Prof. Dr. Hardy Wagner

Wertschätzende Kommunikation – „einfach umsetzbar“!

Prof. Dr. Hardy Wagner

Man kann nicht nicht kommunizieren ist eine zutreffende und wichtige Aussage des weltbekannten Kommunikations-Wissenschaftlers Paul Watzlawick.

Ebenso richtig und zutreffend ist die Erkenntnis: Es gibt gute und schlechte Kommunikation. Gute und wert-volle Kommunikation ist gekennzeichnet durch ein Bemühen in Richtung auf einvernehmlichen und vor allem gegenseitig wertschätzenden Austausch von Informationen, was grundsätzlich als förderlich wahrgenommen wird. Weniger gute bzw. schlechte Kommunikation ist weder effektiv noch effizient, und zwar vermutlich häufig aufgrund unzutreffender Wahrnehmung von „Normalität“, etwa ausgedrückt durch die „Primitiv-Formel“,

Ich weiß, wie ich ticke, denke, fühle – und ich bin normal!
Wenn Du anders tickst, kannst Du ja – logischerweise - nicht normal sein.

Dies ist dann für eine Kommunikation nicht förderlich, vielmehr eher wert-los bzw. frustrierend: Wert-volle Kommunikation unter „normalen“ Menschen sollte auf „gleicher Augenhöhe“ geführt werden. Eine wertvolle Lösung hierfür bietet die Transaktions-Analyse mit der Kern-Aussage auf Grundlage eines entwickelten Erwachsenen-Ichs: Ich bin o.K. - Du bist o.K.!

Hilfe können vor allem auch die in zahlreichen, weltweit eingesetzten Instrumente zur Persönlichkeits-Analyse bieten, die mit Stärken und Schwächen arbeiten. Allerdings wird dabei meist nicht unterschieden zwischen Schwächen und Nicht-Stärken. Und dieser essenzielle begriffliche Unterschied ist für eine wertschätzende Kommunikation, vor allem für persönlichen Erfolg, entscheidend. Was im Rahmen von Selbst-Analysen (nicht Tests!) feststellbar ist, sind die vorwiegend genetisch fundierten individuellen Potenziale: Es sind die seit Jahrtausenden, etwa im alten Ägypten (Elemente) oder Griechenland (Körpersäfte / Temperamente), bekannten spezifischen Aussagen bzw. Eigenschafts-Bündel, die sich auch in unterschiedlichen Verhaltensweisen ausdrücken und denen zugleich spezifische unterschiedliche „Motivations-Bündel“ zugrunde liegen.

Diese allgemeinen menschlichen Potentiale sind sowohl absolut als auch relativ meist sehr unterschiedlich verteilt. Goethe drückte es etwa so aus: Es gibt die Temperamente. Wir haben alle in uns, aber in unterschiedlichen Mischungen.

Die Erkenntnis von Unterschiedlichkeit begründet zugleich die Unterscheidung zwischen Stärken (stark ausgeprägten Potenzialen) und Nicht-Stärken (weniger stark oder nur schwach ausgeprägten Potenzialen). Menschen empfinden Nicht-Stärken vielfach subjektiv als Schwächen. Die eigentlichen Schwächen, die andere Menschen teilweise erheblich stören können, sind demgegenüber „Übertreibungen“ von Stärken: Wer etwa über ein hohes Selbstbewusstsein verfügt, in der Regel verbunden mit Willens-Stärke und Durchsetzungs-Vermögen, kann auch zu Arroganz und Ellenbogen-Mentalität neigen, was erfahrungsgemäß nicht gut „ankommt“, obwohl man vielleicht sogar persönlich stolz darauf ist.

An den subjektiv als Schwächen empfundenen Nicht-Stärken stört sich dagegen die Umwelt in der Regel nicht, es sei denn, sie wirken sich als Begrenzungen aus. Soweit dies zutrifft, und nur dann, sollten Nicht-Stärken entwickelt werden, etwa durch Training oder Schulung. Denn menschliche Energie ist begrenzt und vor allem in der Nutzung der Stärken sinnvoll investiert.

