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Ich müsste, wollte, sollte ...

Erste Hilfe für chronische Aufschieber

Sigrid Engelbrecht

Es gibt so Tage, da hat man hier etwas gemacht und da etwas gemacht und hat trotzdem nicht das Gefühl, wirklich weitergekommen zu sein. Doch zumindest hat man mittels Trödelei und unspezifischem Herumwursteln vermieden, sich dem zu widmen, was man eigentlich hätte tun sollen. In aller Regel weiß man sehr gut, was wichtig gewesen wäre und dass das, was man anstelle dessen dann getan hat, reine Ablenkung gewesen ist. Der berühmte innere Schweinehund halt... Ist doch praktisch, wenn man ein solches Tierchen beherbergt, dann war man wenigstens nicht selber schuld...! Und nun ist es eh heute zu spät, um noch einzusteigen, lohnt sich doch ohnehin nicht mehr. Morgen ist auch noch ein Tag - und überdies ist ja überhaupt noch genug Zeit, oder? Und irgendwie wird das schon ... Und so sinkt man mit einem Seufzer der Erleichterung zurück: „Heute nicht“.

Solche Spielchen mit sich selbst kennzeichnen das Phänomen des Chronischen Aufschiebens, der „Aufschieberitis“. Zugunsten aller möglichen belanglosen Aktivitäten wird gerade das Wichtige vor sich hergeschoben. Einen Vortrag vorbereiten, eine Präsentation aktualisieren, aktiv Akquise betreiben usw. Da will man nicht ran. Stattdessen werden Stunden mit zig unwichtigen Tätigkeiten „vertrödelt“ um sich von dem, was zu tun wichtig wäre, abzulenken: Es werden Unterlagen von A nach B geräumt, Blumen gegossen, private Anrufe gecheckt, E-Mails gecheckt, gecheckt und gecheckt. Nur um das nicht anpacken zu müssen was eigentlich ansteht zu tun.

Die Ursachen der Aufschieberitis wertschätzend analysieren

Die Gründe für chronisches Aufschieben sind vielfältig. Dahinter steckt nicht immer der „innere Schweinehund“, also unser Hang zur Bequemlichkeit, sondern auch Impulsivität, die Angst vor Kritik, echte Überforderung oder auch unbewusste Verweigerung können eine Rolle spielen. Oder es können Selbstzweifel dahinter stecken, oder generelle Probleme im Selbst- und im Zeitmanagement oder auch der fatale Hang zum Perfektionismus, der dazu führt, sich zu verzetteln und nichts zu Ende zu bringen.

Das eigene Verhalten mit einer wissenschaftlich-sachlichen Haltung genauer unter die Lupe nehmen Grundsätzlich hilft es bei chronischer Aufschieberitis, das eigene Verhalten genauer unter die Lupe zu nehmen – nicht, um sich zu verurteilen, sondern eher mit einer wissenschaftlich-sachlichen Haltung. Was geht in mir vor, wenn ich gerade dabei bin, trotz bester Vorsätze, dem was ansteht auszuweichen? Was denke ich? Was fühle ich? Was will ich gerade ausblenden?

Sich klar zu werden, was die Auslöser für Aufschiebe-Verhalten sind, hilft dabei, die widerständigen Kräfte in sich selbst besser zu verstehen um dann Strategien zum Gegensteuern entwickeln zu können. Wer beispielsweise zu Selbstzweifeln neigt und sich deswegen nicht an das Anstehende herantraut, tut gut daran, sich eigene Stärken, Fähigkeiten und Erfolge stärker bewusst zu machen. Dabei hilft z.B. eine Ressourcenliste (Was habe ich in der Vergangenheit schon an Projekten erfolgreich gestemmt?). Und wenn sich der Selbstzweifler mal wieder dabei ertappt, alles klein und wertlos zu reden, sich zum unfähigen Looser zu degradieren, hilft auch der Satz: „Aber das denke nur ich von mir!“ Probieren Sie es aus.

Einem Erregungs-Aufschieber, der erst fünf vor zwölf richtig in Fahrt kommt und dann seine Präsentation von jetzt auf gleich aus dem Boden stampft, hilft es dagegen, sich einen Vor-Termin zu setzen, den er so behandelt, als sei es der echte. Er wird dann erleben, dass er, statt mit hängender Zunge und sich von Improvisation zu Improvisation hangelnd, an Souveränität gewinnt, weil er einfach noch einen „geschenkten“ Tag Zeit hatte, Unvollständiges und Lücken zu ergänzen. 

