Günter W. Remmert Günter W. Remmert

SCHMIEDE Brief

EINE KRISE IST KEINE KATASTROPHE

Zeitungen, Radio und Fernsehen sind voll davon: ihr häufigstes Wort ist Krise. Schweinegrippe -die milde Variante einer alljährlichen Grippe. Vogelgrippe, Rinderwahn - können Sie sich noch daran erinnern? Schneechaos - die Natur muss sich nur wie jedes Jahr im Winter verhalten: schon hagelt es Schlagzeilen.

Unter Chaos und Katastrophe geht in manchen Medien offenbar nichts mehr. Das „Chaos" meint aber auf Griechisch einen „gähnenden Schlund". Und die „Katastrophe" ist wörtlich übersetzt die „Wende zum Untergang". Ist das tatsächlich eine angemessene Beschreibung eines Schneesturms, der Straßen vorübergehend unpassierbar macht?

Das Schlimme an solchen ständig neu aufgelegten Alarmmeldungen ist ihr ansteckender Effekt. Was gemeldet wird, wird geglaubt. Als jemand, der am öffentlichen Zeitgeschehen teilnehmen will, wird man unwillkürlich in den Sog solcher „Nachrichten" hineingezogen, verunsichert und beunruhigt. Es gelingt nur schwer, sich der öffentlichen Problemtrance zu entziehen. Ein Klima allgemeiner Verunsicherung und Angst scheint allgegenwärtig.

Wenn der Winter in einigen Gegenden die Mobilität erschwert, ist das nur eine jahreszeitlich bedingte Einschränkung. Mit ihr will umgegangen sein: Autos sind wetterfest zu machen, Termine zu verlegen, Pufferzeiten einzukalkulieren. Eine Aufgabe für vorausschauende Planung und intelligente Logistik, mehr nicht.

Schon viel wäre erreicht, wenn wir der Krise den Beigeschmack der Katastrophe nehmen könnten. Wenn wir uns von der veröffentlichten Problemhypnose nicht anstecken ließen. Aber das ist leichter gesagt als getan.

Eine Krise ist von der griechischen Bedeutung dieses Wortes her eine Entscheidungssituation. Wahrscheinlich sprachlich eingeführt durch Ärzte, meint Krise eine Situation, in der Altes und Neues, Krankheit und Gesundheit oder ähnliches miteinander im Streit liegen und eine Entscheidung ansteht. Goethe meinte: „Alle Übergänge sind Krisen".

Wir Menschen sind aber Wesen, die sich ständig in Bewegung, in Übergängen befinden: neue innere und äußere Erfahrungen, Abschied von Vertrautem und Auftakt von Neuem, Berufs- und Ortswechsel, Älterwerden, Wechsel von einer Situation in eine andere. Und in all diesem Wechsel sind Entscheidungen nötig. Das alles ist es ja, was wir unter Entwicklung, unter Wachstum verstehen. So gesehen ist das Leben eine einzige langandauernde Wachstumskrise.

Eine Krise ist also keine Katastrophe, sondern einfach nur eine Entscheidungssituation. Alte Mittel und Vorgehensweisen funktionieren nicht mehr wie bisher. Ein Wendepunkt steht an. Damit es gut weitergeht, braucht es eine entscheidende Veränderung.

PROBLEM ODER EINSCHRÄNKUNG?

Handelt es sich nun bei der Krise um ein Problem oder um eine Einschränkung? Was ist der Unterschied? Eine Beschränkung ist etwas, was ich nicht verhindern kann. Eine Krankheit, ein Unfall, Wetterkapriolen, alles, was in der Vergangenheit passierte, sind Dinge, die ich nicht ungeschehen machen kann. Was ich allerdings tun kann, ist sie anzuerkennen und zu akzeptieren, dass es Beschränkungen sind, die ich nicht verändern kann.

Ein Problem dagegen ist etwas, wofür eine Lösung denkbar und machbar ist. Wenn das Winterwetter mir einen Strich durch meine bisherigen Pläne machte, so kann ich das Wetter nicht ändern (Beschränkung). Aber daraus entstandene Verzögerungen können ein Problem darstellen, das durch geeignete Maßnahmen zu lösen ist. Es gibt viele Arten, mit den Folgen von Einschränkungen und mit krisenhaften Übergängen umzugehen.

Manchmal haben wir im Leben Schwierigkeiten zu erdulden, ohne dass wir etwas anderes tun können, als sie zu durchleben. Das kann sehr hart sein, doch es gehört zum Leben dazu. Wenn wir Unvermeidliches akzeptieren, wenn wir aufhören, etwas zu verhindern, was nicht verhindert werden kann, steht uns Energie, die wir vorher nutzlos verschwendet haben, mit einem Mal wieder zur Verfügung. Wir können uns neu umschauen und Möglichkeiten entdecken, wo wir sie vorher nicht gesucht haben. Wenn uns dies gelingt, machen wir (wie in nebenstehendem Cartoon) aus einem großen Minus ein kleineres Plus.

Wer eine Beschränkung als Problem behandelt, vergeudet Kraft und Zeit. Sein Vorhaben ist zum Scheitern verurteilt. Eine nicht lösbare Situation lässt sich nicht ändern. Sie lässt sich nur akzeptieren als das, was sie ist. Und ich kann lernen, wie ich mit den Folgen dieser Beschränkung umgehe.

Genauso nutzlos ist es, Probleme so zu behandeln als seien sie Beschränkungen: „Ich habe alles versucht, aber es ist unmöglich, mit diesen Leuten zurecht zu kommen!" oder „Die Hälfte dieses Teams sind Idioten - es wird nie klappen, sie zum Handeln zu bewegen." Hier wird eine Lösung prinzipiell verneint, wo es doch im mitmenschlichen Bereich immer Lösungen gibt. Leicht endet eine solche Haltung in Sarkasmus und Zynismus, etwas, was weder hilfreich ist noch konstruktiv.

Gebet der Anonymen Alkoholiker

»Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.«

Quelle: SCHMIEDE-Brief "Was in Krisen hilft"


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Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung vom Seminarhaus SCHMIEDE, der beruflichen und privaten LÖSUNGSSCHMIEDE. Günter W. Remmert aus der Ausgabe 01/2010 der Schmiede-Briefe.

Die bisherigen SCHMIEDE-Briefe, viele Vorträge und Seminarskripts sind auf unserer Homepage www.seminarhaus-schmiede.de/ zu lesen und kostenlos herunter zu laden.

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