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Die 5 wichtigsten Merkmale komplexer Situationen

HansJörg Schumacher

Es klingt zu schön, um wahr zu sein! Folge ich den Angeboten unterschiedlichster Experten und Management-Gurus soll es möglich sein, sie „zu beherrschen“, sie „zu managen“ oder sie doch zumindest „zu reduzieren“ – die Komplexität. Doch Vorsicht! Wäre die „Komplexität“ eines Systems oder einer Situation beherrschbar, zu managen oder zu reduzieren, dann wäre ein komplexes System oder eine komplexe Situation eben gerade nicht mehr „komplex“ sondern bestenfalls noch „kompliziert“. Und das macht für uns in einem „Entscheidungsprozess“ einen gewaltigen Unterschied aus!

Immer wenn wir uns im privaten oder im beruflichen Leben mit undurchsichtigen und unerwarteten Situationen konfrontiert sehen, benutzen wir gerne den Begriff der „Komplexität“, wenn etwas schief ging, dann auch als Entschuldigung: Es war einfach zu komplex! Das betrifft uns als Kunden im Elektrofachmarkt, der vor einer erschlagenden Produktpalette verschiedener Waschmaschinen steht, genauso wie uns in der Rolle als Trainer und Berater, der sich in der Konzeptionsphase eines Trainingsprogrammes oder in der Begleitung eines Change-Prozesses befindet.

Alles Grund genug, sich mit der Fragen zu beschäftigen, was Komplexität eigentlich ist, warum sie uns so zu schaffen macht und was einen erfolgreichen Umgang mit Komplexität ausmacht.

Eine komplexe Geschichte

Doch langsam und der Reihe nach. Zum Einstieg eine Geschichte, die verdeutlicht, dass jeder von uns täglich mit komplexen Entscheidungssituationen konfrontiert ist. Anhand dieser Geschichte möchte ich Dir die zentralen Merkmale von komplexen Entscheidungssituationen vorstellen.

„Bert Beispiel hat einen wichtigen Pitch gewonnen und den Auftrag bekommen, das Führungsteam eines Mittelständlers in einem Organisationsentwicklungsprozess zu begleiten – endlich, denn er hat so viel dafür gearbeitet, dass er kaum eine freie Minute für andere Projekte hatte. Jetzt will er beginnen, die Auftaktveranstaltung zu planen:

Der Auftraggeber (HR-Manager) stellt sich vor, mit der gesamten Führungsriege des Unternehmens (45 Führungskräfte der ersten und zweiten Ebene) zwei Tage in ein Hotel zu gehen und hier den Grundstein für ein umfangreiches Führungskräfteentwicklungsprogramm zu legen. Kernthema des Programms soll die „Transformationale Führung“ sein. Die erste Herausforderung besteht in der Terminierung der Veranstaltung. Die Veranstaltung soll im 2. Quartal stattfinden und die Monate April und Mai sind mit den vielen Feiertagen schon sehr fragmentiert. Weiter soll das Hotel ein angemessenes 4-Sterne-Ambiente bieten und im „Grünen“...und es wird eine „verkehrsgünstige“ Lage des Hotels zum Frankfurter Flughafen erwartet. ...Mit dem HR-Manager ist die inhaltliche Frage zu dieser Veranstaltung im Wesentlichen geklärt. Doch jetzt möchte auch noch der Geschäftsführer und Inhaber des Unternehmens in die Vorbereitung einbezogen werden. ...Per Email stellt aktuell der HR-Manager die Frage in den Raum, ob nicht vielleicht der Betriebsrat mit auf die Einladungsliste gesetzt werden sollte... Angesichts der Größe des Managementteams braucht Bert einen Co-Trainer. Das ist bereits im Budget drin – doch welcher Trainer in seinem Netzwerk hat zum geplanten Termin auch Zeit? ...und dann die logistische und inhaltliche Planung der Managementkonferenz.

Mit ähnlichen Herausforderungen und Fragestellungen wie Bert in seinem Projekt sind auch wir in unserem beruflichen Alltag als Trainer und Berater ständig konfrontiert – und zwar meistens nicht nur wir alleine, sondern auch unser Team und der ganze „Rest“ darum herum.

Merkmale komplexer Systeme & Situationen

Du kennst sicher auch die Situation, dass...

Merkmal 1: Große Anzahl an Elementen

...Du bei Deinen täglichen Entscheidungen eine groß Anzahl verschiedener Faktoren berücksichtigen musst.

Bert zum Beispiel muss bei seiner Projektplanung an seinen Ansprechpartner, seinen Auftraggeber, seinen Co-Trainer, das Hotel und dessen Umgebung, an das benötigte Material, an den Budgetrahmen und noch an einiges mehr denken.