Leitfaden zur Bewältigung einer Aufgabe

Zielen – Planen – Anfangen – Dranbleiben – Erfolge würdigen. Wie Sie Projekte erfolgreich von der Idee bis zum guten Ergebnis führen:

1.    Konkrete Ziele weisen den Weg: Genau wissen, wie das Projekt aussieht, wenn es fertig ist, welchen Anforderungen es genügen soll, was Pflicht ist und was Kür.

2.    Planen = Managen von Prioritäten / Festlegen welche Schritte in welcher Reihenfolge zum Ziel führen und die einzelnen Schritte terminieren.

3.    Anfangen (Königsdisziplin für die meisten Aufschieber): Unter den vielen Starthilfen, die es gibt, hat sich besonders der folgende kleine Trick vielfach bewährt: eine Zeitschaltuhr auf 15 Minuten stellen und zunächst nur diese Viertelstunde lang bei der Aufgabe bleiben. Dann kleine Belohnung und neu entscheiden.

4.    Dranbleiben (zweite Königsdisziplin): Viele Menschen, die bestimmte Aufgaben chronisch vor sich herschieben, sind leicht ablenkbar oder irritierbar. Ablenkungen von außen (Telefon, Mails) oder Ablenkungen von innen (Lust auf einen Kaffee, Impulse, Bedürfnisse, Erinnerungen, Befürchtungen usw.) und schon ist die Puste wieder raus. Hier ist zu lernen und zu üben, die Aufmerksamkeit immer wieder geduldig zurückzuholen.

5.    Ergebnisse würdigen: Wenn etwas erfolgreich abgeschlossen ist, innehalten und sich ausdrücklich Anerkennung dafür aussprechen, sich vielleicht auch eine kleine Belohnung gönnen. Diese Selbst-Wertschätzung tut gut und hilft dabei, auch bei anderen Projekten bei der Stange zu bleiben.

Fazit

1.) Jeder chronische Aufschieber hat seinen eigenen Knackpunkt, der in seiner Persönlichkeit verankert ist.  Sich selbst und die eigenen Denk- und Verhaltensmuster zu kennen, öffnet die Tür zu den möglichen Lösungen.

2.) Zu wissen, was die Hauptgründe für das eigene Aufschiebeverhalten sind, hilft, kreativ und individuell passgenau nach Lösungen zu suchen und sie zu erproben. Wo liegt der Knackpunkt? Verschwommenes unklares Ziel? Die Schritte zur Verwirklichung vom Zeit- und Energieaufwand her nicht richtig eingeschätzt? Delle im Durchhaltevermögen, vielleicht leichte Irritierbarkeit oder schlecht Nein sagen können? Innere Sklavenhalter-Mentalität, mit der man sich unbarmherzig voranpeitscht und sich weder Lob noch Anerkennung gönnt?

Literatur-Tipp und Angebot für Trainer und Coachs

Wer mehr gezielte Strategien zur Denk- und Verhaltensänderungen zur Überwindung des chronischen Aufschiebens wissen möchte, dem empfehle ich mein 2010 bei Orell Flüssli erschienenes Buch „Ich müsste, wollte, sollte. Erste Hilfe für chronische Aufschieber.“ Darin finden Sie Impulse und konkrete Tipps, die gut im Alltag umsetzbar sind. Denn: Anpacken statt Aufschieben macht sich nicht nur in Form von mehr Energie und Schaffenskraft und einem gesteigerten Selbstvertrauen bemerkbar sondern letztlich auch im Geldbeutel.

Und nun noch ein Angebot für KollegInnen, die das Thema in ihren Seminaren und Coachings behandeln: Ich unterstütze Sie gerne bei der Aufbereitung dieses Themas für Ihr Seminar. Sprechen Sie mich dazu einfach mal an.

Die Autorin

Sigrid Engelbrecht ist freiberufliche Mental- und Wellnesstrainerin, gilt als Expertin für Kreativität und Persönlichkeitsentwicklung. Als Coach begleitet sie Menschen in beruflichen und persönlichen Veränderungsprozessen. Die gelernte Diplom-Designerin, Malerin und vielfache Buchautorin ist eine inspirierende Keynote-Rednerin im deutsch-sprachigen Raum.

Kontakt:

Sigrid Engelbrecht
Greulichstraße 5, D-12277 Berlin
Tel. 030-75440307, Fax 030-75440308
info@engelbrecht-media.de
www.engelbrecht-media.de

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