Dies zu erkennen und zu nutzen ist eine uralte Weisheit. Was etwa in der Antike die „Stoiker“ bereits anschaulich formulierten, hat ein Deutsch-Amerikaner, Reinhold Niebuhr, 1917 in einer Predigt „auf den Punkt gebracht“, inzwischen als Gelassenheits-Gebet weltweit bekannt:

God, give us grace to accept with serenity the things that cannot be changed, courage to change the things which should be changed, and the wisdom to distinguish the one from the other.

  Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Was ich nicht ändern kann, erforderlichenfalls aber durchaus trainieren kann, sind meine Nicht-Stärken. Was ich ändern kann und sollte, sind die die Umwelt vielfach störenden Schwächen. Sie sind auch als „schlechte Angewohnheiten“ anzusehen, die man sich – nach dem oft eher schwierigen Erkennen – auch wieder „abgewöhnen“ kann. „Erste Hilfe“ hierzu bietet ein konstruktives Feedback, dass einen „Blinden Fleck“ sichtbar bzw. bewusst machen kann. (vgl. JOHARI-Fenster). Feedback ist immer ein Geschenk. Feedback kann auch erbeten werden  – Hilfe und Chance.

Die Chancen- und Bildungs-Stiftung STUFEN zum ERFOLG bietet mit ihrer auf den vorliegenden Erkenntnissen aufbauenden „Selbst-Analyse der Persönlichkeits-Struktur“ (SKA) ein wertvolles Instrument, das auf eine oft verblüffend einfache Weise grundlegende Hilfe leisten kann: In wenigen Minuten sind die individuellen Eigenschafts-Bündel – Stärken und Nicht-Stärken – darstellbar.

Die Nutzer, etwa Seminar-Teilnehmer oder Coachees, vermögen dann auf dieser Grundlage selbstständig ihre Schwächen zu erarbeiten und erkennen zugleich – und meist schnell – den Sinn einer Jahrhunderte alten Erkenntnis zur Unterscheidung etwa von Heilmitteln und Giften: Auf die Dosis kommt es an! (Paracelsus).

Da Menschen meist über zwei der vier genetisch fundierten Kern-Potenziale (Wille, Herz, Verstand und Kreativität / Vielfalt) verfügen, können sie – selbst bei sehr unterschiedlichen Anforderungen, etwa in Beruf, Familie, Ehrenamt etc. – situativ  flexibel reagieren. Diese Anpassungs-Chance kann ausgedrückt werden durch die sog. Lewin-Formel: Menschliches Verhalten ist eine Funktion von Persönlichkeit und Umwelt. Die Aussagekraft dieser „Formel“ geht weit über den Wortlaut hinaus: Es ist zugleich eine Begründung des herausfordernden Postulats:

Wer die Welt verändern will, muss bei sich selbst anfangen!

Angesprochen ist hiermit die interdependente Wirkung, die etwa in dem Wort von Stefan Zweig zum Ausdruck kommt:

Wer einmal sich selbst gefunden, kann nichts auf dieser Welt mehr verlieren.
Wer einmal den Menschen in sich begriffen, der begreift alle Menschen

Auf Kommunikation bezogen bedeutet dies mit den Worten des deutschen Experten, Friedemann Schulz von Thun (Miteinander reden):
Willst du ein guter Kommunikator sein, dann schau auch in dich selbst hinein.

Die Ergebnisse der SKA sind kompatibel mit den meisten der auf dem Markt angebotenen erwerbswirtschaftlichen Instrumente / „Persönlichkeits-Profile“.

Die SKA bedient sich auch der allgemein – ausgenommen Big Five und HBDI – in diesem Zusammenhang gebräuchlichen Naturfarben (Rot, Gelb, Grün, Blau).

Allerdings gibt es mit den Big Five durchaus eine weitgehende inhaltliche Übereinstimmung: Extraversion bzw. Introversion, Offenheit, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit. Lediglich der sog. Neurotizismus, der teilweise als eher krankhafte Ausprägung empfunden wird, macht hier eine Ausnahme.

