Friederike von der Marwitz

Stellen Sie sich vor, Sie kommen als Besucher in eine Messehalle und schlendern an den vielen Ständen vorbei. Lassen Sie uns diese Situation und die Stand-Mitarbeiter besuchen:

Eindeutig ungewünscht

Zunächst stehen wir vor einem Stand, der Biogemüse verkauft: Zwei Mitarbeiter sitzen an einem runden Tisch und unterhalten sich. Bei dem einen hängen die Strähnen ins Gesicht. Er rekelt sich auf seinem Stuhl herum und sitzt breitbeinig seinem Kollegen gegenüber. Von Interesse an den Standbesuchern keine Spur, Kekse und Kaffeetassen stehen auf dem Tisch. Ein Apfel wird gerade angebissen. Der andere Kollege spricht in sein Handy hinein, das Hemd ist bis zu seinen Brusthaaren geöffnet, der Körper ist den Besuchern abgewandt. Gut, hier sind wir eindeutig ungewünscht, weiter geht’s.

Perfekter Stand kompensiert nicht die Angst der Mitarbeiter angesprochen zu werden

Ein perfekter Stand, tolles Design, die Mitarbeiter sitzen an der Getränkebar, eine sehr schüchterne Mitarbeiterin steht als einzige mit gekrümmter und komplexebehafteter Haltung zum Publikum gewandt, lässt uns aber deutlich spüren, dass sie Angst davor hat, angesprochen zu werden. Und ob sie Ahnung über ihr Unternehmen hat? Nach einem freundlichen Nicken - ab zum nächsten Stand.

Unnahbar und arrogant? Der erste Eindruck entscheidet!

Und nun kommen wir an einem Eckstand vorbei, an dem zwei junge Männer stehen. Sie sind ganz schwarz angezogen. Der eine hat beide Hände in den Hosentaschen, der andere steht mit verschränkten Armen und sieht völlig unnahbar und arrogant aus. Nein, hier haben wir keine Lust, heranzutreten. Es erfolgt auch nach einem kurzen Blickkontakt kein Anzeichen, dass die Herren auf uns zukommen würden – eher eine ablehnende und steife Haltung, kein freundlicher Blick. Nach mehrerem Vorbeiwandern an diesem Stand kommt plötzlich an einer ganz anderen Ecke des Ganges eine sehr nette Dame auf uns zu und zeigt uns durch ihre offene Haltung und klaren Blick, wie sehr sie an uns als Person interessiert ist. Sie überreicht uns einen perfekten und ansprechenden Prospekt, und wir erfahren, dass diese arrogant wirkende Firma besonders für Existenzgründer Flyer und Visitenkarten gestaltet. Na, darauf wären wir ja nie gekommen. Des ersten Eindrucks wegen jedoch werfen wir den Prospekt in den nächsten Papierkorb und suchen uns den nächsten Stand. Auf diese Typen haben wir keine Lust.

Knofi & Co schrecken nicht nur Vampire ab

Nun endlich, ein Stand, der Malartikel verkauft. Herrlich. Eine Frau schaut uns an und kommt dann zögernd auf uns zu, nachdem ich ihr signalisiere, dass ich sie begrüßen möchte. Der Handschlag ist schwitzig und lasch, sie riecht nach Knoblauch. Eigentlich ist sie sehr nett und zeigt Interesse, aber durch ihren Körpergeruch trete ich sofort den Rückzug an und bedanke mich. Wo ist die nächste Toilette, um mir die Hände zu waschen?

Interkulturelle Peinlichkeiten

Interessiert sehen wir an einem Stand einer weltweit agierenden Firma, dass man dort im Gespräch mit einem japanischen Besucher ist. Dieser überreicht korrekt seine Visitenkarte, woraufhin der deutsche Geschäftsmann diese ohne Beachtung in seine Hemdentasche steckt (o je!). Nun zieht der deutsche Geschäftsmann selbst auch aus seiner Hosentasche (noch peinlicher!) eine Visitenkarte heraus, und überreicht sie dem japanischen Gast. Dessen nicht genug, begrüßt er ihn mit einem festen Handschlag und offenem Blick und führt ihn am Arm in seinen Stand, nicht bemerkend, dass der Japaner eine sehr angespannte Haltung bekommt. Diese Begegnung ist ihm deutlich unangenehm. Der Deutsche wirkt verschwitzt, hält die Distanzzone nicht ein und spricht so laut, dass sogar ich ihn verstehen kann. Der asiatische Gast ist perfekt gekleidet, die Krawatte sitzt einwandfrei, Schuhe sind fantastisch poliert. Die Hose des Deutschen hat lange keine Bügelfalte mehr gesehen, der Gürtel ist abgeschabt, das Jackett steht offen, die Schuhe könnten mal neue Absätze bekommen. Ob diese Firma den Auftrag des Asiaten erhält? Gern würden wir weiter Mäuschen spielen.

Alles perfekt: Wir sind willkommen und fühlen uns wohl

Aber wir müssen weitergehen. Auf dem Weg kommen uns zwei strahlende junge Mädchen im Alter von etwa 20 Jahren entgegen, Jackett perfekt geknöpft, Haare gepflegt, saubere Kleidung, frisches, offenes Auftreten. Sie sprechen uns respektvoll an, ob wir uns von ihrem Tablett Gummibärchen nehmen möchte. Ganz dezent fragen sie, wann wir das letzte Mal bei ihrer Filiale eingekauft und ob wir gern einen neuen Mitgliedsausweis hätten. Tatsächlich, lange war ich bei M. nicht mehr einkaufen, und einen neuen Ausweis bräuchte ich auch wieder. Sehr gewandt und uns in ein nettes Gespräch verwickelnd, führen sie uns an den Ständen vorbei zu ihrem Stand, wo sie uns einen Platz und etwas zu Trinken anbieten. Auch die übrigen Standbetreuer begrüßen uns sehr herzlich, keiner telefoniert oder unterhält sich in Grüppchen – das Interesse gilt ganz uns – wir sind allen eindeutig wichtig. Und es tut so gut, endlich mal sitzen zu können! Nach dem Ausfüllen des Formulars, währenddessen ungezwungen geredet wird, überreicht man uns sogar eine Kaffeetasse als Geschenk. Wir verabschieden uns von den jungen Studentinnen, die wir gern wieder einmal treffen würden.

Fazit: Über Erfolg oder Misserfolg entscheiden in erster Linie die Mitarbeiter am Messestand. Sie repräsentieren Ihr Unternehmen. Genau hier sind freundliche Berater und zuvorkommende Mitarbeiter am Stand entscheidend. Nur, wenn Sie bestimmte Regeln und Umgangsformen beherrschen, wird Ihr Messe-Auftritt zum Werkzeug für Ihren Erfolg.

Friederike von der Marwitz
Internationaler Business-Auftritt

www.von-der-marwitz.de

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