könnte deshalb auch sagen: Die Hauptsache für Erfolg ist die Liebe. Liebe setzt Wünsche frei, weckt das kreative Potenzial. Genialität ist nichts anderes als die Fähigkeit, sich in seine Wünsche, seine Ziele zu verlieben. Wer keine Ziele im Leben hat, verläuft sich. Vielleicht nehmen Sie einmal ein Blatt Papier und schreiben alle Wünsche auf, die Ihnen einfallen, ohne Zensur, ohne „vernünftiges Abwägen“. Ihr innerer Reichtum ist es, der Ihre Zukunft bestimmt. Je mehr Wünsche Sie haben, desto mehr kreativer Reichtum liegt in Ihnen verborgen. Beantworten Sie bitte zu jedem Wunsch die folgenden Fragen:

• Was bedeutet mir dieser Wunsch? 
• Wie glücklich wäre ich, ihn zu verwirklichen? 
• Wer freut sich mit mir? 
• Wer hat etwas von diesem Wunsch? 
• Was habe ich davon? 
• Wie passt dieser Wunsch zu meinen anderen Wunschzielen?

Sie werden feststellen, dass Sie klar unterscheiden können zwischen wichtigen und unwichtigeren Wünschen, zwischen großen Aufgaben und kleinen und dass es zwischen Wünschen einen Zusammenhang gibt. Wer sich eine glückliche Ehe wünscht, die lang ersehnte bessere Position und eine Steigerung seines monatlichen Einkommens, wird schnell merken, dass es einen Zusammenhang gibt: Je erfolgreicher Sie sind, desto mehr verdienen Sie. Sie sehen: ein Wunsch, der sich erfüllt, erfüllt gleichzeitig auch andere Wünsche. Schreiben Sie nun bitte auf ein zweites Blatt die Antworten auf folgende Fragen:

• Was könnte mich hindern, diesen Wunsch zu verwirklichen? 
• Wer ist gegen meinen Wunsch? 
• Warum? 
• Wem schadet mein Wunsch? 
• Wieso habe ich den Wunsch erst jetzt? 
• Warum habe ich diesen Wunsch nicht früher verwirklicht? 
• Wie schwer ist der Weg zur Erfüllung meines Wunsches?

Vielleicht erkennen Sie, dass es weniger die äußeren als die inneren Widerstände sind, die Sie an der Erfüllung Ihrer Wünsche gehindert haben. Ihr Glaube war nicht stark genug. Hindernisse von außen sind mit einem starken Glauben an die Erfüllung des Wunsches zu überwinden, innere Widerstände müssen erst erkannt werden, um sie zu meistern. Viele Menschen schieben die Schuld für die Missgeschicke in ihrem Leben immer auf andere, auf die Umstände, und suchen nur selten die Gründe für ein Scheitern in sich selbst. Je klarer ein Wunsch Gestalt annimmt, desto stärker wird auch der Glaube an die Erfüllung. Beantworten Sie nun auf einem dritten Blatt die nächsten Fragen:

• Was muss ich tun, um mein Wunschziel zu erreichen? 
• Was muss ich täglich tun? Was monatlich? Was jährlich? 
• Was muss ich in XY Monaten tun, was in XY Jahren? 
• Was bin ich bereit, selbst zu tun?

Erfüllen Sie sich Ihre größten Wünsche!

Jetzt entfaltet sich Ihre Kreativität. Immer bessere Ideen werden Ihnen bewusst. Sie wissen in der Theorie ganz genau, was Sie tun müssten. Ein klar formulierter Zeitplan hilft Ihnen, das theoretische Wissen in die Praxis umzusetzen. Sie nähern sich langsam Ihrem großen Ziel in vielen kleinen Schritten, und viele Zwischenziele, die Sie erreichen, werden Ansporn sein zum Weitermachen. Sie sind nun ganz sicher, dass es an Ihnen selbst liegt, Ihre Wünsche zu erfüllen, und Sie werden alles dafür tun, mit Zuversicht und Kreativität. Mehr denn je werden in der Zukunft die Kreativen gebraucht, in jedem Beruf, in jedem Bereich. Wir leben in einer Zeit wachsender Gefahren, doch in jeder Bedrohung liegt eine Herausforderung, eine Chance. Die Probleme im Betrieb fordern kreative Lösungen, die Probleme der Gesellschaft, der Welt ebenfalls. Wir alle arbeiten für die Zukunft, weil wir in ihr leben werden. Es gibt überall Herausforderungen für kreativ denkende Menschen. Kreativität ist das beste Kapital für die Zukunft – für Ihre Zukunft.

Weitere Informationen erhalten Sie beim Enkelmann-lnstitut, Altkönigstr. 38c, 61462 Königstein/Taunus, Tel.: 06174/3980, Fax: 06174/24379, Email: info@enkelmann.de, Internet: http://www.enkelmann.de

* Nikolaus B. Enkelmann ist der wohl bedeutendste Erfolgstrainer im deutschsprachigen Raum. Mehr als 1 Million Menschen besuchten in den letzten 40 Jahren seine Seminare. Gemeinsam mit Tochter Dr. Claudia Enkelmann, einer ebenso gefragten Beziehungs- und Erfolgstrainerin, leitet er das Institut für Persönlichkeitsbildung, Rhetorik und Zukunftsgestaltung in Kö­nigstein im Taunus (www.enkelmann.de).