Merkmal 2: Vernetztheit – alles hängt mit allem zusammen

...sich Deine Entscheidungen und Handlungen vielfältig auswirken.

Wenn Bert sich für eine „Dramaturgie“ entscheidet, muss er damit rechnen, dass es im Workshop zu „Widerstand“ kommen kann... dass die Einladung an den Betriebsrat ganz konkrete Einflüsse auf die Stimmung im Workshop haben kann.

Merkmal 3: Intransparenz – nicht alle notwendigen Informationen sind zugänglich

...Du nicht immer alle notwendigen Informationen zur Verfügung hast, um einen Aufgabenbereich oder eine Fragestellung wirklich genau überblicken zu können.

Bert weiß weder, ob das vom Auftraggeber gewählte Hotel den Anforderungen genügen wird noch kennt er alle Geschichten von der „Hinterbühne“ des Unternehmens, die relevant sein könnten.

Merkmal 4: Zieloffenheit – viele mögliche und teilweise unvereinbare Ziele

...Du manchmal verschiedene Ziele festlegen und Prioritäten setzen musst, um eventuell festzustellen, dass Du nicht alle Ziele erreichen kannst, weil diese miteinander unvereinbar sind.

Bert kann nicht gleichzeitig dem Wunsch des Inhabers nach konkreten „Führungsleitlinien“ am Ende der Veranstaltung gerecht werden und zum anderen einen „offenen Prozess“ gestalten. Ihm wird nichts anderes übrig bleiben, als Prioritäten zu setzen. Nur weiß er nicht, was denn nun das Wichtigste ist.

Merkmal 5: Eigendynamik – die Dinge ändern sich von selbst

...dass sich die Dinge auch dann, wenn Du nichts tust, von selbst verändern.

Eben erfährt Bert, dass der Betriebsrat von sich aus die Entscheidung getroffen hat, nicht an der Managementkonferenz teilzunehmen.

Situationen, die alle diese 5 Merkmale aufweisen, nennt man auch „komplexe Entscheidungssituationen“!

In einer ähnlichen Situation wie Bert Beispiel hast Du sicher auch schon mal gesteckt. Du hast Dich dann für eine der Möglichkeiten entschieden und gedacht, dass dies die beste Lösung sei – und vielleicht hast Du Dir kurze Zeit später auch gesagt:

„Mensch, hätte ich nur an ... gedacht.“

„Hätte ich... vorher gewusst.“,

„... habe ich leider übersehen.“ oder

„Hinterher ist man immer schlauer!“.

Eigentlich reicht es schon aus, diese Merkmale komplexer Situationen zu kennen und darüber nachzudenken, ob sie einem nicht selbst schon einmal unterlaufen sind... und dann daraus zu lernen! Doch das klingt leichter gesagt als getan. Unser Verständnis von Intelligenz im Allgemeinen und Komplexität im Besonderen stehen in einem sehr ungünstigen Verhältnis zueinander. Denn „intelligentes Handeln“ kann zwangsläufig erst entstehen, wenn die Komplexität einer Angelegenheit „reduziert“ wurde – wie und von wem auch immer. Unser Unterbewusstsein liebt es einfach, sich die Welt einfach zu machen und wählt gerne den „short-cut“, die Heuristik auf seinem Weg zu einer Entscheidung. Positiv nennen wir das dann gerne „Intuition“. Vor allem, wenn’s gut ausgegangen ist...

Wirklich besser werden...

.... das möchtest Du vermutlich gerne. Dazu solltest Du zunächst Dein eigenes Verhalten angesichts komplexer Situationen kennenlernen: Ich habe für Dich einige Fragen zusammengestellt, die Dich unterstützen sollen, Dein Verhalten im Umgang mit Komplexität genauer zu durchleuchten. Meine Bitte: Suche jeweils Beispiele aus Deinem Arbeitsleben und überlege Dir:

• was Du nicht ändern möchtest, weil es bei Dir wirklich gut läuft.

• was Du ändern möchtest.

• über welche Punkte Du vielleicht mit anderen sprechen möchtest ...

Mehr dazu unter www.myblog4u.one 

Der Autor: HansJörg Schumacher

Trainer und Berater aus Leidenschaft mit den Schwerpunktthemen rund ums Führen, Verhandeln und Verkaufen. Schwerpunkt meiner Arbeit ist neben der Vermittlung von innovativen und effektiven Kommunikations- und Erfolgsstrategien die Entwicklung sozialer Kompetenz und emotionaler Intelligenz im Führungsalltag – Kommunikation einfach machen!

HansJörg Schumacher ist auch Mitautor des Buches "Die Nachwuchs-Führungskraft - ihre Probleme - ihre Lösungen".

HansJörg Schumacher
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Tel. 040 - 30 700 159 744
Mobil 0177 - 824 18 48
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