Gerhard und Oliver Reichel Gerhard und Oliver Reichel

Obamas Kunst der Rhetorik: 4 Dinge, von denen auch Sie profitieren können

Berührend und beeindruckend, offen und nüchtern - so schätzen Politiker, Diplomaten und Experten Obamas Antrittsrede ein. Ohne Zweifel: Obama ist ein rhetorischer Glücksfall. Wo immer er auch spricht: Die Menschen hängen an seinen Lippen. Was spricht dagegen, von Vorbildern zu lernen? Gerhard und Oliver Reichel vom Institut für Rhetorik in Forchheim haben vier seiner herausragenden rhetorischen Fähigkeiten analysiert.

1. Mut machen

Obwohl Obama die Probleme offen anspricht, hat er kein sehr düsteres Bild der Lage gezeichnet. Seine Botschaft:

  • „All das können wir schaffen. Und all das werden wir schaffen.“ 
  • „Wir bleiben die reichste und mächtigste Nation der Welt.“ 
  • „Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind ernst... Aber das sollst du wissen, Amerika, wir werden sie bewältigen!“

Fazit: Verbreiten Sie bei Ihren Vorträgen Zuversicht, machen Sie Mut. Redner, die ihre Wunden lecken, kommen bei den Zuhörern nicht gut an.

2. Bei Pannen souverän bleiben

Der Richter John Roberts hatte die Wortreihenfolge des Amtseides verkehrt vorgetragen, was Obama kurz zum Stolpern brachte. Er ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Er war offenbar darauf vorbereitet, dass es immer und überall Pannen oder Aussetzer geben kann - vor allem in Stresssituationen.

Fazit: Wer über der Sache steht und bei solchen persönlichen Pannen souverän reagiert, ist ein absoluter Profi und beweist, dass er gut ist. Kleine Fehler, Pannen oder Versprecher wirken menschlich und machen glaubwürdig.

Film gerissen - was tun?

Selbst wenn Sie noch so routiniert reden, wird es Ihnen ab und zu passieren, dass Ihnen mal „der Film reißt“, Sie einen Blackout haben. Das ist normal und natürlich. Es ist deshalb völlig unnötig, dass Sie sich für einen Versprecher, für ein kurzes Ringen nach einem Wort oder einen treffenden Ausdruck entschuldigen. Sie bieten doch eine „Live-Sendung“! Und wer live spricht, d. h. wer nicht vom Manuskript abliest oder auswendig Gelerntes herunterbetet, darf ruhig mal einen „Hänger“ haben. Für Ihre Redepraxis bedeutet dies: Das Missgeschick ist kein Missgeschick, erst die falsche Reaktion macht es dazu. Niemand wird von Ihrem „Filmriss“ etwas merken, wenn Sie eines der folgenden „Klebemittel“ anwenden:

  • Den Gedanken später bringen.
  • Den Gedanken ganz weglassen.
  • Den zuletzt gesagten Satz mit besonderem Nachdruck wiederholen.
  • Das bisher Gesagte kurz zusammenfassen.
  • Eine kurze, wirkungsvolle Pause einlegen.
  • Eine Frage an die Zuhörer richten.
  • Tief durchatmen.
  • Die Zuhörer etwas notieren lassen.
  • Die Zuhörer um Mithilfe bitten (z. B. „Wo waren wir stehengeblieben?“ oder „Wie könnte man das formulieren?“
  • Füllmaterial bereithalten.

 

3. Von Redeprofis helfen lassen

Obwohl Obama selbst schon zwei Bestseller geschrieben hat, lässt er sich beim Redenschreiben helfen. Von Jon Favreau, 26 Jahre alt, der aussieht wie ein Schülerpraktikant. Doch das täuscht: Seine Sätze, Worte, Metaphern und Bilder vergolden Obamas Reden.

Fazit: Bereiten Sie sich gut vor und lassen Sie sich ruhig dabei helfen.

Der Obama-Flüsterer

Er schreibt Sätze, die Millionen Menschen Gänsehaut machen. Allerdings nur, wenn sein Chef sie ausspricht. Dieselben Worte aus dem Mund von, sagen wir, Kurt Beck, würden schlicht und blass wirken. Das macht einen guten Redenschreiber aus: Der Einklang mit dem Redner. Er muss dessen Gedanken lesen können, darf ihm keine fremden Worte in den Mund legen. Wenn Sie Ihren Redetext selbst schreiben, sollten Sie folgende Regeln beachten:

  • Haben Sie sich auf das Thema konzentriert und nicht zuviel in die Rede gepackt? Gut! Eine Rede ist kein Bauchladen! Beschränken Sie sich auf ein einziges Thema und gliedern Sie dieses in maximal fünf logische Punkte, sonst verwirren Sie Ihre Zuhörer. Die größte Kunst eines Redners ist das Weglassen
  • Zeichnet sich Ihr Redetext durch "story telling - quality" aus? Gut! Kleiden Sie Ihre Botschaften in kleine Geschichten. Nichts hält Ihr Publikum besser wach! Nichts macht den Vortrag unterhaltsa­mer! 
  • Wollen Sie Ihr Publikum zum Lachen oder Schmunzeln bringen? Gut! Doch Vorsicht: Nichts ist peinlicher als ein Red­ner, der als einziger über seinen Witz lacht. Beschränken Sie sich auf Witze oder Anekdoten, die wirklich geistreich sind! 
  • Haben Sie Zitate eingebaut? Gut! Aber wählen Sie sorgfältig aus. Zitate mit Witz und Pfiff, kurz, von klugen Leuten mit Autorität, nicht zu viele und vermeiden Sie das Zitieren langer Passagen. Nehmen Sie immer Filetstücke, nie die ganze Kuh! 
  • Argumentieren Sie mit Zahlen? Gut! Nichts überzeugt mehr, als handfeste, kon­krete, überprüfbare Zahlen. Es ist besser zu sagen "83%" als "die meisten" oder "die Mehrzahl". 
  • Lockern Sie Ihren Text mit rhetori­schen Fragen auf? Sehr gut! Sie machen neugierig und zwingen zum Mitdenken. Sie können ganze Passagen Ihrer Rede mit lauter klug gestellten rhetorischen Fragen bestreiten. Grundsätzlich gilt: Ein Vortrag ohne Fragen gleicht einem schlecht durchlüfteten Zimmer. 
  • Sind Ihre Sätze unterschiedlich lang? Prima! Gleichmäßig lange Sätze wirken monoton und machen müde. Oder sie wecken Aggressionen, wie ein tropfender Wasserhahn bei Nacht.

 

4. Bildhaft reden

"Wir müssen uns mit Hoffnung den eisigen Strömen stellen."

"Der Flickenteppich der Vereinigten Staaten ist unsere Stärke."

„…Worte, gesprochen in Flutzeiten des wachsenden Wohlstands und in der ruhigen See von Friedenszeiten.“

„… auch wenn nun Wolken aufkommen und Stürme wüten.“

„… müssen wir uns aufraffen, uns den Staub abklopfen.“

„Wir werden Sonne und Wind und Boden nutzen, um unsere Autos und Fabriken zu betreiben."

„…wir aber die Hand ausstrecken werden, wenn Ihr bereit seid, Eure Faust zu öffnen."

Fazit: Bildhafte Ausdrücke werden in der rechten Gehirnhälfte verarbeitet und damit im Langzeitgedächtnis gespeichert.

Barack Obama spricht die Phantasie seiner Zuhörer an. Er malt die Zukunft mit Worten, macht Mut und ist scheinbar in allen Lebenslagen sicher in seiner Kommunikation. Und obwohl er fachlich top ist und sich bestens in den wirtschaftlichen und globalen Begegenheiten auskennt, spricht er genau in dem Moment, in dem er das Rednerpunkt betritt, mit einfachen und eingänglichen Worten aus dem Herzen und damit genau die Herzen der Zuhörer an.


Gerhard Reichel

Institut für Rhetorik, Forchheim, hat sich in mehr als 30 Jahren einen exzellenten Ruf als Rhetorik-Trainer erarbeitet. Unternehmer, Politiker und Führungskräfte schätzen das Know-how und die Persönlichkeit des mehrfachen Buchautors und gefragten Referenten. Sein 1975 gegründetes Institut für Rhetorik zählt mittlerweile zu den ersten Adressen Deutschlands. Die Teilnehmer lernen, in Kleingruppen souverän zu kommunizieren, lebendig zu reden und gehen damit als Persönlichkeit gestärkt neue Wege.

Oliver Reichel

ergänzt seit 1997 mit den Spezialgebieten Rhetorik und Mnemotechnik das Programm, denn nur mit einem unschlagbaren Gedächtnis wird der Traum, ein Redner mit Ausstrahlung zu werden, auch Wirklichkeit.

Weitere Informationen erhalten Sie

bei Gerhard Reichel, Institut für Rhetorik, Goethestraße 1, 91301 Forchheim, Tel.: 09191/89501, Fax: 09191/2801, per Email reichel.seminare@t-online.de oder  online unter http://www.gerhardreichel.de.

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