Christiane Mahlich mit Kuba

Arbeiten im Homeoffice

Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser?

Christiane Wittig

Jedes dritte Unternehmen in Deutschland setzt auf Home Office. In einer Umfrage gaben die Personalleiter von 33 Prozent der befragten Firmen an, dass Arbeitsplätze bei den Mitarbeitern zu Hause zu ihrer Unternehmensorganisation gehören. Bei den meisten ist das eine recht neue Entwicklung. Das geht aus einer Befragung des Ifo-Instituts und des Personaldienstleisters Randstad exklusiv für KarriereSPIEGEL hervor.Arbeitsplatz in der Wohnung unterbringen?

Laut Studie haben 62 Prozent der Firmen, die auf Home Office setzen, ihr Angebot in den vergangenen Jahren drastisch ausgebaut. Vor allem große Firmen nutzen das Instrument stark. In Betrieben mit mehr als 250 Mitarbeitern liegt die Home-Office-Quote sogar oft bei 50 Prozent, die Bereitschaft zum Ausbau bei 35 Prozent. Allerdings gelten solche Konzepte in größeren Organisationen auch als leichter durchsetzbar. Es gibt aber auch Unternehmen, die Homeoffice zwar anbieten, aber eigentlich nicht wollen, dass es genutzt wird. Damit sind Enttäuschungen auf beiden Seiten vorprogrammiert, wenn diese Regelung vom Arbeitnehmer tatsächlich eingefordert wird. Noch besteht aber auch kein rechtlicher Anspruch auf die Arbeit von zu Hause. Das könnte sich demnächst aber ändern, wenn man den Plänen der Regierung glauben darf. Wer sich also heute schon mit dem Thema Homeoffice auseinandersetzt hat im Ernstfall die Nase vorn.

Nutzen des Homeoffice für das Unternehmen abwägen

Immer noch haben viele Vorgesetzte die Befürchtung, die Kontrolle über die Belegschaft zu verlieren, wenn die Mitarbeiter nicht vor Ort sind. Dagegen helfen klare Zielvorgaben und regelmäßige Fortschrittskontrollen die eine größtmögliche Transparenz für beide Seiten erlauben.

Mein Tipp: Bevor Sie eine Arbeit im Homeoffice für Ihre Mitarbeiter in Erwägung ziehen oder anbieten, überlegen Sie, ob diese Arbeitsform zur Tätigkeit und zur jeweiligen Persönlichkeit passt. Welchen Nutzen sollen Arbeitnehmer und Unternehmen davon haben?

Durch Homeoffice Arbeit und Privat-Leben besser miteinander abstimmen

Eine Freundin von mir klagte über den hohen Geräuschpegel im Großraumbüro. Vor allem montags störten sie die Unterhaltungen der Kollegen über die Erlebnisse des Wochenendes. Sie wünschte sich deshalb den Montag als Homeoffice Tag. Ihren Kollegen nervte der Freitagabend Verkehr, weswegen er mindestens 45 Minuten länger für die Heimfahrt brauchte. Er wollte gerne an diesem Tag Homeoffice machen. Ein anderer Kollege wollte keinen festen Tag nutzen sondern nur ab und zu von zu Hause arbeiten, um sich einer speziellen Aufgabe ungestört widmen zu können. Durch die Berücksichtigung der jeweiligen Wünsche sorgte das Arbeiten im Homeoffice für mehr Flexibilität und produktiveres Arbeiten. Es war eine klassische Win-Win-Situation.