Auch mit dem nur 3 Stärken ausweisenden, in Deutschland heimischen Struktogramm (Bio-Struktur-Analyse), gibt es weitgehende Gemeinsamkeiten: Dominanz / Wille, Nähe / Herz und Distanz / Verstand.  Allerdings fehlt die etwa im Marketing-Bereich bzw. für Außen-Auftritte maßgebende Komponente GELB. Als der Urheber des Struktogramm, Rolf W. Schirm, darauf angesprochen wurde, dass die in seinem „hirn-biologischen“ Triune Brain-Konzept genannten Eigenschaften von Blau (Distanz) nur die linke Großhirn-Sphäre beschreiben, war seine Antwort:

Die rechte Hemisphäre repräsentiert die alten Hirnbereiche, und zwar das Reptilien-Gehirn und das Limbische System. Diese seinerzeit als Schutzbehauptung empfundene Aussage, die letztendlch zur Trennung führte, hat dennoch Wahrheits-Gehalt, wie sich später herausstellte. Unbeschadet dessen ist der fehlende Ausweis von GELB ein Defizit im Hinblick auf eine aussagekräftige Potenzial-Analyse, insbesondere in Bezug auf spezielle berufliche Aufgaben. Im Übrigen fehlen bei diesem reduzierten Triune-Brain Konzept insoweit auch echte Polaritäten.

G. Jung verdeutlicht mit seinem zentralen Begriff „Präferenzen“ nachvollziehbar die Abgrenzung von Stärken und Nicht-Stärken. Darüber hinaus sind die Erkenntnisse von William M. Marston grundlegend. Nach einer Europa-Reise soll sich Marston gegenüber US-Kollegen sinngemäß geäußert haben: Die Europäer beschäftigen sich vorwiegend mit dem kranken Menschen, mich aber interessiert der normale, gesunde Mensch. Seine Recherchen und empirischen Befunde führten dann zu seinem Grundlagen-Werk „Emotions of Normal People“.

Die hierauf sowie auch auf den Erkenntnissen von Jung, etwa auch im Hinblick auf die Archetypen Anima und Animus, aufbauenden Erkenntnisse sind einsichtig:

  • Alle Menschen verfügen über alle menschlichen Potenziale
  • Diese sind relativ in individuellen Stärken / Nicht-Stärken ausdrückbar
  • Dies begründet die weitgehende Unterschiedlichkeit von Menschen
  • Grundlagen sind die Gene, modifiziert durch die jeweilige Umwelt
  • Menschliche Schwächen sind nicht angeboren, sondern erworben
  • Schwächen haben eine erkennbare Affinität zu Stärken
  • Schwächen sind das Gegenteil von Nicht-Stärken.

Diese Erkenntnisse sind essenziell für wertschätzende und erfolgreiche Kommunikation und zugleich relativ einfach umsetzbar, etwa durch die – angeblich in allen Weltreligionen existente – „Goldene Regel“:

Behandle Andere so, wie du selbst gern behandelt werden möchtet! oder:
Was du nicht willst, das man dir tu‘, das füg‘ auch keinem andren zu!

Wenn allerdings die Unterschiedlichkeit von Menschen sehr ausgeprägt ist, etwa zwischen dem tendenziellen Optimisten (mit starkem GELB) und dem tendenziell eher zum Pessimismus neigenden stark BLAUEN, wirkt die Goldene Regel nicht mehr oder ggf. sogar konträr: Dann gilt die sog. „Platin-Regel“:

Behandele Andre so, wie sie gern behandelt werden möchten.

Dies könnte zunächst Assoziationen wecken zur eingangs erwähnten „Primitiv-Formel“. Es handelt sich aber eher um einen der grundlegenden Erfolgs-Grundsätze, wie sie Stephen Covey in: The 7 Habits of Highly Effektive People“ formuliert hat: Erst verstehen, dann verstanden werden!

Die deutsche Übersetzung von Habits mit „Wegen“ dürfte vermutlich weniger der Intention von Covey entsprechen, denn es geht hier eher um eine Verinnerlichung von Gewohnheiten.

Stephen Covey, den das US-Time Magazine 1996 zu den „25 einflussreichsten Menschen in Amerika“ zählte, hat in einem Interview offen bekannt, der Grundsatz Verstehen bedeute auch für ihn selbst eine besonders große Herausforderung.

