Die neue Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag eine Gründerkampagne angekündigt. Die Zeit scheint günstig: In den kommenden Monaten wird es verstärkt Existenzgründungen geben. Der DIHK zeigt auf, was für eine tragfähige Gründerdynamik geschehen muss.
IHKs rechnen mit mehr Existenzgründungen. 93 Prozent der IHK-Gründungsexperten rechnen mit mehr Existenzgründungen in den nächsten 12 Monaten, 7 Prozent mit einer Stagnation, kein Experte mit weniger Gründungen. Die IHK-Existenzgründungsberater der 80 IHKs führen jährlich mehr als 60.000 Gespräche.
Arbeitslosigkeit dominiert als Gründungsmotiv. Viele Arbeitslose sehen in der Selbstständigkeit einen Ausweg, um die Erwerbslosigkeit zu beenden. Das „Not-Motiv“ überdeckt oft die wirtschaftliche Perspektive, denn die Aussichten für Existenzgründer bleiben schwierig. Dazu passend: 4 von 10 arbeitslosen Gründern können ihre Geschäftsidee nicht klar darlegen.
Auch in der Krise: Chancen für Innovatoren.
Doch es wird nicht nur „Notgründungen“ geben. Gute Chancen sehen IHKs etwa in den Bereichen Umwelt, Energie, Gesundheit, Medizintechnik. Auch IT-Dienstleister und der regionenbezogene Tourismus weisen vergleichsweise gute Aussichten auf.
Innovative Dienstleistungen gefragt. Mit günstigen Aussichten rechnen die IHKs bei Angeboten für spezielle Kundengruppen – wie Senioren oder private Haushalte. Im Zuge eines hohen Bedarfs, Beruf und Familie zu vereinbaren, werden zudem der Kinderbetreuung gute wirtschaftliche Perspektiven zugeschrieben.
Vorbehalt: Private Kaufkraft, Finanzierung, Businessplan. Vor allem die teils günstigen Aussichten für Gründungen im Bereich personenbezogener Services stehen unter dem Vorbehalt, dass die auch vom DIHK prognostizierte steigende Arbeitslosigkeit die private Kaufkraft nicht zu stark schmälert. Zudem spüren Existenzgründer Finanzierungsschwierigkeiten: Anders als etablierte Unternehmer verfügen sie über keine Geschäftshistorie, die Banken bei der Antragsbeurteilung berücksichtigen könnten. Auch Sicherheiten sind häufig Mangelware. Neben einer guten Geschäftsidee kommt es auf einen sauber kalkulierten Businessplan an sowie gerade bei Dienstleistungen auf Marktkenntnisse und Begeisterung für den Service.
Die angekündigte Gründerkampagne muss daher Maßnahmen enthalten, bei denen die Bundesregierung auch Bundesländer und Banken mit ins Boot holt.
- Für eine Kultur der Selbstständigkeit muss das Thema „Unternehmertum“ stärker und systematisch im Bildungssystem verankert werden, z. B. für ein Schulfach „Wirtschaft“.
- Konkrete Bürokratieabbau-Maßnahmen sind notwendig. Gründer sollten ihre Umsatzsteuervoranmeldung vierteljährlich statt monatlich abgeben dürfen, das Steuerformular „EÜR“ (Einnahmen-Überschuss-Rechnung) ist überflüssig.
- Die IHKs sollten Gewerbeanzeigen rechtsgültig bearbeiten dürfen. Mit einem Paket aus Orientierungsberatung und Hilfe bei Formalia – von der Erstauskunft über Coaching-Vermittlung, Businessplan-Check bis zur Gewerbeanmeldung – wollen die IHKs die Gründung erleichtern
- Bei den Regulierungsmaßnahmen für die Finanzmärkte werden derzeit Lösungen diskutiert, wie der Spagat zwischen Risikobegrenzung bei den Banken einerseits und Sicherstellung der Finanzierung andererseits bewältigt werden kann. Ein Fokus dabei muss auf jeden Fall auf der Gründungsfinanzierung liegen: Banken sollten bei ihren Bonitätsbewertungen von Gründungen nicht rein schematisch, sondern mit Fingerspitzengefühl vorgehen und neben den Zahlen auch die Unternehmerpersönlichkeit berücksichtigen.
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