Christiane Mahlich bild200302

Homeoffice als Benefit zur Gewinnung neuer Mitarbeiter

Bereits vor zehn Jahren bot einer meiner Kunden seinen Mitarbeitern arbeiten im Homeoffice an. Die Entscheidung lag bei den Mitarbeitern ob sie einen festen Tag wählen oder nach Bedarf zu Hause bleiben wollten. Einzige Bedingung war die Zielerreichung der geplanten Arbeiten. So war es den Mitarbeitern mit kleinen Kindern möglich diese zu betreuen, wenn sie krank waren, ohne Urlaub nehmen zu müssen. Eine andere Mitarbeiterin erzählte mir, dass sie sich nun endlich einen Hund anschaffen konnte, nachdem sie drei Tage in der Woche zu Hause arbeitete. Und ein junger Mann gönnte sich zweimal pro Woche morgens den Besuch in einem Fitness Studio. Dafür arbeitete er abends eben etwas länger. Diese flexiblen Arbeitsmöglichkeiten trugen nicht nur zu größerer Zufriedenheit bei der Belegschaft bei sondern aufgrund von weniger Stress und mehr Bewegung auch zu deren Gesundheit und Produktivität. Ein Arbeitnehmer, der täglich z.B. eine Stunde zu seinem Arbeitsplatz fährt verbringt im Jahr 440 Stunden auf dem Weg dorthin. Das entspricht 55 Arbeitstagen à 8 Stunden! Diese Zeit könnte er im Homeoffice wesentlich effektiver nutzen, statt frustriert und genervt durch das tägliche Verkehrschaos in der Firma anzukommen. Und es würde der Gesundheit des Mitarbeiters sicherlich auch zu Gute kommen, was krankheitsbedingte Ausfallzeiten minimieren dürfte. Kein Wunder also, dass das Unternehmen keine Probleme hatte, neue Mitarbeiter zu finden.

Selbstdisziplin und eine gute Arbeits- und Zeitplanung

Homeoffice-Arbeit ist anspruchsvoller, als die Arbeit im Unternehmen. Diese Arbeitsform erfordert mehr Selbstdisziplin und eine gute Arbeits- und Zeitplanung, als die Arbeit im Unternehmen vor Ort. Denn nicht nur das zu wenig, sondern auch das zu viel arbeiten, kann zu einem Problem werden. Je besser die Selbsteinschätzung, desto eher wird das auf hoher Selbstverantwortung basierende Modell gelingen.

Mein Tipp: Vereinbaren Sie deshalb mit den Mitarbeitern eine Probephase, in der sie das Arbeiten im Homeoffice ausprobieren können. Wenn es nicht funktioniert, sollte es ohne Gesichtsverlust möglich sein, wieder normal zu arbeiten.

Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser

Durch den Wegfall langer Wegezeiten und die flexiblere Zeiteinteilung können in der Regel Beruf und Privatleben entspannter unter einen Hut gebracht werden. Direkte Kontrolle der Mitarbeiter durch ihre Führungskräfte ist bei der Arbeit im Homeoffice aber nicht mehr ohne weiteres möglich. Arbeiten im Homeoffice erfordert deshalb Vertrauen auf beiden Seiten. Es braucht zudem neue Vereinbarungen bzgl. der zu erbringenden Leistung.

Mein Tipp: Vereinbaren Sie mit Ihren Mitarbeitern für das Homeoffice die Zielsetzung, dass Priorität die zeitgerechte Erledigen der anfallenden Aufgaben und das zufriedenstellende Ergebnis haben! Klare Zielvorgaben und regelmäßige Fortschrittskontrollen begünstigen die Arbeit im Homeoffice und erlauben größtmögliche Transparenz für alle Beteiligten. Trotzdem sind Regeln unabdingbar da keine unmittelbare Kontrolle der Zeiteinteilung möglich ist. Wenn ein Mitarbeiter aufgrund besserer Konzentration und ungestörterem Arbeiten mit seinem Pensum schneller fertig wird, ist in der Regel vom Vorgesetzten nichts dagegen einzuwenden wenn er eine Stunde früher in den Feierabend startet. Zielsetzung statt Zeitmessung sollte deshalb die Prämisse sein.

Mehr…

zur Autorin 

www.wws-wittig.de 

Literaturtipp: Christiane Wittig, Effektiv arbeiten im Homeoffice, GABAL Verlag

Interview mit Christiane Wittig zum Thema Homeoffice

 

Bildnachweis: Christiane Wittig; pixabay – James DeMers

Unsere
Tagungs-Hotel-Empfehlung:

Nutzen Sie das Kennenlernangebot als TT-Mitglied für sich und Ihre Partnerin / Ihren Partner.

Newsletter abonnieren

Anmelden

captcha 
Ich bin mit den Nutzungsbedingungen und der Datenschutzerklärung einverstanden
Zum Anfang
DMC Firewall is developed by Dean Marshall Consultancy Ltd