Christoph Döhlemann, Korai Peter Stemmann

Als Führungskraft außergewöhnliche Denkmethoden zulassen

Manchmal bedarf es im Business neuer Wege. Manchmal muss man als Unternehmer seinen bisherigen Pfad verlassen. Ob mit neuen Produkten, neuen Zielgruppen, einer neuen Strategie oder ungewöhnlichen Ausrichtung – Veränderungen stehen an der Tagesordnung. Allerdings braucht es immer Menschen, die diese Ideen mittragen und ihnen letztendlich auch zum Erfolg verhelfen. Wir führten ein Gespräch mit Christoph Döhlemann, seit 10 Jahren im Bereich Persönlichkeitsentwicklung als Trainer, Berater und Coach tätig und Korai Peter Stemmann, freier Coach und Zen-Trainer darüber, was Führungskräfte an neuen und außergewöhnlichen Denkmethoden brauchen, um zukünftig den wachsenden Aufgaben in Unternehmen gerecht zu werden.


Viele Führungskräfte sind selbst kraft- und ratlos bzw. fühlen sich den wirtschaftlichen Entwicklungen hilflos ausgeliefert. Wie können sie es trotzdem schaffen, ihre Mitarbeiter zu führen und zu motivieren?

Korai Peter Stemmann: Dazu gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Zuerst die Schlechte: Niemand kann einen Mitarbeiter motivieren! Die Gute: Jemand kann allerdings und bestenfalls eine innere Motivation im Anderen auslösen. Das geht am besten in Resonanz zum Motiv. Das bedeutet, eine Führungskraft kann nur sich selbst motivieren, um andere dadurch mitzureißen. Wie aber soll das in schlechten Zeiten gehen? Wo Schatten ist, ist auch Licht – finde es! Wer über die Wirtschaftskrise jammert, dem ist nicht zu helfen! Der gehört zu den ewig nörgelnden Migränekandidaten, die vor dem Fernseher sitzen und sagen „ach, nun schau dir das wieder an!“ Überlegen Sie doch mal, warum in der Welt immer nur soviel passiert, dass man damit eine Viertelstunde Tagesschau machen kann? Ich kann nur jedem Menschen zurufen: Wende deinen Blick lieber zu den unentdeckten Möglichkeiten, die größer sind als du jemals gelernt und erlebt hast!

Christoph Döhlemann: Mitarbeiter zu motivieren bedeutet, bei anderen und sich selbst das Motiv zu unterstützen bzw. den Motor zum Laufen zu bringen. Was dabei allerdings häufig stört ist, wie in der Physik, die Reibung. Diese entsteht, wenn die angestrebten Ziele und die eigenen Neigungen, Talente und Fähigkeiten nicht zusammenpassen. Wenn also der eigene innere Motor in eine andere Richtung treibt und von den definierten Zielen abweicht. Resultate sind Leistungsverlust, Ausreden, Krankheit oder Schlimmeres. Also ist die Führungskraft selbst verpflichtet, sich die eigenen Talente, Begabungen, Wünsche und Ziele bewusst zu machen und aufrichtig und mutig danach zu handeln. Dies bewirkt meist auch eine positive  Kettenreaktion im Team.

Führungskräfte stehen meist im Spannungsfeld zwischen dem Unternehmer und dem eigenen Team. Beide stellen Ansprüche, haben Forderungen. Wie gelingt dieser tägliche Spagat?

Korai Peter Stemmann: Das nennen wir „ein Dilemma“ und es gibt drei Möglichkeiten, zu handeln: die eine, die andere und schließlich das Nichthandeln. Aber es kommt noch schlimmer: Da gibt es auch noch Ansprüche der Kunden, der Technik, der Gesetze, des Zeitgeistes… und das nennen wir „ein Tetralemma“. So multivital spricht uns das Leben an, erhebt also einen Anspruch. Jetzt kommt es auf die Antwort auf den Anspruch an, die auf alle Fälle Folgen haben wird, die es zu tragen (= Verantwortung) gilt. Was hilft da wirklich? Das eigene           ENNEAGRAMM  (Erklärung der Red.: Das Enneagramm umfasst neun Persönlichkeits-Typen, die anhand einer Analyse ermittelt werden und sich als Grundton der Persönlichkeit während des Lebens nicht wesentlich verändern) kennen und dann erst handeln!