Dieser besonderen Herausforderung haben sich Menschen – im Berufs und Privatleben, etwa auch in der Familie, – tag-täglich zu stellen. Unterschiedliche Wissenschaftler betonen seit Jahren, dass Eltern – i. d. R. unwissentlich durch „gut gemeinte“, aber falsche Erziehung – Unrecht an ihren Kindern begehen, insbesondere, wenn deren Persönlichkeits-Struktur von der der Eltern abweicht.

Hier ist Hilfe möglich, wie ein kleines, authentisches Beispiel aufzeigt:

Eine engagierte – vom Wert des PSA-Konzepts überzeugte – Professorin hat vor einiger Zeit 15 Zwölf-Jährigen im Rahmen einer sog. Kinder-Universität eine Kurz-Analyse (im Kid Format) in 3 Stunden präsentiert / angeboten. Ein Junge, der sich als „Blauer“ (tendenziell introvertiert-sachorientiert) analysiert und „geoutet“ hatte, erklärte (OT) nach etwa 2 Stunden (zum Ende einer Pause):

„Jetzt verstehe ich meine Mutter, wenn sie immer sagt: Geh‘ nach draußen und spiel‘ mit den Anderen. - Aber ich mag das nicht!“

Erkenntnis: Dieser 12-Jährige hat nicht nur sein Verhalten als tendenziell „Blau“ erkannt und akzeptiert, sondern äußert darüber hinaus Verständnis für das ihm offenbar eher unangenehme Verhalten seiner vermutlich extrovertierten Mutter.

Und das nach gerade zwei Stunden!

Auf diese Weise können – für Eltern und für Kinder - hilfreiche Kommunikations-Strukturen etabliert werden, die für alle Partner einsichtig und wertvoll sind und auch unnötige Reibungen verhindern können. Das gegenseitige Verstehen setzt in erster Linie Einsichten über sich selbst voraus sowie dann die Bereitschaft, aus den oft zwischen Eltern und Kindern vorhandenen natürlichen Spannungen zunehmend zu innerer Verbundenheit und Gemeinsamkeit zu gelangen.

Eine breite Umsetzung dieser Chancen erfordert Aktivität, etwa indem engagierte Eltern qualifiziert werden, z. B. in relativ kurzen Workshops (bis zu 3 Std.) andere Eltern zu mehr Verständnis vor allem für Kinder, die anders „ticken“ als sie selbst, zu befähigen: Aufgrund der Erkenntnis von natürlicher Unterschiedlichkeit dürfte eine entsprechende Erziehung zu entwickeln und zu fördern sein: Liebevoll, verständnisvoll und zugleich auch konsequent

Die STUFEN-Stiftung entwickelt derzeit Projekte, u. a. etwa für Einsätze in den bundesweit etablierten Mehr-Generationen-Häusern (MGH), aber auch für engagierte Mitglieder von Eltern-Beiräten sowie für soziale und kirchliche Einrichtungen.

Beteiligung ist nicht nur möglich, sondern erwünscht!

Literatur- / Quellen-Hinweise
Boyd, Charles:
Was für Eltern braucht mein Kind? – Wege zu einer typgemäßen Erziehung. Wuppertal 1997: Brockhaus

Chapman, Gary:
Die fünf Sprachen der Liebe, Chicago 1992, 11. Auflage Marburg 2011: Franke

Gay, Friedbert / Vetter, Sabine:
Jedes Kind ist anders – Wie Sie lernen, Ihr Kind besser zu verstehen, Wuppertal / Kassel 2003: Onken

Littauer, Florence:
Einfach typisch – Für Eltern. So verstehen und fördern Sie die Persönlichkeit Ihres Kindes. 3. Auflage, Aßlar 2010: Gerth Medien

Wagner, Hardy / Kalina, Sabine:
Erfolg durch Persönlichkeit / Grundlagen wertschätzender Kommunikation, 2., überarbeitete Auflage, Landau 2011: Verlag empirische Pädagogik (vep)

Wagner, Hardy / Kunz, Monika:
Stärken erkennen – fit in 30 Minuten. Reihe Kids auf der Überholspur. 2. Auflage, Offenbach 2014: GABAL

Kontakt zum Autor: 

Prof. Dr. Hardy Wagner

h.wagner@stufenzumerfolg.de 

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