Trainertreffen Bodensee am 9.07.2002

Potential-Coaching - Find Your Excellence

Erst kurz vor 23 Uhr zerstreuten sich die letzten Gesprächszirkel - auf so großes Interesse stieß die Präsentation von U. Rebekka Plaum beim Juli-Treffen des TT.

Die Referentin stellte ihr Unternehmen "Potential-Coaching - Find Your Excellence" vor.

Ungewöhnlich an diesem Treffen war, dass U. Rebekka Plaum nach einer kurzen Vortragseinleitung fast meditative Übungen mit Leuten machte, die selber Trainer/-innen sind und sich in der selbstreflektierenden Rolle von Workshopteilnehmern zumTeil nicht mehr allzu oft befinden. Die explizit formulierte Intention war, die anwesenden Kolleg/-innen mit ihrem einzigartigen Potential in Kontakt zu bringen, ihr Vertrauen in ihre vorhandenen persönlichen Fähigkeiten zu stärken.

Die Reaktionen, vor allem das Schluss-Feedback, zeigten, dass nicht nur die spezielle Art Selbsterfahrung, die hier angeboten wurde, die Teilnehmer wirklich erreichte, sondern dass diese Art praktischer Übungen auch für künftige Präsentationen grundsätzlich möglich und willkommen ist.

Unter Potential, so die Botschaft des einleitenden Vortrags, ist nicht nur die fachliche Kompetenz zu verstehen, sondern das individuelle Reservoir an Möglichkeiten, Fähigkeiten,

Ressourcen das jeder einzelne besitzt. Dies setzt sich zusammen aus einer speziellen individuellen Komposition von

1.) menschlichen Grundfähigkeiten und
2.) ganz persönlichen, einzigartigen Fähigkeiten (die es meist erst bewusst zu machen gilt, bevor man sie gezielt aktivieren und entfalten kann).

Zu den Grundfähigkeiten zählen

a) kognitive / intellektuelle Fähigkeiten (z.B. rechnen, Sprachen lernen, logisch-rationale und analytische Fähigkeiten, abstraktes Denken)

b) kreative Fähigkeiten (z.B. träumen, assoziieren, spielen, visualisieren, räumliches Vorstellungsvermögen, innere Strukturen und Prozesse erkennen, Vorstellungskraft und Fantasie, spontane Unbefangenheit, die naive Improvisation, das "verrückte" Experimentieren, Brechen von Regeln; alle Fähigkeiten, die in einen Gestaltungsprozess eingehen )

c) emotionale Fähigkeiten (z.B. Gefühle wie Schmerz und Trauer, aber auch Glück,

Liebe und Freude durchleben; Selbstreflektion, -erkenntnis, -einschätzung; Selbstmanagement wie z.B. Umgang mit eigenen Gefühlen, Eigenverantwortlichkeit und Selbstbestimmtheit; Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Situationen, Inititative ergreifen; die Fähigkeit andere zu verstehen, d.h. sich in andere Menschen hineindenken und -fühlen zu können etc. )

d) soziale Fähigkeiten (umfassen die kommunikativen Fähigkeiten, Kooperations- bereitschaft und -fähigkeit; Kontaktfreudigkeit, Teamfähigkeit, Kompromissfähigkeit sowie Flexibiliät und Mobilität)

e) bewusstseinsbezogene Fähigkeiten (z.B. sich erinnern, präsent in der Gegenwart sein. aber auch in der Vorstellung in die Zukunft gehen können, wählen und sich entscheiden, unsere Aufmerksamkeit bewusst lenken)

Zu den persönlichen rechnet U. R. Plaum:

a) Wissen und Können

b) persönliche Berdürfnisse, Interessen und Werte

c), die eigene Lern- und Lebensgeschichte

d) die generative Herkunft (aus biologischer, soziologischer, psychologischer und kultureller Sicht)

e) Fähigkeiten und Stärken, die u. a. aus der Erprobung und Entwicklung unserer menschlichen Grundfähigkeiten im Kontext unserer einzigartigen Lern- und Lebensgeschichte erwachsen.

Erschlossen werden kann dieses Potential über

- unsere menschlich gegebene Lernfähigkeit
- die Bereitschaft, Herausforderungen mutig anzunehmen
- "förderliche" Umweltbedingungen im persönlichen und systemischen Sinne

Wo diese drei Schlüssel zur Weckung eigenen Potentials fehlen, wo keine Herausforderungen warten und eine entwicklungsfeindliche Umwelt herrscht, verkümmern Potentiale. Eines der größten psychisch wirksamen Hindernisse zur Entfaltung von Potential sei die protestantische Arbeitsethik (neben anderen historisch-kulturellen Stereotypen).

"Woran merke ich, dass ich mit meinem Potential in Kontakt stehe?" war die Anschlussfrage. Die Teilnehmer antworteten, sie merkten das u.a.: "am Flow-Gefühl", "am hellwach Sein", "in meiner Mitte Sein", Erfolg Haben", "Gefühl, mehrere Rechner parallel geschaltet zu haben", daran, dass "mein Herz singt". Das eigene Potential fühlen, so U. Rebekka Plaum, sei immer auch eine körperliche, ganzheitliche Erfahrung.

Den weitaus größten Teil des Abends nahm eine Übung zur Selbsteinschätzung der persönlichen Fähigkeiten, Stärken und Werte ein: "Zeichne deinen Erfolgsbaum". Die anfangs etwas zögerlichen Teilnehmer ließen sich irgendwann mit Hingabe auf das Experiment ein, in Baumform die eigenen seit der Kindheit gewachsenen Fähigkeiten einerseits und die Aufgaben des bisherigen und künftigen Lebens andererseits zu visualisieren (als Wurzeln, Äste, Blätter usw.).

Im zweiten Übungsteil kam die Fremdeinschätzung hinzu: Unter dem Motto " Zu mir und meinen Fähigkeiten stehen" wurden in Kleingruppen anschließend einzelne "Bäume" vorgestellt und besprochen.

Zum Schluß bekam das Plenum noch einmal die Gelegenheit für ein zusammenfassendes Feedback, wobei U. Rebekka Plaum auch ausdrücklich zu Manöverkritik aufforderte. Neben "Erfolgsbaum"-bezogenen Nachdenklichkeiten gaben die Teilnehmer daraufhin auch konkrete Tips zur Präsentation. Das intensive Gruppengespräch ergab, dass das Trainertreffen auch in Zukunft auf Wunsch der Referent/innen solche supervisionsähnlichen Aufgaben übernehmen könnte.

Insgesamt waren so schöne Abschlussfeedbacks zu hören wie: "Die Gruppe kennt sich jetzt besser", "es sind ganz tiefe Dinge hochgekommen", "ich habe mich noch nie mit meinem Lebensbaum beschäftigt - mit jedem Strich wuchs die Freude".

Antonia Anderland

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