Christoph Döhlemann: Der Spagat ist meist begründet in der Denkstruktur des Einzelnen oder meist des ganzen Unternehmens. In solchen Fällen wird oft einzeln oder isoliert gedacht. Da heißt es: „Dafür ist die Abteilung xy zuständig“, oder „das ist nicht mein Problem, darum soll sich mal Herr Müller kümmern“. Die Struktur bzw. Hierarchien im Unternehmen verhindern eine Gemeinschaft. Hier wird mehr Wert auf Rang und Namen gelegt und weniger auf die gemeinsame Zielerreichung. Die richtige lösungsorientierte Denkweise von der Geschäftsleitung bis hin zum Verkäufer, von der Mitarbeiterin im Office bis zur Produktion soll bei einer Aufgabe heißen –„Wir haben das Problem… und werden es gemeinsam lösen!“

Menschen sind oft gefangen in ihren persönlichen Ängsten. Die Last der Vergangenheit und die Furcht vor der Zukunft lähmen, lassen keinen Frei- und Handlungsspielraum. Was können Führungskräfte tun, um im Jetzt zu sein, in der Gegenwart besser zu leben, zu führen und wertvollere Entscheidungen zu treffen? 

Korai Peter Stemmann: Angst ist eine der 54 Geistesgifte der Menschheit, die es umzuwandeln gilt in hilfreiche Medizin. Wie das geht, wussten die Menschen zu allen Zeiten, in allen Kulturen, also auch hier und jetzt! Was würdest du tun, wenn deine Haare brennen? Genau: Löschen!

Christoph Döhlemann: Augen auf, Ohren auf, Gefühle wahrnehmen und sich dem Hier und Jetzt öffnen. Einfach gesagt, meist jedoch nicht verstanden und gelebt. Es geht darum, die eigenen Gedanken in den Moment zu bringen und die Welt wahrzunehmen, wie sie JETZT in diesem Augenblick tatsächlich ist. Wer das will und praktiziert, muss aber auch den Mut haben, den Schleier seiner eigenen Illusionen zu lüften. Alte Paradigmen müssen über Bord geworfen werden, um das WAHRzunehmen, was jetzt ist. Genau in diesem Augenblick hat kein Leid, keine Angst, keine Furcht mehr Platz, sondern es ist nur das Erleben dieses einzigen Moments, in dem wir uns mit dem, was ist, verbunden fühlen. Fragen Sie Extremsportler wie Marathonläufer, Triathleten, Bergkletterer oder Kampfkünstler. Viele haben diese Erfahrung bereits gemacht.

Bei japanischen Managern gehört Meditation zum Berufsalltag. Kann es auch hier bei uns gelingen, fernöstliche Kraftquellen zu nutzen? Oder werden Führungskräfte, die solche Methoden anwenden, doch eher belächelt?

Korai Peter Stemmann: Wohl wissend, dass sie auch belächelt werden, gibt es doch einige, die es tun! Einige der besonders Erfolgreichen sind inzwischen auch bereit, sich zu erkennen zu geben! Wenn sich jemand für deren Erfahrungswerte interessiert, verrate ich gerne im persönlichen Gespräch die  Namen, Adressen und Telefonnummern.

Christoph Döhlemann: Ein altes Sprichwort sagt: Wer zuletzt lacht, lacht am Besten. Wenn Manager ein bisschen verrückt sind, also ihrer Zeit voraus, werden sie oft belächelt. Schlussendlich stellt sich aber genau bei dieser Disziplin heraus: Wer sich selbst so managt, dass er immer wieder in die Mitte kommt (Meditation), wird letztendlich eine höhere Lebenszufriedenheit, eine bessere Gesundheit und mehr Selbstbewusstsein besitzen, ausstrahlen und auf andere Menschen übertragen. Es geht schließlich darum, die Polarität unserer Welt auch bei sich selbst zu leben. Es gibt Tag und Nacht, Plus und Minus, Mann und Frau und somit auch im täglichen Leben immer wieder Momente, in denen angesagt ist, Kraft nach außen zu geben und dann wieder Momente, in denen wir Energie sammeln müssen. Meditative Übungen geben uns die Chance, diesen Wechsel zu gestalten und somit in die Mitte zu kommen, in unserem Leben also, wie eine Waage im Gleichgewicht, ausgeglichen zu sein.

„Der Weg ist das Ziel!“ ist in eine gerne verwendete Grundweisheit. Wie interpretieren Sie diesen Zusammenhang?

Korai Peter Stemmann: Wenn etwas wahr ist, dann stimmt auch das Gegenteil! Also ist da weder Weg noch Ziel. Es gibt einen Ort der Verwirklichung zum Besten des Ganzen, dieser Ort ist im eigenen Herzen, den gilt es zu pflegen und zu kultivieren. Polish your golden heart!

Christoph Döhlemann: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind die drei Zeitspannen, in die das Leben zerfällt. Dabei ist die Vergangenheit bereits passiert und die Zukunft meist noch ungewiss. Die Gegenwart aber ist es, die die Richtung in das Zukünftige beeinflusst und in diesem Augenblick unsere Geschichte schreibt, nämlich diesen einen Moment gestalten lässt, der dann aber schon wieder Vergangenheit ist. Also ist beides eins, nur unsere Logik versucht uns zu überlisten.

Zen ist in diesem Zusammenhang ein aktuelles Schlagwort. Was bedeutet Zen überhaupt? Und passen Management und Zen eigentlich zusammen?

Korai Peter Stemmann: Zen vermittelt keinen Glauben, kein Dogma und auch kein theoretisches Wissen, sondern ist eine Übungsform zur Reinigung von Herz und Geist durch Handlung und Haltung im gelebten Alltag. Zen bedeutet immer Freiheit. Nichts und niemand können einen Menschen von den Fesseln dieser Welt lösen als sein eigenes Ich. Dazu allerdings ist ein stets beweglicher Geist notwendig. Zen ist eine Lawine aufwärts! So wie man einen chaotischen Haufen Eisenspäne mit einem Magneten in einem Moment ausrichten kann, so kann ein Manager seinen Geist, seine Kraft, seine Ideen durch die Übung des Zens nützlich neu ausrichten.

Christoph Döhlemann: KonZENtration. Hin zur Mitte ausrichten. Was auszurichten ist und wie weit, bestimmt aber jeder selbst.  Nicht diskutieren, handeln ist in diesem Fall das einzige Medium, um ZEN zu erKLÄREN.

Gelingt es mit Zen tatsächlich, effektiver zu arbeiten und zu führen?

Korai Peter Stemmann: Kann man mit einem Schnitzmesser eine Madonna aus einem Holzstamm herausarbeiten? Antwort: JA, man kann! Ob DU es kannst? Finde es heraus!

Christoph Döhlemann: Gelingt es einem Laserstrahl, also gebündeltes und auf den Punkt ausgerichtetes Licht, die Energie wirkungsvoll einzusetzen?

Welche konkreten Übungen aus dem Zen sind hilfreich beim täglichen Denken und Handeln als Führungskraft?

Korai Peter Stemmann: Die hundertacht Perlen an der buddhistischen Mala (Perlenkette) zeigen hundertacht Übungen. Mindestens eine davon ist hilfreich, manchmal auch mehrere.

Christoph Döhlemann: Täglich fünf Minuten in einer ungestörten Umgebung bequem sitzen, den Atem beobachten und jedes Ausatmen zählen von eins bis zehn, dann wieder beginnend mit eins. Während des Einatmens ist der Praktizierende bestrebt, seinen Geist ruhig und heiter zu „stellen“. Bald schon stellt sich bei dieser Übung der Wunsch ein, die Dauer der Übung zu verlängern. Die dabei erzielte Ruhe überträgt sich auf alle Lebensbereiche und damit natürlich auch auf die Aufgaben als Führungskraft.


Christoph Döhlemann ist im Bereich Persönlichkeitsentwicklung als Trainer, Berater sowie Coach tätig und selbst seit 20 Jahren ein Branchenkenner der Personaldienstleistungsbranche.
www.doehlemann.de

Dr. phil. Korai Peter Stemmann begleitet seit 28 Jahren Unternehmer, Manager und Teams auf ihrem Weg. Als Coach und Managementtrainer in internationalen Unternehmen kam er selbst zu einer „East-Meets-West“-Geisteshaltung. Heute spiegeln sich diese Erfahrungen in einem ganzheitlichen Methodenmix wieder. Über seine Arbeit hat er viele Bücher und Audioprogramme veröffentlicht. 
www.ifar.de

Quelle: MM-PR

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